Vor den Ausschreitungen in Belgrad - Experte im domradio-Interview zu den Unruhen

Friedensappell von Benedikt

Eskalation in Belgrad: Gegner der Unabhängigkeit des Kosovo griffen in der Nacht zum Freitag die deutsche und die kroatische Botschaft an und setzten die US-Vertretung in Brand. - Zu den Hintergründen hören Sie den Südosteuropa-Experten Hansjörg Brey im domradio-Interview. - Vor den Unruhen hatte Papst Benedikt XVI. Serbiens neuen Botschafter beim Heiligen Stuhl empfangen.

 (DR)

Dabei hatte der Papst zu "Klugheit und Mäßigung" aufgerufen. In der gegenwärtigen Krise müssten alle beteiligten Parteien Lösungen suchen, die zu Respekt und Versöhnung beitrügen, betonte der Papst am Donnerstag beim Empfang des neuen serbischen Botschafters beim Heiligen Stuhl, Vladeta Jankovic. Der Vatikan teile Serbiens Wunsch nach dauerhafter Stabilität in der Region. Das christliche Erbe, in dem auch die serbische Nation wurzele, beinhalte "den Mut zu vergeben und Vergebung zu empfangen", so Benedikt XVI.

Serbien habe durch seine geografische Lage eine einzigartige Rolle für die Ökumene zwischen dem Christentum des Ostens und des Westens, betonte der Papst. Der Vatikan wolle seine guten Beziehungen zur Synode der serbischen-orthodoxen Kirche fortsetzen und vertiefen.

Weiter eröffne die muslimische Präsenz in Serbien "reiche Möglichkeiten eines Fortschritts im interreligiösen Dialog". Beide Entwicklungen seien "von höchster Bedeutung für die Schaffung eines größeren gegenseitigen Verständnisses und Respekts zwischen den Völkern und Nationen in der modernen Welt".

Lob für Serbiens Umgang mit Kirchengütern
Als beispielhaft lobte der Papst die von Serbien angekündigte Rückgabe von Kirchengütern, die in der sozialistischen Ära verstaatlicht worden waren, sowie die Einführung des Religionsunterrichts an Schulen. Zugleich regte er an, die serbische Gesellschaft solle sich weiter religiösen Werten öffnen. Außerdem würdigte er die Maßnahmen Serbiens für mehr Religionsfreiheit. Sie sei unverzichtbar für ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft und zwischen den Nationen.

Der neue Repräsentant Serbiens beim Heiligen Stuhl, Vladeta Jankovic, wurde 1940 in Belgrad geboren. Der frühere Professor für Literaturwissenschaft wechselte 1999 in die Politik und vertrat die von ihm mitgegründete Demokratische Partei im Parlament; 2005 bis 2008 war er deren Vizevorsitzender. Einen diplomatische Posten bekleidete Jankovic in England als Botschafter der Republik Jugoslawien (2001-2004) beziehungsweise Serbiens und Montenegros (2004-2006).