Vor zehn Jahren starb Paul Spiegel

Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus

Der Todestag von Paul Spiegel jährt sich an diesem Samstag zum zehnten Mal. Der jüdische Journalist überlebte den Holocaust, wurde später Präsident des Zentralrats der Juden und machte sich stets für Zivilcourage stark.

Paul Spiegel (dpa)
Paul Spiegel / ( dpa )

Spiegel starb am 30. April 2006 im Alter von 68 Jahren in Düsseldorf. Der Zentralrat der Juden lädt am 18. Mai in der NRW-Landeshauptstadt zu einer zentralen Gedenkfeier ein. An diesem Tag wird zudem der Berliner Verein "Gesicht Zeigen!" mit dem diesjährigen Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet.

Warnung vor Fremdenfeindlichkeit

Als Zentralrats-Präsident warnte Spiegel beständig vor jeder Form von Fremdenfeindlichkeit und einem Antisemitismus, der auch längst "bei Intellektuellen, in akademischen Kreisen" zu finden sei. Gerade in den Jahren, als Zehntausende Juden aus Osteuropa nach Deutschland kamen und integriert werden mussten, erwies er sich als geschickter Verhandlungspartner. Zu seinen politisch wichtigsten Erfolgen zählt die im Jahr 2003 erreichte Unterzeichnung des Staatsvertrages zwischen Deutschland und dem Zentralrat der Juden, der den jüdischen Gemeinden jährlich drei Millionen Euro staatlicher Finanzhilfe zusicherte.

Spiegel wurde am 31. Dezember 1937 im westfälischen Warendorf geboren. Seine Familie floh vor den Nationalsozialisten nach Belgien, wo katholische Bauern den Jungen bis 1945 versteckten. Seine Mutter konnte untertauchen, sein Vater wurde gefangen genommen und überlebte mehrere Konzentrationslager, während seine ältere Schwester in einem KZ starb.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte die Familie nach Warendorf zurück, wo Spiegel nach dem Abitur 1958 ein Volontariat bei der "Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung" absolvierte. Später wurde er Redakteur des "Jüdischen Pressedienstes" und Assistent des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Präsident des Zentralrats der Juden

Seit 1993 war Spiegel Vizepräsident des Zentralrats, seit 1995 Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von NRW. Nach dem Tod von Ignatz Bubis wurde Spiegel im Jahr 2000 Präsident des Zentralrats. Diese Funktion behielt er bis zu seinem Tod im Jahr 2006. Auch als Zentralratspräsident war Spiegel weiter als Chef der von ihm gegründeten Künstleragentur in Düsseldorf tätig, die heute seine Tochter Leonie leitet.

In Erinnerung an seinen ehemaligen Präsidenten vergibt der Zentralrat der Juden seit 2009 jährlich den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an den von Spiegel mitgegründeten Verein "Gesicht Zeigen - Für ein weltoffenes Deutschland", der sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus engagiert und unter anderem Workshops für Schulklassen anbietet.

Paul-Spiegel-Preis

Spiegel gründete den Verein im Jahr 2000 zusammen mit dem damaligen Zentralrats-Vizepräsidenten Michel Friedman und dem damaligen Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye.

"Der Verein leistet seit Jahren eine vorbildliche Arbeit zur Stärkung unserer Demokratie", erklärte der amtierende Präsident des Zentralrats, Josef Schuster, zur Begründung der Preisverleihung.

"Gesicht Zeigen!" unterstütze kleine Initiativen und ermutige Menschen, Zivilcourage zu zeigen. Ganz im Sinne von Paul Spiegel arbeite der Verein vor allem mit jungen Menschen zusammen.


Quelle:
epd