Käßmann zum Tag der Deutschen Einheit

Von "Tag der Zerrissenheit" reden

Die evangelische Theologin Margot Käßmann macht sich Sorgen über eine auseinanderdriftende Gesellschaft. Die Feierlaune am Tag der Deutschen Einheit sei gedämpft, schreibt sie in ihrer wöchentlichen Kolumne in der "Bild am Sonntag".

Margot Käßmann / © Jens Schulze (epd)
Margot Käßmann / © Jens Schulze ( epd )

"Vielleicht sollten wird von einem 'Tag der deutschen Zerrissenheit' reden", so Käßmann.

Das Ergebnis der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag zeige, dass sich viele Ostdeutsche offenbar immer noch nicht wahrgenommen fühlten. Die Frage sei, wie sich dieses Nicht-gesehen-Gefühl ändern lasse, so Käßmann. 32 Jahre nach der Wende müsse das doch zu bewältigen sein.

Auch bundesweit brodele es, betonte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Stadt-Land-Gefälle führe beispielsweise auf den Dörfern zu dem Gefühl, abgehängt zu werden. Zudem würden die Auseinandersetzungen um Corona-Maßnahmen immer aggressiver. Und dann gebe es noch den Generationenkonflikt. Für eine neue Bundesregierung gebe es viel zu tun. "Einheit entsteht nicht, wenn einer sich durchsetzt. Sie entsteht, wenn Vielfalt, Solidarität und gegenseitige Rücksicht ein Gewebe bilden, das unser Land zusammenhält."


Quelle:
epd