Mit diesen Worten kommentierte eine Freundin unsere Entscheidung für Stoffwindeln, während ich am Wickeltisch mein gerade frisch geschlüpftes Kind versorgte. Kurz blieb mir die Luft weg – was soll das denn?
Was das denn soll - habe ich mich, wo Mütter unter Müttern waren, noch oft in den kommenden Jahren gefragt: in Babygruppen, auf dem Spielplatz oder dem Grundschulhof.
Einen Erstklässler alleine im Zug nach Köln fahren lassen oder erwarten, dass kein Essen aussortiert wird, also gegessen wird, was auf den Tisch kommt? Bootcamp! Überforderung! Unverantwortlich. Zugleich: einem Dreijährigen einen extragroßen Schnuller besorgen und einem 12jährigen erlauben, nachts bei den Eltern zu schlafen? Verweichlichung! Verwöhnung! Ein Skandal! Und: unverantwortlich.
Wo ich Dinge anders machte, als andere Mütter, wurde meine Erziehung wurde mal als zu streng, mal als zu lasch angesehen. Wobei anders eben oft bedrohlich hieß. Bedrohlich denn: vielleicht hieß ja anders besser? Und schon war der eigene Familienumgang mit Essen oder Ängsten oder Selbstständigkeit in Frage gestellt.
Dabei: wir Mütter sind doch alle unterschiedlich! Wir haben andere Biographien, andere Erfahrungen und andere Werte. Und dann sind da noch die Kinder. Die als Unikate auf die Welt kommen. Und jede Mutter muss bei jedem ihrer Kinder neu herausfinden, wie aus dieser ganz speziellen Mischung von zwei Menschen eine tragfähige Beziehung wird.
Warum in aller Welt sollte denn, wenn Mütter und ihre Kinder so viele Dinge unterscheiden, die Erziehung sich nicht unterscheiden?
Je länger ich jetzt Mutter bin, desto mehr kann ich einerseits sehen, dass alle Mütter eins wollen: ihren Kindern den Weg in ein gutes, mit Glück sogar glückliches Leben bereiten.
Je länger ich Mutter bin kann ich genau deswegen aber andererseits nicht verstehen, warum wir Mütter untereinander uns manchmal das Leben so schwermachen. Nur, weil die eine die Dinge so, die andere, die Dinge anders macht.
Das wäre mein Wunsch an Muttertag, wenn Mütter unter Müttern sind: Anders ist erstmal nur: anders.
Und mit etwas Wohlwollen und Gelassenheit ist: anders am Ende vielleicht eine Inspiration für die eigene Erziehung.
Das wäre wunderbar.