Anlaufstelle Souvenirladen am Petersplatz
Dass die neuen Geldstücke des Kirchenstaates am ersten Tag nicht am Schalter der "Vatikanbank" IOR ausgegeben wurden, sondern vom Souvenirladen am Petersplatz, war durchaus bezeichnend. Denn bis vor kurzem war der päpstliche Euro in erster Linie ein Sammlerobjekt; in die Portemonnaies von Römern und Touristen verirrte sich kaum ein Stück. Schließlich bildet der Verkauf an Sammler für den Vatikan eine lukrative Einnahmequelle. Die erste Auflage der Sets mit einem Nennwert von 3,88 Euro zum Preis von 12 Euro war schon nach wenigen Tagen vergriffen.
Pilger und Touristen, die Geld nicht kaufen wollen, können sich erst seit Dezember 2010 größere Hoffnungen auf einen Papst-Euro machen. Damals verpflichtete sich der Vatikanstaat in einem Abkommen mit der EU, mehr als die Hälfte seiner jährlich geprägten Münzen zu ihrem Nennwert in den regulären Zahlungsverkehr zu bringen.
2,4 Millionen Euro pro Jahr
Und wie groß ist sie nun, die Wahrscheinlichkeit, eine Euro-Münze mit dem Konterfei von Benedikt XVI. zu ergattern? Die Rechnung geht
so: 2012 darf der Vatikanstaat Münzen mit einem Gesamtnennwert von knapp 2,4 Millionen Euro prägen. 879.000 Euro entfallen auf reine Sammlermünzen aus Gold und Silber; als Sets in Etuis werden weitere 670.000 Euro verkauft. Als Wechselgeld in vatikanischen Geschäften verbleiben 837.000 Euro, für jeden Tag im Durchschnitt also etwas mehr als 2.000 Euro.
Kurzum: Wer den Papst im Portemonnaie haben möchte, sollte vatikanische Briefmarken oder Kalender von Benedikt XVI. kaufen, so oft wie möglich die Sixtinische Kapelle besuchen - und auf gar keinen Fall passend bezahlen. Sonst bleibt nur die vage Hoffnung, dass sich irgendwann einmal eine vatikanische Münze auf Umwegen ins Portemonnaie verirrt. Oder aber man wählt doch den Gang nach
Canossa: In einem beliebigen Münzgeschäft in der Nähe des Petersplatzes etwa kostet ein komplettes vatikanisches Münz-Set aus dem Jahr 2011, Nennwert 3,88 Euro, mittlerweile 75 Euro, das Pendant aus dem Jahr 2008 schon 150 Euro. Das vatikanische Numismatik-Amt gibt die Sets für 30 Euro aus - allerdings nicht an normale Pilger und Touristen.
Den Begriff "Teuro" gibt es im Italienischen nicht. Dennoch glaubte mancher vor zehn Jahren, auch im Kirchenstaat das mit diesem Begriff beschriebene zutiefst weltliche Phänomen beobachten zu können. Die Preiserhöhung fiel jedoch im Fall den Vatikanischen Museen kaum ins Gewicht: Kostete der normale Eintritt zuvor 18.000 Lire (9,30 Euro), waren es nun 10 Euro.
Blick zurück: Päpstliche Dukaten
Lange vor Lira und Euro, als der Kirchenstaat noch nicht monetäres Anhängsel der Republik Italien war, gaben die Päpste noch selbst ein Zahlungsmittel heraus, das weit über die Grenzen der Ewigen Stadt hinaus begehrt war: den "päpstlichen Dukaten". eingeführt von Papst Eugen IV. (1431-1447).
Dass Regierungen Geld nach Bedarf drucken lassen, ist in Zeiten der Euro-Krise der Alptraum aller Einzahler in den EU-Rettungsfonds. Dem Vatikan hat die EU dies jedoch in drei besonderen Fällen gestattet: anlässlich einer Vakanz des päpstlichen Stuhls, eines Heiligen Jahres oder eines Konzils. Erlaubt ist allerdings jeweils nur eine Obergrenze der Prägung mit dem nicht systemrelevanten Gesamtwert von 300.000 Euro.
Wie viel Vertrauen der Euro gegenwärtig im Vatikan genießt, ist nicht bekannt. Im krisengeschüttelten Italien hat nach einer jüngsten Umfrage mittlerweile mehr als die Hälfte der Bürger das Vertrauen in die gemeinsame Währung verloren. Auf der Gehaltsbescheinigung der Vatikan-Angestellten jedenfalls stehen auch nach zehn Jahren immer noch zwei Beträge: einer in Euro und einer in Lira.
Vor zehn Jahren führte der Vatikan die neue Währung ein
Vom päpstlichen Dukaten zum Euro
Die niederländische Königin Beatrix und der Bundesadler waren schon auf den neuen Euro-Münzen zu sehen, da ließ das Konterfei von Papst Johannes Paul II. noch auf sich warten. Offiziell sollte der Euro zwar auch im Vatikan am 1. Januar 2002 die vatikanische Lira ablösen; die ersten Vatikan-Euros gab es jedoch erst am 1. März.
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