Das Medieninteresse war groß: 145 Journalisten waren akkreditiert, um von der ersten Vollversammlung des Synodalen Weges vor fünf Jahren zu berichten. Rund 220 Teilnehmer fanden sich in Frankfurt ein, um über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland zu beraten.

Am Abend des 30. Januar 2020 begann das Treffen mit einem Gottesdienst im Frankfurter Dom. Ausgelöst durch die Erschütterungen des Missbrauchsskandals hatten Bischöfe und der Laien-Dachverband ZdK eine bis dahin in der Weltkirche einmalige Initiative gestartet, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Machtfragen und Sexualmoral
Heiße Eisen wollte die Versammlung anpacken: die Rolle der Frauen, die priesterliche Lebensform, die kirchliche Sexualmoral sowie Fragen von Macht und Gewaltenteilung. Um historische Vergleiche waren die Verantwortlichen nicht verlegen. Der Limburger Bischof Georg Bätzing, zu dessen Bistum Frankfurt gehört, nannte die Messestadt am Main eine gute Wahl für das Treffen. Hier seien auch in der Vergangenheit wichtige Entscheidungen getroffen worden, fügte er mit Blick auf Frankfurt als Ort von Kaiserwahlen und -krönungen im Heiligen Römischen Reich hinzu.

"Wir müssen hier auch Fragen diskutieren, die nicht mal ein Papst entscheiden kann, sondern nur ein Konzil", sagte der damalige ZdK-Präsident Sternberg Thomas Sternberg. "Wir sind Kirche" und andere Gruppen, aber auch eine Mehrheit der Teilnehmer des Treffens drängten von Anfang an auf möglichst konkrete Änderungen im kirchlichen Leben.
Eine konservative Minderheit äußerte dagegen Bedenken und - bereits nach der ersten Vollversammlung - deutliche Kritik. "Ich glaube, dass viele Argumente, die bei der ersten Synodalversammlung vorgebracht worden sind, mit dem Glauben und der Lehre der Universalkirche nicht vereinbar sind", sagte etwa der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zwischen Konservativen und Reformern
Fünf Jahre später hat sich daran zumindest auf den ersten Blick wenig geändert. Woelki und die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) nehmen nicht am Synodalen Ausschuss teil, in dem die Gespräche seit Herbst 2023 fortgesetzt werden.
Auf der anderen Seite stehen Einschätzungen wie die von der Erfurter Theologin Julia Knop. In einem auf der Plattform katholisch.de veröffentlichten Statement ist die Rede von mühsamen Schritten in Richtung Gerechtigkeit, Demokratie und Missbrauchs-Aufarbeitung. Diese blieben wirkungslos, "solange die Loyalität der Bischöfe dem System Kirche gilt - und nicht den von diesem System Geschundenen".
Diplomatischer Drahtseilakt
Hinzu kam heftiger Gegenwind aus Rom. Der Vatikan blickte äußerst kritisch auf die teils kontroversen Ideen im Heimatland der Reformation. Inzwischen scheint sich Rom beruhigt zu haben. Dazu trug die von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode bei, die zwischen 2021 und 2024 manche Punkte diskutierte, die schon beim Synodalen Weg Thema waren.

Zum anderen hatten Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und des Vatikans im März vergangenen Jahres nach einem Treffen in Rom eine gemeinsame Erklärung vorgelegt, die Rom zufrieden stellte. Demnach müssen der Synodale Ausschuss und alle weiteren "Formen der Synodalität" dem Heiligen Stuhl zur Bestätigung ("Approbation") vorgelegt werden. Bischöfe und Laien dürfen gemeinsam beraten - aber die Entscheidungsgewalt muss weiter bei den Bischöfen bleiben.
Der Dialog geht weiter
Das bremst manche Hoffnungen, ist aber auch kein Reformverbot.
Insgesamt ziehen viele Beteiligte ein positives Fazit. "Einige Beschlüsse haben die kirchliche Realität verändert, zum Beispiel diejenigen zur geschlechtlichen Vielfalt oder zur Segnung von Paaren, die nicht kirchlich heiraten können", hält der Pfarrer von St. Bonifatius in Frankfurt, Werner Otto, fest. Auch bei diesem Punkt zeigt sich Rom inzwischen offener als vor dem Synodalen Weg.
Manch einer dürfte unterdessen dem Urteil von Teilnehmerin Isabella Vergata Petrelli zustimmen. "Vor der ersten Synodalversammlung war ich neugierig, aufgeregt, wütend und unheimlich gespannt auf alles, was kommen sollte". Heute frage sie sich manchmal, ob der Synodale Weg etwas gebracht habe. Die Antwort laute: "Ja! Aber es geht weiter." Das nächste Treffen des Synodalen Ausschusses ist für den Mai in Magdeburg geplant.