Vorsitzender des Pflegeschutzbundes über Kontaktbeschränkungen in Altenheimen

 (DR)

Der Vorsitzende des BIVA-Pflegeschutzbundes, Manfred Stegger, kritisiert in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt", die anhaltenden Einschränkungen für Altenheimbewohnende durch die Corona-Schutzmaßnahmen. Der Pflegeschutzbund hat unter mehr als 1000 Angehörigen von Pflegebedürftigen in Heimen eine Umfrage gemacht.

"Unsere aktuelle Erhebung zeigt allerdings: Es gibt in mehr als 80 Prozent der Heime trotz der Impfungen keine Lockerungen. Besuche sind in sehr vielen Fällen noch immer nur sehr eingeschränkt möglich. (...) Für viele ist der Kontakt nach außen lebenswichtig, sie fiebern geradezu darauf hin. Wenn das nicht mehr möglich ist und es auch innerhalb des Heimes keine Gruppenaktivitäten mehr gibt, verlieren viele Menschen die Lebensperspektive. Die Auswirkungen von strenger Isolation sind für die Bewohner extrem tief greifend. (...)

Wer sowieso nur noch ein paar Jahre zu leben hat und plötzlich niemanden mehr sehen darf, sondern nur noch dreimal am Tag einen Teller mit Essen vorgesetzt bekommt, kann daran verzweifeln. Studien belegen, dass sich die Ausprägungen einer Demenz verstärken können.

Zudem verstehen gerade demente Menschen schon rein kognitiv gar nicht, wieso ein Angehöriger nur noch mit Maske oder hinter einer Plexiglasscheibe zu Besuch kommen kann. Für andere fühlt sich die monatelange Isolation wie emotionale Folter an, sie bekommen Depressionen. Manch einer will schlicht nicht mehr leben."

(Quelle: welt.de vom 01.03.2021)