Bei dem Fest der "Kathedra Petri" handelt sich um eine altehrwürdige, in Rom vom vierten Jahrhundert an bezeugte Tradition, bei der Gott für die dem Apostel Petrus und seinen Nachfolgern anvertraute Sendung gedankt wird.
Die "Kathedra" meint wörtlich den festen Sitz des Bischofs in der Mutterkirche einer Diözese, welche daher auch "Kathedrale" genannt wird und Sinnbild für die Autorität des Bischofs und vor allem für sein "Lehramt" ist, also die für die Lehre des Evangeliums, zu deren Bewahrung und Weitergabe an die Gemeinschaft der Christen er als Nachfolger der Apostel aufgerufen ist.
Wenn der Bischof die ihm anvertraute Kirche in Besitz nimmt, setzt er sich, bekleidet mit Mitra und dem Hirtenstab in der Hand, auf die Kathedra. Von diesem Sitz aus wird er als Lehrer und Hirte die Gläubigen auf ihrem Weg im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe leiten und anspornen.
Welches war nun die Kathedra des Petrus? Nachdem Christus ihn als "Felsen" erwählt hatte, auf den er seine Kirchen bauen wollte (vgl. Mt 16,18), hat er seinen Dienst nach der Auferstehung des Herrn und dem Pfingstereignis der Geistsendung in Jerusalem begonnen. Der erste "Sitz" war im Abendmahlssaal von Jerusalem, in dem auch Maria gemeinsam mit den Jüngern gebetet hat und dem Simon ein besonderer Sitz reserviert war.
In der Folge wurde Antiochia der Sitz Petri, eine Stadt am Fluss Oronte in der heutigen Türkei, die damals nach Rom und Alexandria in Ägypten die drittwichtigste Stadt des Römischen Reiches war. In dieser Stadt, die von Paulus und Barnabas evangelisiert worden war, nannte "man die Jünger zum ersten mal Christen" (Apg 11, 26), wo also unser Name als Christen entstanden ist, war Petrus der erste Bischof. Vor der Kalenderreform war im "Matirologio Romano" in Antiochia die Feier der "Kathedra Petri" vorgesehen.
Dann begab sich Petrus in das Zentrum des Römischen Reiches nach Rom (die "Urbs", die Symbol des "Orbis", des Erdkreiseses), wo er mit dem Martyrium seinen Weg im Dienst des Evangeliums abschloss. Darum hat der Sitz von Rom, der die höchste Ehre empfangen hatte, auch die von Christus dem Petrus anvertraute Aufgaben übernommen, im Dienst aller Teilkirchen zu stehen, zum Aufbau und zur Einheit des gesamten Gottesvolkes.
Der Sitz von Rom über seinem Grab wurde als Sitz des Nachfolgers des heiligen Petrus gesehen. Dies bezeugen die ältesten Kirchenväter, wie etwa der heilige Irenäus, Bischof von Lyon, in seinem Traktat "Adversus haereses": "Mit dieser Kirche nämlich muss wegen ihres besonderen Vorranges notwendig jede Kirche übereinstimmen, das heißt die Gläubigen von überall" (III, 3,2-3). Die Kathedra des Bischofs von Rom steht nicht nur für seinen Dienst für die Gemeinschaft in Rom, sondern für seine Sendung zur Führung des gesamten Gottesvolkes.
Ein Zeichen der Liebe Gottes
Die Feier der "Kathedra Petri" ist ein Zeichen der Liebe Gottes, des guten und ewigen Hirten, der seine ganze Kirche durch den Nachfolger Petri versammeln und auf den Weg des Heiles führen will.
In der Apsis des Petersdomes befindet sich das Denkmal der Kathedra des Apostels, ein Werk von Bernini, der die Kathedra in Fom eines großen bronzenen Thrones darstellt, gestützt von den Figuren der vier Kirchenlehrer, zwei aus dem Westen, dem heiligen Augustinus und dem heiligen Ambrosius, und zwei aus dem Osten, dem heiligen Johannes Chrysostomos und dem heiligen Athanasius. Über diesem Thron ist ein Alabasterfenster, das sich genau über der Kathedra öffnet. Was ist die Bedeutung dieser Komposition?
Nach Papst Benedikt XVI. ist sie eine tiefe Deutung des Petrusamtes und der Kirche: "Das Fenster, das mit seinem gedämpften Farben zugleich nach innen sammelt und nach außen und oben hin öffnet. Es verbindet die Kirche mit der Schöpfung als Ganzem; es deutet durch die Taube des Heiligen Geistes, Gott als die eigentliche Quelle allen Lichtes. Die Kirche selbst ist ihrem Wesen nach gleichsam ein Fenster, Raum der Berührung zwischen dem jenseitigen Geheimnis Gottes und unserer Welt auf den Glanz seines Lichtes hin.
Kirche steht nicht für sich, sie ist kein Ende, sondern ein Aufbruch über sich und über uns selbst hinaus. Sie erfüllt um so mehr ihr wahres Wesen, je mehr sie durchsichtig wird für den Anderen, von dem sie kommt und zu dem sie führt. Durch das Fenster ihres Glaubens tritt Gott herein in diese Welt und weckt in uns die Sehnsucht nach dem Größeren. Kirche ist Ein- und Ausgehen von Gott zu uns, von uns zu Gott. Ihr Auftrag ist es, eine sich verschließende Welt zu öffnen über sich hinaus, ihr das Licht zu geben, ohne das sie unbewohnbar wäre."
Der heilige Ignatius von Antiochien bezeichnete bereits in einem Brief an die Römer um das Jahr 110 den Stuhl des Nachfolgers des heiligen Petrus als einen "Vorsitz in der Liebe". Ein Glaube ohne Liebe wäre nicht der Glaube Jesu Christi. Das Wort "Liebe" ist in der Sprache der frühen Kirche auch ein Ausdruck für die Eucharistie. Eucharistie ist die hingebende Liebe Christi, der für uns sein Leben hingegeben hat und immerfort an uns verschenkt. In der Umarmung Christi werden wir zueinander geführt. Wir werden in den einen Christus hineingenommen, und dadurch gehören wir als Glieder des Leibes Christi auch zueinander: Ich kann denjenigen nicht mehr als Fremden betrachten, der in derselben Weise von Christus berührt ist wie ich selbst.
Beten wir für den Nachfolger des heiligen Petrus, um die Kraft des heiligen Geistes, dem Gott dieses schwere Amt der Leitung und Einheit der Kirche anvertraut hat.
Information der Redaktion: Andreas Süß ist seit 2021 leitender Pfarrer der katholischen Kirche in Neuss. Dieser Artikel wurde am 22.02.2021 zum ersten Mal veröffentlicht.