Früherer vatikanischer "Ökumene-Minister" Cassidy gestorben

Viertältester Kardinal der Weltkirche

Der australische Kardinal und langjährige vatikanische "Ökumene-Minister" Edward Idris Cassidy ist tot. Er starb im Alter von 96 Jahren in seiner Geburtsstadt Sydney, wie das kirchliche Portal "Acistampa" am Samstag meldete. 

Trauer um Edward Idris Kardinal Cassidy / © Wolfgang Radtke (KNA)
Trauer um Edward Idris Kardinal Cassidy / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Edward Idris Kardinal Cassidy war der viertälteste der 226 Kardinäle der Weltkirche. Geboren am 5. Juli 1924 in Sydney, war Cassidy drei Jahrzehnte lang der wichtigste Australier im Vatikan, zunächst als Diplomat, dann kurzzeitig als Innenminister und schließlich bis zu seiner Pensionierung 2001 als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates. Seither lebte Cassidy in seiner australischen Heimat.

Präsident des Päpstlichen Einheitsrats 

Als Nachfolger des legendären Niederländers Jan Willebrands (1909-2006) bestimmte Cassidy zwölf Jahre lang die ökumenische Linie des Heiligen Stuhls und verbesserte maßgeblich die nach der politischen Wende von 1989/90 eingebrochenen Kontakte zur Orthodoxie. Er war maßgeblich am Zustandekommen der Gemeinsamen Erklärung von Lutheranern und Katholiken zur Rechtfertigungslehre 1999 beteiligt. Seine Nachfolge übernahm der vormalige Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Walter Kasper (88).

Vor seiner Tätigkeit für die Ökumene hatte der am 5. Juli 1924 in Sydney geborene Cassidy den Heiligen Stuhl als Botschafter auf schwierigen Auslandsposten vertreten, etwa auf Taiwan, in Südafrika und den Niederlanden. Nach seiner Priesterweihe 1949 war er zunächst in der Gemeindeseelsorge in Yenda in der Diözese Wagga Wagga tätig.

Er organiserte den ersten Papstbesuch in einem orthodoxen Land

1952 ging er zum Weiterstudium in Kirchenrecht nach Rom, wo er promoviert wurde und parallel die Ausbildung an der vatikanischen Diplomatenakademie absolvierte. Erste Auslandsstationen führten ihn nach Indien, nach Irland, El Salvador und Argentinien. 1970 erhielt er die Bischofsweihe und die Beförderung zum Nuntius.

Anfang 1988 wurde Cassidy überraschend Substitut im Staatssekretariat und damit vatikanischer "Innenminister". Aus dieser Position stieg er knapp zwei Jahre später zum vatikanischen "Ökumene-Minister" und zum Kardinal auf.

In dieser Amtszeit baute der Karrierediplomat Cassidy die nach der politischen Wende eingebrochenen ökumenischen Beziehungen zu den orthodoxen Kirchen wieder aus. Er gehörte 1999 zu den Organisatoren des ersten Papstbesuchs in einem orthodoxen Land, in Rumänien. Dann begleitete er Johannes Paul II. 2000 auf seiner großen Heilig-Land-Reise. Auch die Vorbereitungen und die Unterzeichnung des von Katholiken und Lutheranern erarbeiteten Dokuments zur Rechtfertigungslehre fiel in seine Amtszeit.


Quelle:
KNA