Trauer und Entsetzen über Gewalttat in Potsdamer Pflegeheim

Vier Bewohner getötet

Die gewaltsame Tötung von vier Bewohnern einer evangelischen Betreuungseinrichtung für Menschen mit Behinderungen in Potsdam hat Trauer und Entsetzen ausgelöst. Erzbischof Heiner Koch will für die Opfer und ihre Angehörigen beten.

Blumen und Kerzen vor der Einrichtung des diakonischen Anbieters Oberlinhaus in Potsdam, Brandenburg / © Christophe Gateau (dpa)
Blumen und Kerzen vor der Einrichtung des diakonischen Anbieters Oberlinhaus in Potsdam, Brandenburg / © Christophe Gateau ( dpa )

"Wir sind entsetzt und erschüttert über dieses Verbrechen an den Schwächsten und Schutzbedürftigsten in unserem diakonischen Haus", heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung von Landesbischof Christian Stäblein und dem Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Es sei "ein schwarzer Tag, für uns alle in Diakonie und Landeskirche". Sie sprachen Angehörigen und Hausbewohnern ihr tiefes Mitgefühl aus. Am Abend soll in der Kapelle des Oberlinhauses eine Gedenkandacht stattfinden.

Mitarbeiterin wurde festgenommen

In dem Wohnheim Thusnelda-von-Saldern-Haus in Potsdam-Babelsberg waren am Mittwochabend vier Menschen mit tödlichen Verletzungen entdeckt worden. Eine Frau aus dem Wohnheim war nach Angaben des diakonischen Anbieters Oberlinhaus schwer verletzt worden. Die Verletzungen aller Opfer sind nach bisherigen Erkenntnissen auf schwere, äußere Gewaltanwendung zurückzuführen.

Eine dringend tatverdächtige 51 Jahre alte Mitarbeiterin wurde vorläufig festgenommen. Zum möglichen Motiv liegen noch keine Informationen vor. Bei den vier Getöteten handelt es sich den Angaben zufolge um Bewohner, die alle schon lange Zeit dort lebten, zwei davon bereits seit dem Kindesalter.

Das Oberlinhaus stehe unter "Schockstarre". Es sei eine so große Erschütterung, "das hat uns schon die Beine weggehauen", sagte der Theologische Vorstand der Einrichtung, Matthias Fichtmüller, am Donnerstag. Während der Pandemie habe es in dem betroffenen Haus nicht einen einzigen Corona-Fall gegeben. Jetzt müssten alle "weiter funktionieren" und für die Menschen da sein. "Wir können uns noch gar nicht auf das Trauern konzentrieren."

Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen

Die Toten und die Schwerverletzte waren laut Polizei in verschiedenen Zimmern gefunden worden. Die Polizei war kurz vor 21 Uhr am Tatort. Kriminaltechniker sicherten in der Nacht Spuren. Auch ein Notfallseelsorger war vor Ort.

Das Thusnelda-von-Saldern-Haus gehört zum Komplex des Oberlinhauses. Es ist nach dessen Angaben eine Wohnstätte für Erwachsene mit mehrfachen schweren Behinderungen. Zum Oberlinhaus gehören neben Einrichtungen für Menschen mit Behinderung auch eine Schule und eine Orthopädische Fachklinik.

Der Verein Oberlinhaus teilte im Internet mit: "Unsere Anteilnahme gilt auch den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern, die nun mit dem Verlust leben müssen und unseren Kolleginnen und Kollegen im Thusnelda-von-Saldern-Haus der Oberlin Lebenswelten." Gebetet werde weiter für die schwer verletzte Bewohnerin.

Reaktionen aus Kirche und Politik

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte: "Es ist eine grauenhafte Tat, die die Stadt Potsdam und ganz Brandenburg zutiefst erschüttert. Dem schwer verletzten fünften Opfer wünsche ich Genesung. Im Oberlinhaus, dessen Arbeit ich sehr schätze, leben insbesondere Menschen, die unseres besonderen Schutzes bedürfen. Umso erschreckender ist die Tat." Er will auch an der Gedenkandacht teilnehmen.

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch schrieb auf Twitter: "Die schrecklichen Nachrichten aus Potsdam erschüttern mich. Ich bete für die Opfer von Gewalt und ihre Angehörigen."


Quelle:
KNA , dpa