Es sind die schieren Zahlen, die deutlich machen, wie gewaltig die Frankfurter Buchmesse seit ihren Anfängen gewachsen ist: Vor 70 Jahren - am 18. September 1949 - wurde in der Frankfurter Paulskirche die erste deutsche Buchmesse nach dem Krieg eröffnet. 205 deutsche Aussteller kamen damals zusammen. Heute zählt die inzwischen größte Buchmesse der Welt rund 7.500 Aussteller aus mehr als 100 Ländern.
1949 kamen etwa 14.000 Besucher an den sechs Messetagen, inzwischen sind es an fünf Messetagen mehr als 285.000. Damals fühlten sich die Besucher angesichts von 8.400 präsentierten Titeln im "Bücher-Rausch", wie die "Süddeutsche Zeitung" schrieb. Heute werden in Frankfurt insgesamt rund 390.000 Buchtitel, digitale Medien, Hörbücher und E-Books gezeigt. Das "rauschhafte" Element dürfte sich also vervielfacht haben. Die Buchmesse sieht sich selbst als "Welthauptstadt der Ideen", zumindest "einmal im Jahr". An den fünf Messetagen gab es 2018 rund 4.000 Veranstaltungen. Rund 10.000 Journalisten und Blogger waren hierfür akkreditiert.
Aussteller können nun Messestand als "Komplettangebot" buchen
In der Anfangszeit waren die Messestände sehr einfach gebaut: Zwei mal zwei Meter lange, schräg gestellte Holzbretter. Heute gleichen viele Messestände dem eigenen Wohnzimmer. Aussteller können auf der Internetseite der Buchmesse einen Messestand als "Komplettangebot" buchen. Etwa einen "Systemstand" ab vier Quadratmetern ab 1.377 Euro.
Der gesamte Aufbau wird einem dabei abgenommen. "Nur Ihr privates Material stellen Sie noch selbst auf", heißt es in dem Angebot. Es gibt aber auch den "Systemstand Smart" ab 3.750 Euro - für "Ihren multimedialen Content". Oder für noch höhere Ansprüche den "Systemstand Deluxe" mit einem "Preis auf Angebotsbasis".
Buchmesse in der Paulskirche
1949 musste als Veranstaltungsort ein repräsentatives Gebäude gesucht werden, das im Trümmerfeld Frankfurts wieder aufgebaut war - so hielt man die Buchmesse in der Paulskirche ab. Heute bekommt man einen detaillierten "Hallenplan" als Wegweiser durch knapp 170.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche der Buchmesse auf dem Messegelände.
Der anfängliche Deutschlandbezug verlor sich bereits bei der zweiten Frankfurter Buchmesse im Jahr 1950, als auch Verlage aus dem europäischen Ausland und den USA unter den Ausstellern waren. Im vergangenen Jahr kamen von den 7.503 Ausstellern nur 2.292 (31 Prozent) aus Deutschland und 5.211 (69 Prozent) aus aller Welt.
Und Frankfurt gilt international als Vorbild, wie Peter Weidhaas, Leiter der Frankfurter Buchmesse von 1975 bis 2000, in seinem Buch "Zur Geschichte der Frankfurter Buchmesse" betont. Alle neugegründeten Buchmessen hätten sich an dem Frankfurter Modell orientiert - ob London, Peking, Moskau oder Kairo, Buenos Aires oder Bologna.
Buchmessetradition wiederbelebt
Frankfurt wurde auch nicht ohne Grund nach dem Zweiten Weltkrieg zur deutschen Bücherstadt. Schon 1370 hatte es eine "Messe für Bücher" in Frankfurt am Main gegeben. Und im 15. Jahrhundert hatte Johannes Gutenberg im knapp 40 Kilometer entfernten Mainz den Buchdruck entwickelt. Diese geniale Erfindung von 1450 krempelte die Herstellung von Büchern komplett um, da erstmals bewegliche Metall-Lettern und die Druckerpresse verwendet wurden. Frankfurt wurde zum wichtigen Handelsplatz in Europa für die nach der neuartigen Methode produzierten Bücher.
Bis ins 17. Jahrhundert blieb Frankfurt als Buchmesse-Stadt ein Zentrum Europas. Erst im 18. Jahrhundert spielte Leipzig die größere Rolle. "Die Frankfurter Messe verkam weitgehend zu einer Zusammenkunft von Raubdruckern und versank im 19. Jahrhundert gar gänzlich in der Bedeutungslosigkeit", so Buchautor Weidhaas. Erst 1949 sei es zwei Frankfurter Buchhändlern gelungen, "die Buchmessetradition wiederzubeleben".