Wallfahrtsort Fatima

Papst spricht Hirtenkinder heilig

Das portugiesische Fatima ist der zweitgrößte Wallfahrtsort Europas. Drei Hirtenkinder hatten dort vor 100 Jahren von einer Marienerscheinung berichteten. Zwei von ihnen spricht Papst Franziskus nun heilig. Auch weitere 35 Heiligsprechungen stehen bevor.

Rosenkranzbasilika in Fatima / © Alexander Brüggemann (KNA)
Rosenkranzbasilika in Fatima / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Papst Franziskus spricht Francesco (1908-1919) und Jacinta Marto (1910-1920) am 13. Mai in Fatima heilig. Dies teilte er am Donnerstag im Vatikan vor dem versammelten Kardinalskollegium mit, wie Radio Vatikan berichtete. Franziskus besucht den Marienwallfahrtsort vom 12. bis zum 13. Mai. Anlass des Besuchs ist der 100. Jahrestag des Beginns der Marienerscheinungen, die von Mai bis Oktober 1917 anhielten.

In der Grotte Cova da Iria in der Nähe des Dorfes Fatima war den Geschwistern Marto, die jetzt heiliggesprochen werden, sowie ihrer Cousine Lucia dos Santos am 13. Mai 1917 die Mutter Gottes erschienen. Das Ereignis wiederholte sich ein halbes Jahr lang jeweils monatlich. Durch Mundpropaganda wurden die Kinder und der Ort berühmt. 

Die Geschwister Marto starben als Kinder und wurden im Jahr 2000 seliggesprochen. Lucia erreichte als einzige das Erwachsenenalter und starb erst 2005. Für sie rückt eine Seligsprechung näher, die Voraussetzung für eine Heiligsprechung ist. Das Seligsprechungsverfahren für Lucia wurde 2008 eingeleitet. Papst Franziskus setzte dafür damals eine Regelung des Kirchenrechtes außer Kraft, wonach ein Seligsprechungsverfahren frühestens fünf Jahre nach dem Tod einer Person eröffnet werden darf.

Weissagung in drei Teilen

Während der Erscheinung am 13. Juli 1917 sprach Maria nach Angaben der Kinder erstmals jene Prophezeiungen aus, die als "Geheimnisse von Fatima" bekannt wurden. Laut einer 1941 verfassten Niederschrift Lucias, die später Ordensfrau wurde, enthielt der erste Teil die Vorhersage eines weiteren Weltkrieges. Das zweite Geheimnis bestand laut Lucia darin, dass Russland sich nach einer Weihe an das "Unbefleckte Herz Mariens" bekehren werde.

Den dritten Teil der Weissagung schrieb Lucia 1944 nieder und verfügte, dass der Text nicht vor 1960 veröffentlicht werden dürfe. Erst Johannes Paul II. publizierte das "dritte Geheimnis" anlässlich der Seligsprechung der Seher Jacinta und Francisco am 13. Mai 2000. Der Text enthält auch die Vision eines "Bischofs in Weiß", der von Schüssen getroffen zusammenbricht. Schwester Lucia und Johannes Paul II. sahen darin einen Bezug auf das Papstattentat vom 13. Mai 1981.

Nach dem französischen Lourdes ist Fatima der meistbesuchte Marienwallfahrtsort in Europa. Zuletzt besuchte 2010 Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. Fatima. Auch Johannes Paul II. (1978-2005) und Paul VI. (1963-1978) reisten dorthin.

Heiligssprechung brasilianischer Märtyrer

Außerdem verkündete Franziskus weitere Heiligsprechungen, darunter 30 Katholiken, die im 17. Jahrhundert von Protestanten ermordet wurden. Am 15. Oktober kanonisiert das Kirchenoberhaupt in Rom eine Gruppe von 30 Märtyrern um den Jesuiten Andre de Soveral (1572-1645), die 1645 in Brasilien während eines Gottesdienstes von calvinistischen Söldnern der niederländischen Kolonialherren getötet wurden. Heiliggesprochen werden neben dem Brasilianer de Soveral auch der Priester Ambrosio Francisco Ferro sowie 28 Laien.

Am 16. Juli 1645 überfielen und ermordeten Söldner unter Leitung des Deutschen Jakob Rabe 69 Katholiken, die in einer Kapelle im nordbrasilianischen Sao Goncalo do Amarante Gottesdienst feierten. Ob ein Zusammenhang zwischen der Heiligsprechung und dem ökumenischen Reformationsgedenken besteht, das in diesem Jahr begangen wird, blieb offen. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erkannte die Opfer als Märtyrer an und sprach 30 von ihnen im Jahr 2000 selig.

Gegen Polygamie

Am 15. Oktober spricht der Papst außerdem die mexikanischen Jugendlichen Cristobal, Antonio und Juan, den spanischen Priester Faustino Miguez Gonzalez (1831-1925) sowie den Minoritenbruder Lucantonio Falcone (1669-1739) heilig. Cristobal starb 1527 den Märtyrertod, weil er an seinem katholischen Glauben festhielt; Antonio und Juan 1529. Johannes Paul II. sprach sie 1990 im Heiligtum von Guadalupe selig. Alle drei hatten sich geweigert, einem Aztekengott Opfer zu bringen und in Polygamie zu leben.

Der Geistliche Miguez Gonzalez war Gründer des Ordens der Kalasantinerinnen. Der Naturwissenschaftler gründete 1885 ein Institut zur Unterrichtung von Frauen. 1992 wurde er seliggesprochen. Der Minoritenbruder Falcone stammte aus Kalabrien und empfing 1700 die Priesterweihe. Vor allem im Süden Italiens war er als Missionar tätig. Er wurde 1825 seliggesprochen.


Quelle:
KNA