Das katholische Kirchenoberhaupt habe mit ihm über seine Zweifel und Sünden geredet, auch dass er Gott über weite Phasen in seinem Leben nicht spüre. Natürlich hätte er ihn vor allem nach dem Zölibat oder den Missbrauchsfällen fragen können, doch so sei es "unendlich viel ergiebiger" gewesen, so der Journalist gegenüber "Klartext", dem Magazin des Ausbildungsjahrgangs 58A der Deutschen Journalistenschule in München.
Am Vorgänger, Benedikt XVI., sei er gescheitert, berichtete di Lorenzo. "Weil es eine Fraktion von deutschen Einflüsterern in seiner Entourage gab, die das Interview verhindern wollten." Franziskus sei ein extrem charismatischer Mensch. Am Schluss habe der Papst zu ihm gesagt: "Beten Sie für mich." Auch das sei "sehr, sehr berührend" gewesen.
Voller Adrenalin
Ob ein Gespräch gelingt, hängt nach den Worten von di Lorenzo, der seit vielen Jahren zudem die Talkshow "3nach9" moderiert, auch von der Tagesform ab. "Wenn man schlecht drauf ist, dann verhunzt man die erste Frage und kommt nicht mehr rein."
Vor dem Gespräch mit dem Papst sei er so voller Adrenalin gewesen, dass es ganz gut geklappt habe, sagte der "Zeit"-Chefredakteur. "Obwohl ich kurz vor Beginn noch umdrehen musste, weil ich vor Aufregung eines der Aufnahmegeräte im Hotel vergessen hatte."