Er legte die Grundlagen für das harmonische Verständnis, das die westliche Musik, egal welcher Stilrichtung, bis heute prägt. Am 29. November 1643, vor 375 Jahren, starb Claudio Monteverdi in Venedig, wo er zuletzt 30 Jahre lang gewirkt hatte.
Monteverdis Schaffen fällt in eine Zeitenwende - von der Renaissance hin zum Barock. Als der junge Claudio, kaum 15-jährig, in den frühen 1580er Jahren seine musikalische Ausbildung begann, stand die Renaissance-Musik in voller Blüte. Es war die Hoch-Zeit der Vokalpolyphonie, jener Musik, bei der das harmonische Miteinander der Gesangsstimmen durch das Überlagern mehrerer Melodien erzeugt wird.
Vokalpolyphonie brachte Nachteile mit sich
Je erfahrener die Komponisten in dieser Technik wurden, desto kunstvoller wurde ihre Musik. Einen entscheidenden Nachteil aber brachte das mit sich: Vom gesungenen Text verstand man bald gar nichts mehr.
Und genau daran störte sich der junge Monteverdi. In seinen Augen sollte die Musik aus dem Text heraus entwickelt werden. Statt auf kunstvolle Mehrstimmigkeit setzte er auf die Ausdruckstärke eines Sängers. Das harmonische Gerüst zur Melodie lieferten nicht weitere Melodiestimmen, sondern - wie bis heute üblich - Begleitinstrumente.
Als "Seconda prattica" (zweite Praxis) ging die damals revolutionäre Kompositionstechnik in die Musikgeschichte ein.
Monteverdi schreibt berühmte Marienvesper
Monteverdis Karriere zerfällt in zwei große Abschnitte. Von 1590 bis 1612 wirkte er am herzoglichen Hof von Mantua, ab 1613 dann in Venedig. Sein Werkkatalog ist lang. Weltliche Madrigale finden sich darin ebenso wie Ballette und geistliche Werke, darunter die berühmte Marienvesper. Und eine stattliche Anzahl von Opern, von denen allerdings nur drei erhalten sind.
Der Einfluss, den Monteverdi auf die noch junge Gattung Oper hatte, kann dennoch nicht überschätzt werden. Indem er die Musik in den Dienst des Textes stellte, schuf er eine neue Form des dramatischen Ausdrucks, die bis heute modern wirkt und die Zuschauer deshalb noch immer fasziniert. Nicht umsonst zählen "L'Orfeo", "Il ritorno d'Ulisse in Patria" und "L'Incoronazione di Poppea" zum festen Repertoirebestandteil der großen Opernhäuser.
Kapellmeister im Markusdom
Doch nicht nur musikalisch war Monteverdi ein Neuerer. Als langjähriger Kapellmeister des Markusdoms in Venedig stellte er die Kirchenmusik auch organisatorisch neu auf. Er belebte den Chor neu, griff die Tradition der gesungenen Messen wieder auf und sorgte dafür, dass die Mitglieder des Instrumentalensembles Monatslöhne erhielten, statt wie bis dato auf Tagesbasis bezahlt zu werden.
So erfolgreich Monteverdi als Komponist war, privat blieben ihm Schicksalsschläge nicht erspart. 1576 - Claudio war kaum drei Jahre alt - starb seine Mutter. 1607 verlor er, nach 13 Ehejahren, seine Frau. Später raffte eine Pestepidemie einen seiner beiden Söhne dahin. Der zweite bekam es wegen der Lektüre verbotener Bücher mit der Inquisition zu tun und musste von seinem Vater aus dem Gefängnis freigekauft werden. Seinen Glauben verlor Monteverdi darüber nicht.
Im Gegenteil: Mit 65 Jahren ließ er sich in Venedig zum Priester weihen, um fortan noch stärker der Kirche zu dienen.
Werke Monteverdis erst wieder im 20. Jahrhundert gewürdigt
Als Monteverdi 1643 starb, war ganz Venedig auf den Beinen, um ihm ein letztes Lebewohl zu sagen. Sein Nachruf verblasste dennoch schnell, wurde von Barock-Größen wie Bach, Händel oder Vivaldi überdeckt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden seine Werke neu entdeckt - ein Verdienst, das vor allem auf das Konto des italienischen Komponisten Gian Francesco Malipiero geht. Auf dessen Forschungen bauten die Vertreter der historischen Aufführungspraxis auf, die sich ab den späten 1960er Jahren verstärkt der Musik Monteverdis annahmen. Dieses Interesse hält bis heute an.