Von 1985 bis 1997 war Oestreicher Domherr der anglikanischen Kathedrale von Coventry und Leiter des dortigen internationalen Versöhnungszentrums (Nagelkreuzgemeinschaft), die im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Bomben zerstört wurde. Von 1975 bis 1979 war er Vorsitzender der britischen Sektion von Amnesty International.
Oestreicher wurde am 29. September 1931 als Sohn eines jüdischen Arztes im thüringischen Meiningen geboren. Mit seiner Familie musste er 1939 Deutschland verlassen, nachdem der Vater von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt worden war.
Oestreicher wuchs in Neuseeland auf und studierte Politologie, ab 1955 in Deutschland Theologie. 1960 empfing er in London die anglikanische Priesterweihe und wirkte von 1968 bis 1981 als Gemeindepfarrer im Süden der englischen Hauptstadt.
Mehrfach ausgezeichnet
Oestreicher engagiert sich auf vielfache Weise für Frieden, Versöhnung und Menschenrechte und gegen Atomkraft. Für seinen Einsatz wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, dem Wartburgpreis und der Ehrenmedaille der Stadt Coventry. Weiter erhielt er die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Meiningen und eine theologische Ehrendoktorwürde (Lambeth Degree) des damaligen anglikanischen Primas Rowan Williams.
2004 erhielt Oestreicher für seine Verdienste um den Freistaat Sachsen den Sächsischen Verdienstorden. Er habe in den 60er Jahren mit BBC-Berichten über das kirchliche Leben in der DDR dazu beigetragen, eine breite Öffentlichkeit über die Schwierigkeiten der Kirchen und Gläubigen unter einer atheistischen Staatsideologie zu informieren, hieß es in der Begründung. Mit seiner englischen Stiftung "Dresden Trust" half er beim Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche.
Oestreicher ist seit 2001 in zweiter Ehe mit einer Neuseeländerin verheiratet. Mit ihr lebt er im südenglischen Brighton im Ruhestand.