Vor 450 Jahren starb Johannes Gropper

Kämpfer für das katholische Köln

Der Reformationsversuch des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied war eine Gratwanderung zwischen Reform und Reformation. Der Mann auf dem vielleicht wichtigsten Bischofsstuhl des Reiches absolvierte einen Wandel vom Reformatorenverfolger zum Reformator in seiner Amtszeit. Sein enger Vertrauter und theologischer Berater, später sein erbittertster politischer Gegner, war Johannes Gropper.

 (DR)

Der Jurist und Theologe, der die Kräfte gegen den Reformationsversuch bündelte, gilt vielen als "Retter des Katholizismus in Köln". Gropper starb vor 450 Jahren am 13. März 1559.

Tatsächlich lag in den Ereignissen um 1543 weit mehr Sprengstoff, als es ein Übertritt des "heiligen Köln" ohnehin gehabt hätte: Eine gelungene Reformation dort hätte die konfessionelle Landschaft nachhaltig verändern können - denn Kurköln hätte dem Reichsgremium zur Königswahl eine protestantische Mehrheit verschafft. Nach jahrelangem Zögern verhinderte Kaiser Karl V. mit Säbelrasseln einen Abfall Kölns und setzte Hermann von Wied 1547 ab.

Dass die Opposition gegen den Erzbischof so lange auf dem Posten bleiben konnte, ist nicht zuletzt Verdienst Groppers. Der Verwaltungsmann schaffte es als Autodidakt zu einem der wichtigen Theologen seiner Zeit. Geboren am 24. Februar 1503 in Soest, beginnt Gropper mit 13 Jahren das Studium in Köln. Als Doktor der Rechte tritt er 1526 in die Dienste des Kölner Erzbischofs.

Die Notwendigkeit einer Kirchenreform
Etwa in diesen Jahren macht auch sein Dienstherr Hermann von Wied eine innere Wandlung durch: Er entdeckt seine religiöse Ader und erkennt die Notwendigkeit einer Kirchenreform, die er mit der Synode für seine Kölner Kirchenprovinz von 1536 vorantreibt. Die Entwürfe dazu stammen von Gropper; sie gelten als die besten vortridentinischen Reformstatuten, stoßen aber bei den politischen Akteuren auf Widerstand.

Gropper nimmt 1540/41 an den Religionsgesprächen in Hagenau, Worms und Regensburg teil und kommt den Evangelischen zunächst weit entgegen. Trotz anfänglicher Erfolge: Die Umschiffung der kontroversen Fragen ist auf Dauer nicht durchzuhalten. Bald sind die Parteien zerstritten.

Die Freundschaft zwischen dem Katholiken Gropper und dem Reformator Martin Bucer übersteht vorerst das Scheitern der Gespräche. Doch bald zeichnet sich der Bruch ab, nachdem Hermann beide beauftragt, gemeinsam eine "Reformation" für Kurköln auszuarbeiten. Am Ende erhält Bucer freie Hand des Erzbischofs, und 1542 legt Hermann von Wied dem verdutzten Domkapitel einen fertigen Reformationsentwurf vor. Tumultartige Proteste sind die Folge. Im Dezember predigt Bucer erstmals im Bonner Münster, zu Ostern wird die Kelchkommunion gereicht und die Priesterehe freigestellt. Gropper beginnt, den Widerstand zu formieren.

Groppers Wirkungskreis erweitert sich nach Italien
Gropper verfasst ein katholisches Reformprogramm, überzeugt den Erzbischof aber nicht. Der fährt mit seiner Reformation fort. So befindet sich das Erzstift bis 1546 im Schwebezustand: Katholische Messen wie protestantische Gottesdienste werden unter einem Dach gefeiert. Am Ende ist für von Wied die Messe gelesen: Auf Drängen Groppers und des Domkapitels spricht Papst Paul III. im April 1546 die Exkommunikation von Wieds aus. Ein Jahr später folgt die kaiserliche Absetzung als Reichsfürst. Hermann stirbt am 1552 als Protestant in Wied.

Gropper erhält für seine Verdienste die Propstei des altehrwürdigen Cassius-Stifts in Bonn. Gemeinsam mit den Jesuiten bemüht er sich um eine Rekatholisierung im Erzstift. Ein wichtiges Reichsrecht des "Konfessionellen Zeitalters" geht letztlich auf ihn zurück: der sogenannte Geistliche Vorbehalt, die Bedingung, dass der Amtsinhaber in einem geistlichen Territorium im Katholizismus zu verbleiben hat. Dieser Bestandteil der auf Betreiben Groppers verfassten Kölner Wahlkapitulation von 1547 fand 1555 Eingang in den Augsburger Religionsfrieden.

In seinen letzten Lebensjahren erweitert sich Groppers Wirkungskreis nach Italien: 1551/52 nimmt er am Konzil von Trient teil. 1556 erhebt ihn Papst Paul IV. in den Kardinalsrang. Zwei Jahre später muss sich Gropper nach einer Denunzierung vor der römischen Inquisition verteidigen. Offenbar wirkte er aber auf den Papst: Der machte ihn zu seinem Berater für die deutsche Kirchenpolitik. In Rom ist Gropper vor 450 Jahren gestorben. Er liegt bestattet in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell'Anima.