Von Valentin und Aschenkreuz

Die Liebe und der Tod

Heute ist Valentinstag. Der Tag der Liebenden, der Blumen und der Pralinen. Heute ist aber auch der erste Fastensonntag. Die Zeit, die mit dem Aschenkreuz beginnt. Uns erinnert, dass wir sterben werden. Alle. Heute geht es also um die Liebe und den Tod.

The dance of the death / © [CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], via Wikimedia Commons
The dance of the death / © [CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], via Wikimedia Commons

Meine Finger empören sich: Die Liebe und der Tod? Gleichzeitig? In einer Kolumne? Du spinnst!

Ich aber denke an den Hl. Valentin. Der gerne als Schutzpatron der Liebenden angesehen wird. Der Legende nach war der Hl. Valentin ein christlicher Märtyrer. Ein Priester in Rom, der Liebespaare nach christlichem Ritus getraut und ihnen Blumen aus seinem Garten schenkte. Wie gemacht für die Floristen, dieser Heilige. Aber Kaiser Claudius II. hatte das Trauen nach christlichem Ritus verboten. Valentin wurde enthauptet.

Die Liebe und der Tod, sogar in Gestalt eines christlichen Märtyrers. "Geht doch" rufe ich meinen Fingern zu.

"Nichts als eine Legende" schnauben die. Und führen sogleich an, dass die kath. Kirche zwar 469 einen Gedenktag für den hl. Valentin einführte, schon, aber 1969 wieder strich. Eins zu null für die Finger.

So leicht gebe ich nicht auf. Rufe: "Und was ist mit Romeo und Julia? Mehr Liebe und mehr Tod geht  gar nicht".

Meine Finger lenken ein: "Eins: Eins". Das Patt macht den Weg frei. Jetzt denken sie ernsthaft mit mir nach. Über die Liebe und den Tod.

Ich verweise auf den Unisonoruf aller Weisheitslehren, im Leben gehe es darum, das Sterben zu lernen. Nur so lerne man zu leben. Und zu lieben.

Schon lange ahnen wir, meine Finger und ich, die Wahrheit darin.

Jetzt erinnern die Finger an die Menschen im Mittelalter und ihr so poetisches Bild: Sie tanzten mit dem Tod. Vor meinem inneren Auge erscheint ein Tod, der mir seine knochige Hand hinstreckt. Ich zögere, sie zu ergreifen. Schon der Gedanke, mit dem Tod zu tanzen, schmerzt.

Aber dann denke ich an die erste Januarwoche. Die Großen haben eine Klassenkameradin beerdigt. Oder an vorgestern. Da haben wir die Mutter eines Grundschulfreundes zu Grabe getragen. Es gibt keinen Schutz. Nicht vor Krebs. Nicht davor, im falschen Zug zu sitzen. Nicht vor einer Bombe in Paris oder Istanbul. Oder in Deutschland.

Es gibt nur das Leben. In dem uns unser Tod zum letzten Tanz bitten wird.

Bis dahin das Wichtigste? Die Liebe.