Vorbereitung auf den Papstbesuch in Kolumbien

Bogota im Ausnahmezustand

Fahrverbote, Zehntausende Polizisten und unzählige Souvenirhändler: Bogota, die zweitgrößte Stadt Südamerikas, erwartet den Besuch von Papst Franziskus. An diesem Mittwoch erreicht der "Ausnahmezustand" dann seinen Höhepunkt.

Autor/in:
Tobias Käufer
Bald auch in Lebensgröße in Kolumbien: Papst Franziskus / © Fernando Vergara (dpa)
Bald auch in Lebensgröße in Kolumbien: Papst Franziskus / © Fernando Vergara ( dpa )

Am Dienstag bestimmte noch die Farbe Gelb das Straßenbild in der Hauptstadt Bogota. Wie immer, wenn Kolumbiens Fußballnationalmannschaft ein wichtiges WM-Qualifikationsspiel bestreitet, gehen die Menschen mit dem Trikot der "Cafeteros" zur Arbeit. Nach der Partie gegen den fünfmaligen Weltmeister Brasilien aber schaltet das ganze Land um - denn Papst Franziskus kommt an diesem Mittwoch nach Kolumbien.

Historische Reise

Es ist die inzwischen dritte Reise eines Papstes in das südamerikanische Land. Und es ist eine historische Reise, denn Kolumbien steht nach Jahren des bewaffneten Konflikts vor einer gesellschaftlichen Wende. Aus der Guerilla-Organisation FARC ist eine Partei geworden. Zu Wochenbeginn wurde FARC-Chef Rodrigo Londono alias "Timochenko" zum Vorsitzenden dieser neuen politischen Kraft gewählt. Zudem gelang es, mit der ELN-Guerilla, der zweitgrößten Rebellengruppe des Landes, unmittelbar vor dem Eintreffen des Papstes einen Waffenstillstand auszuhandeln.

"Bogota ist bereit, den Papst zu empfangen", gibt Bürgermeister Enrique Penalosa zu Protokoll. Für den Chef der Stadtverwaltung der Riesenmetropole ist der Besuch eine besondere Herausforderung, denn Franziskus wird nach seinen Ausflügen nach Villavicencio (8. September) und Medellin (9. September) stets nach Bogota zurückkehren. Die Route vom Militärflughafen CATAM in die Stadt wurde eigens aufgehübscht. Rund 6.000 Schlaglöcher wurden auf den chronisch überstrapazierten Straßen ausgebessert.

Freiluftgottesdienst vor 800.000 Menschen?

Davon profitiert auch die Bevölkerung. Im Parque Simon Bolivar, wo rund 800.000 Menschen zum Freiluftgottesdienst erwartet werden, sorgen 32 Großbildleinwände dafür, dass die Besucher einen guten Blick haben. Das Podium, auf dem der Papst zu sehen sein wird, misst 1.800 Quadratmeter - das größte in der Geschichte der Stadt. Die insgesamt 450 Laternen wurden ausgetauscht, elektrische Leitungen erneuert. Das kommt auch künftigen Rockkonzerte zugute, die hier normalerweise stattfinden.

Franziskus wird ganz nah dran sein an den Bogotanos; die Nuntiatur liegt inmitten eines Wohnviertels gleich neben den großen Verkehrsachsen. Das sorgt auch für ein gesteigertes Sicherheitsaufgebot. Wie immer verzichtet der Papst auch in Kolumbien auf Panzerglas. Dafür sorgen 36.000 Sicherheitskräfte für einen Rundumschutz. Allein in Bogota sollen es exakt 14.411 Polizisten und 3.600 Armeeangehörige sein, die für einen sicheren Ablauf sorgen.

Dazu kommen noch mal 7.600 Freiwillige, die die Logistik unterstützen. Laut Behördenschätzungen wird der Papst von insgesamt 4,5 Millionen Menschen am Straßenrand oder bei den Freiluftgottesdiensten begrüßt werden. Für die Hauptstadt hat der Event auch große wirtschaftliche Bedeutung. Penalosa rechnet vor, dass Touristen umgerechnet 50 Millionen Euro in die Kassen spülen werden. Viele Hotels sind ausgebucht; aus dem Umland haben sich zahlreiche Menschen per Bus auf die Reise nach Bogota gemacht, um den Papst zu sehen. Um den ohnehin chaotischen Verkehr einigermaßen in den Griff zu bekommen, gibt es tageweise Fahrverbote.

Heerschar von Souvenirhändlern

Auf die vielen Gläubigen, die den Papst sehen wollen, wartet eine ganze Heerschar von Souvenirhändlern. Exito, die größte Supermarktkette des Landes, bietet ein "Pilgerkit" mit T-Shirt und Kappe für umgerechnet knapp 3,50 Euro an. Fliegende Händler gehen noch weiter runter mit dem Preis und bieten beeindruckend viele Hemden mit verschiedenen Papstmotiven an.

Franziskus kennt Bogota nach Angaben der Pressestelle des Präsidentenpalastes von mindestens vier früheren Besuchen in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires und als argentinischer Priester.

Bogota ist auch Sitz des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, dessen heutige Vertreter er bei seinem Besuch auch treffen wird. Bogotas Erzbischof, Kardinal Ruben Salazar, ist derzeit CELAM-Vorsitzender. Er zählt zu den einflussreichsten Kirchenmännern Lateinamerikas.


Quelle:
KNA