Vor 40 Jahren erschien der erste deutsche "Osservatore Romano"

Die Zeitung des Papstes

Es war der Wunsch von Papst Paul VI. höchstpersönlich: Vor 40 Jahren, am 8. Oktober 1971, erschien die wohl berühmteste Zeitung der Welt erstmals auch in deutscher Sprache: Der "Osservatore Romano", die Zeitung des Papstes.

Autor/in:
Thomas Jansen
Keine normale Zeitung: Der "Osservatore Romano" (DR)
Keine normale Zeitung: Der "Osservatore Romano" / ( DR )

"Möge sie mit dazu beitragen, den Geist brüderlicher Verbundenheit im Gottesvolk zu fördern", schrieb Paul VI. in einem Grußwort auf der Titelseite der ersten Ausgabe. Dass es mit diesem Geist der "brüderlichen Verbundenheit" aus römischer Sicht in Deutschland damals nicht überall zum Besten stand, war ein Motiv für die neue Ausgabe gewesen. Der Papst war nicht zuletzt besorgt über bisweilen aufscheinende antirömische Stimmungen im Heimatland Luthers.



Italienisch blieb allein der Titel: "L"Osservatore Romano - Wochenausgabe in deutscher Sprache" steht im Zeitungskopf der wöchentlich erscheinenden Ausgabe, nicht etwa "Römischer Beobachter". Wie in allen sechs Ausgaben - zuletzt kam 1980 eine polnische hinzu - werden jedoch viele Artikel aus dem italienischen Mutterblatt in einer Übersetzung geboten. Optisch hebt sich der deutsche "Ossi", wie er bisweilen umgangssprachlich heißt, ab: Er erscheint als einzige Ausgabe dank der Zuschüsse der Deutschen Bischofskonferenz seit mittlerweile fünf Jahren durchgehend farbig bebildert. Mit rund 12.000 Abonnenten, 10.000 in Deutschland sowie je 1.000 in Österreich und der Schweiz sowie mehreren tausend Exemplaren, die in Kirchen und Kiosken zum Verkauf angeboten werden, ist seine Auflage unter den fremdsprachigen Ausgaben eine der höchsten.



Keine normale Zeitung

Ob auf Italienisch Deutsch, Spanisch oder Polnisch: Das Blatt mit dem Logo der päpstlichen Tiara und den gekreuzten Schlüsseln Petri ist keine normale Zeitung, es ist die Zeitung des Papstes. Schon ein flüchtiges Durchblättern offenbart, was das heißt: Reden, Predigten und Vorträge des Pontifex maximus stehen im Mittelpunkt, ungekürzt und unabhängig davon, ob der Papst über den Weltfrieden und Umweltschutz oder den heiligen Bonaventura und die Trinitätslehre spricht. Hinzukommen Neuigkeiten aus der römischen Kurie und kulturelle Themen. Die Artikel sind anspruchsvoll, die Sprache gehoben und die Sätze lang. Auf das Lebenselixier vieler Zeitungen, "Sex and Crime", verzichtet das Blatt. Auch das journalistische Credo, dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten seien, ist außer Kraft gesetzt.



Insgesamt vier feste Mitarbeiter sind heute in den Redaktionsräumen des deutschsprachigen "Osservatore Romano" in der Via del Pellegrino unmittelbar rechts hinter dem St. Anna-Tor, dem Haupteingang zur Vatikanstadt, tätig. Hinzu kommen freie Mitarbeiter, Autoren sowie Übersetzer. Geleitet wird die Redaktion seit 2008 von der Österreicherin Astrid Haas. Die verlegerische Betreuung der deutschsprachigen Ausgabe hat seit 1986 der Schwabenverlag mit Sitz in Ostfildern übernommen.



Wie aber sieht der typische Leser des deutschen "Osservatore Romano" aus? Statistische Erhebungen gibt es nicht. Nur so viel lässt sich sagen: Wer sich einen älteren Herrn im Kollarhemd vorstellt, liegt falsch. Es seien vor allem Laien, insbesondere Familien, die den Osservatore im deutschsprachigen Raum abonnierten, heißt es aus der Redaktion.



Keine größeren Feierlichkeiten

Weltkirchenzeitung? Offizielles Mitteilungsblatt des Heiligen Stuhls? Wie lässt sich der "Osservatore Romano" charakterisieren? Gemeinhin wird er an der Kurie selbst als halboffizielle, halbamtliche Zeitung des Papstes beschrieben. Nach den Worten des gegenwärtigen Chefredakteurs der italienischen Ausgabe, Giovanni Maria Vian, soll das Blatt innerhalb bestimmter Grenzen jedoch auch durchaus offen für Debatten sein.



Zum 150. Geburtstag der italienischen Ausgabe im Sommer dieses Jahres besuchte Papst Benedikt XVI. höchstpersönlich die Redaktion. Der 40. Geburtstag der deutschen Ausgabe soll hingegen ohne größere Feierlichkeiten verstreichen. Schließlich ist die deutsche Ausgabe des "Osservatore" ihrer Zeit ohnehin schon voraus: Auf der Titelseite ist das 41. Erscheinungsjahr angegeben.