Vor 1.250 Jahren starb der Kirchenreformer Chrodegang von Metz

Erfinder des Levitenlesens

Chrodegang war der wichtigste Kirchenmann der frühen Karolingerzeit. Der Nachfolger des heiligen Bonifatius und Bischof von Metz schuf eine Regel für Weltpriester, aus der das Stiftswesen und die Domkapitel hervorgingen.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Blick in einen Klostergang / © Harald Oppitz (KNA)
Blick in einen Klostergang / © Harald Oppitz ( KNA )

Weil er das rechte Maß an Tugend bei ihnen vermisste, soll Bischof Chrodegang von Metz seinen Geistlichen tagtäglich aus dem Buch Levitikus vorgelesen haben. Stimmt diese Zuweisung, so wäre Chrodegang also der Erfinder des Levitenlesens. Doch nicht deshalb wurde er zum wichtigsten Kirchenmann der frühen Karolingerzeit. Der Nachfolger des heiligen Bonifatius schuf eine Regel für Weltpriester, aus der das Stiftswesen und die Domkapitel hervorgingen.

Chrodegang - auch Godegran oder karolingisch Hruotgang - wurde in eine hochadlige fränkische Familie im heute belgischen Haspengau (Hesbaye) geboren. Quellen bezeichnen ihn als Verwandten Karls des Großen (747-814). Als Geburtsjahr werden, wenig präzise, um 700, 712 oder 715 angegeben. Chrodegang wurde wohl im Benediktinerkloster Saint-Trond/Sint Truiden erzogen und stieg zum Privatsekretär von Karl Martell auf, dem Sieger von Tours und Poitiers über die muslimischen Mauren.

"Hervorragender Organisator"

Dessen Sohn Karlmann machte ihn 742 zum Bischof von Metz. Als solcher zeigte er sich als hervorragender Organisator und fleißiger Klostergründer. Zum Musterkloster mit enger Anbindung an den Bischof machte er 748 die Neugründung von Gorze bei Metz - das in späterer Zeit zum Ausgangspunkt einer klösterlichen Reformbewegung wurde.

Für die Weltgeistlichen von Metz verfasste Bischof Chrodegang Normen "gemeinsamen Lebens" (vita communis) mit der Feier des Gottesdienstes, Gebet und gemeinsamer Wohnung, Essen und Kleidung aus dem Kirchengut. Diese schrieb er im Jahr 755 als "Regula canonicorum" nieder. Sie schuf zugleich eine Abgrenzung zum Mönchsstand.

Die nach diesen "canones" lebenden Geistlichen wurden fortan "Kanoniker" genannt. Diese Lebensform wurde von den fränkischen Königen gefördert und stilbildend auch für die Geistlichkeit der Kathedralkirchen (Domkapitel) und die (oft adligen) Stifte des Hochmittelalters. Im Jahr 816 ging die Regel Chrodegangs in den Beschlüssen der Synode von Aachen und in der sogenannten Institutio canonicorum Ludwigs des Frommen auf.

Neues Bündnis

Noch vor der Abfassung seiner Kanonikerregel machte Chrodegang einen weiteren Karriereschritt. Im Auftrag des frisch gekrönten Frankenkönigs Pippins des Jüngeren reiste er zu Papst Stephan II. (752-757), um diesen zur Salbung des Königs in der Champagne zu überreden und ihn über die Alpen zu geleiten. Das traditionsreiche römische Papsttum und die neue, aufstrebende germanische Großmacht im Westen taten sich zu einem neuen Bündnis zusammen.

Der Papst übergab Chrodegang als Anerkennung und Beförderung das Pallium, ein Ehrenzeichen, das nur einem Erzbischof zusteht. Damit wurde dieser zum fränkischen Nachfolger des in Dokkum erschlagenen Angelsachsen Bonifatius als Erzbischof von Austrasien, dem östlichen Teil des Frankenreiches; ein Gebiet, das etwa den heutigen Westen Deutschlands und Lothringen umfasste.

Gründung der Metzer Sängerschule

Der Rombesuch beeinflusste Chrodegang stark, und als Erzbischof hatte er die Möglichkeit, die Liturgie in Franken entscheidend zu beeinflussen. Er passte die Texte und Gesänge des Gottesdienstes an die römischen Formen an und gründete die Metzer Sängerschule des Gregorianischen Chorals. Seine Bischofsstadt machte er zum Zentrum der Kirchenreformen im Frankenreich und zu einem Zentrum der Theologie.

Im Jahr 764 oder 765 sandte Chrodegang Mönche aus Gorze in die Klosterneugründung im südhessischen Lorsch; ls Abt setzte er seinen Bruder Gundeland ein. Chrodegang starb am 6. März 766, vor 1.250 Jahren, in seiner Bischofsstadt Metz. Er wurde in seiner Gründung Gorze beigesetzt.

 


Quelle:
KNA