Viele Streitfragen in Paraguay

Zu viel für 48 Stunden

Paraguay ist die letzte Station der päpstlichen Lateinamerika-Reise. Dort versucht Franziskus ab Freitagabend in kurzer Zeit eine ganze Bandbreite von Problemen anzusprechen. Dabei wird ihm Hoffnung, aber auch Enttäuschung entgegenschlagen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Altar mit dem Porträt von Papst Franziskus in Asuncion in Paraguay am 9.7.15 (dpa)
Altar mit dem Porträt von Papst Franziskus in Asuncion in Paraguay am 9.7.15 / ( dpa )

Keine populären Linkspolitiker, sondern ein milliardenschwerer Unternehmer begrüßt Papst Franziskus am Freitagabend (Ortszeit, 24 Uhr MESZ) in Paraguay. Horacio Cartes ist im Gegensatz zu Ecuadors Präsident Rafael Correa und Boliviens Staatsoberhaupt Evo Morales ein klarer Verfechter der Marktwirtschaft.

Das katholische Kirchenoberhaupt bekommt bei seinem Drei-Länder-Besuch in Lateinamerika die ganze Palette von wirtschaftlicher Diversität des Kontinents geboten. Die Probleme in Paraguay sind aber trotzdem die gleichen wie in Ecuador und in Bolivien. Auch in Paraguay stehen Umweltschützer oft auf verlorenem Posten, ist die Armut ein zentrales Thema. Indigene Völker stehen beim Kampf um ihre Rechte oft allein da. All das muss der Papst in seinem kurzen Programm berücksichtigen.

Abholzung von Waldgebieten

Die Abholzung in Waldgebieten, in denen unkontaktierte indigene Völker leben, zog zuletzt Medieninteresse auf sich. Betroffen von den Rodungsarbeiten mehrerer großer Agrar-Unternehmen ist vor allem die indigene Volksgruppe der Ayoreo, die im Chaco im Nordwesten Paraguays lebt. Für Maximiliano Mendieta, Anwalt der indigenen Gemeinschaft der Cuyabia, zu der auch die Ayoreo zählen, verletzen die Abholzungen die Umweltgesetze - die einen Schutz von 25 Prozent der vorhandenen Waldfläche als Rückzugsgebiete vorsehen. Das Thema ist eigentlich wie geschaffen für Franziskus, um seine jüngsten Umwelt-Enzyklika anhand eines konkreten Beispiels zu erklären.

Es wäre ein Zeichen, das vor allem die Vertreter der Verbände von indigenen Bevölkerungsgruppen und Kleinbauern besänftigen würde. Sie beklagten jüngst, weder die Kirche noch die Regierung habe ihre Anliegen im Programm der Papstreise genügend gewürdigt. Das überrascht, immerhin ist ein zentraler Punkt der Besuch des Elendsviertel "Banado Norte" am Rand der Hauptstadt am Sonntag. Die schwächsten Gruppen der Bevölkerung würden ausgeschlossen, beklagte dennoch der Sprecher der Nationalen Kleinbauern-Organisation, Luis Aguayo. Ihre Aufgabe sei es lediglich, Stühle zu wärmen. Zu einem Gespräch mit dem Papst werde es dagegen nicht kommen, kommentierte Aguayo verbittert.

Soldat in der Gewalt der Guerilla EPP

Ob einer der Stühle von Ex-Präsident und Ex-Bischof Fernando Lugo gewärmt wird, war bis zuletzt unsicher. Lugo war bis 2005 katholischer Bischof von San Pedro und seit 2008 Staatspräsident Paraguays. Der Senat beendete im Juni 2012 Lugos Amtszeit vorzeitig, nachdem die Abgeordnetenkammer eine Amtsenthebungsklage eingereicht hatte. Begründet wurde sie mit einer mangelhaften Ausübung seines Amtes in Zusammenhang mit Bauernprotesten, bei denen es mehrere Tote gab. Mittlerweile spielt Lugo als Senator wieder eine gewichtige politische Rolle.

Auch die Eltern eines entführten Soldaten wollen den Papst persönlich sehen. Seit fast einem Jahr ist der Unteroffizier Edelio Morinigo in der Gewalt der linksgerichteten Guerilla-Organisation EPP - einer Miliz, die seit 2005 vor allem in der Region Concepcion mit Gewalt für ihre Ziele kämpft. Jetzt hofft die Mutter des Verschleppten, Obdulia Florenciano, mit Franziskus persönlich über ihren Sohn sprechen zu dürfen. Schon vor Wochen bat sie den Innenminister, ein Treffen zu ermöglichen.


Quelle:
KNA