Vor 425 Jahren starb der spanische Karmelit Johannes vom Kreuz

Verliebt in das Abenteuer mit Gott

Er war einer der bekanntesten christlichen Mystiker. Die Beziehung zu Gott wollte er auch anderen Menschen näherbringen. Noch heute sind die Gedanken des Johannes vom Kreuz gefragt.

Autor/in:
Elke Deimel
Figur von Johannes vom Kreuz / © Peter Lockley (KNA)
Figur von Johannes vom Kreuz / © Peter Lockley ( KNA )

Er war Heiliger, Mystiker und Dichter - eine vielseitige Persönlichkeit. Immer mehr Zeitgenossen entdecken seine Schriften als hilfreiche Ratgeber auf ihrem Glaubensweg. Johannes vom Kreuz war ein Mensch, der sich in Gott leidenschaftlich verliebt hatte und sich ganz auf das Abenteuer mit diesem Gott einließ. Warum? "Lange bevor der Mensch Gott sucht, sucht Gott den Menschen", so Juan de la Cruz.

Diese tiefe Glücks- und Sinnerfahrung in der persönlichen Beziehung zum verborgen-gegenwärtigen dreifaltigen Gott wollte er auch seinen Mitmenschen nahebringen.

Was hat das Leben dieses großen Mystikers geprägt? Juan wird 1542 in Fontiveros (Kastilien) geboren und erlebt eine entbehrungsreiche Kindheit. Hochbegabt wird er Jesuitenschüler und pflegt Kranke. Mit 21 Jahren tritt er in den Karmel von Medina del Campo ein. Danach studiert er in Salamanca Theologie und Philosophie, vor allem Mystik. 1567 wird er zum Priester geweiht und will vom Karmel zum strengeren Kartäuserorden wechseln.

Spiritual der Karmelitinnen

Teresa von Avila (1515-82) gewinnt ihn für ihren Plan, den Karmel zu reformieren. 1568 gründet er mit dem neuen Ordensnamen Johannes vom Kreuz in Duruelo das erste Männerkloster der unbeschuhten Karmeliten nach Teresas Reformplänen. Er wird Novizenmeister, dann Beichtvater und Spiritual der Karmelitinnen. Am 4. Dezember 1577 wird er von Mitbrüdern des Stammordens gefangen genommen und nach Toledo entführt, wo er neun Monate unter menschenunwürdigen Bedingungen im Klostergefängnis verbringt. Im August 1578 gelingt ihm die Flucht.

Es folgen verantwortungsvolle Jahre in Leitungsämtern, Klostergründungen, Seelsorge und dazwischen schriftstellerische Phasen. 1591 wird er als Folge ordensinterner Intrigen aller Ämter enthoben und stirbt am 14. Dezember 1591 in Ubeda (Andalusien).

Johannes schrieb sein Gesamtwerk zwischen 1578 und 1586. Seine Schriften sind geistliche Kommentare zu seinen Gedichten, in denen er die menschlichen Erfahrungen in der Freundschaftsbeziehung zu Gott besingt. Und sie haben immer das Ziel, Menschen geistlich zu begleiten. 1675 wird er selig- und 1726 heiliggesprochen. 1926 wird er zum Kirchenlehrer ernannt. Die Spanier machen ihn 1952 zum Patron der Dichter. Was fasziniert heutige Menschen an den Schriften dieses Heiligen?

Viele sehen in ihm jemanden, der dem Geheimnis Gottes in seinem Leben auf Schritt und Tritt nachspürte - in vielen dunklen, aber auch in beglückenden Stunden. Sie sehen einen Seelsorger, der einen ganzheitlichen Lebensentwurf anbietet, der von Gott ausgeht und zu Gott in die Vollendung führt. Wonach viele Menschen sich sehnen, worum sie ringen und was sie im Innersten erstreben - das wird von Johannes dargestellt als lebenslanger Wandlungsprozess.

Christusfreundschaft als zentrales Anliegen

Wer geistlich leben wolle, so Johannes, müsse bereit sein, sich zu ändern und verändern zu lassen, trotz aller Widerstände. Das setze auch die Bereitschaft zum Leiden voraus, die nur aus der Kraft der Liebe möglich sei. "Am Abend wirst du in der Liebe geprüft" - jeden Tag und am Lebensende; "Lerne zu lieben, wie Gott geliebt sein möchte, und lass deine Eigenheit", so sein Rat.

Die Christusfreundschaft war immer das zentrale Anliegen des Heiligen: "Trage immerfort das Verlangen, Christus in allen Dingen nachzuahmen und dein Leben dem seinen gleichförmig zu machen." Auch das Gebet lag ihm sehr am Herzen: "Wegen keiner Beschäftigung das innere Gebet unterlassen, denn es ist Nahrung für die Seele." Dass geistliches Leben kein Spaziergang sei, kommt in einem Merksatz zum Ausdruck: "Auch wenn der Weg eben und leicht ist für Menschen guten Willens: der Wanderer wird nur langsam vorankommen, noch dazu unter Mühsal, wenn er auf diesem Weg nicht gute Füße hat und einen mutigen Dickkopf."

Wem religiöse Routine nicht genüge, der finde vielleicht bei Johannes vom Kreuz eine anspruchsvolle Alternative, sagen seine Anhänger und zitieren ihn gerne wie folhgt: "Wer den rechten Augenblick verpasst, ist wie einer, der einen Vogel aus der Hand freigelassen hat; er wird ihn nicht wieder zurückbekommen."


Quelle:
KNA