Erzbischof Heße hat über Amtsverzicht nachgedacht

Warten auf Signal aus Rom

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat im Zusammenhang mit dem Missbrauchskandal nach eigenen Worten darüber nachgedacht, sein Amt ruhen zu lassen. Er könne dies jedoch nicht von sich aus tun, sagte er nun in einem Interview.

Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg ( KNA )

Die römische Bischofskongregation habe ihm "ganz klar" signalisiert: "Im Moment gibt es nur Dinge, die in der Zeitung stehen. Es gibt noch keine Studie, deswegen haben wir keine Veranlassung, jetzt Maßnahmen zu ergreifen." Nur der Papst könne ihn daher zu einem Amtsverzicht auffordern, so Heße im Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag).

Antwort aus Rom steht noch aus

Eine abschließende Antwort aus Rom habe er noch nicht erhalten, fügte der Erzbischof hinzu. Er gehe jedoch davon aus, dass die Kongregation sich mit der Angelegenheit auseinandersetze. Neben ihm stünden auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und die dortigen Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp im Fokus: "Das sind jetzt vier Bischöfe in Deutschland - da kann ich mir nicht vorstellen, dass die Kongregation davor die Augen verschließt."

Im September waren Vorwürfe gegen Heße bekannt geworden, nach denen er in seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum Köln Missbrauchsfälle vertuscht haben soll. Die "Zeit"-Beilage "Christ&Welt" veröffentlichte Teile eines Gutachtens der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW), in denen Heße eine "indifferente" und "von fehlendem Problembewusstsein" geprägte Haltung gegenüber Opfern vorgeworfen wird.

Heße wies die Anschuldigungen zurück. Im November informierte er die Bischofskongregation und erklärte, sein Amt als Geistlicher Assistent des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) bis zur Aufklärung der Vorwürfe ruhen zu lassen.

Fehler nicht ausgeschlossen

Er kenne aus dem WSW-Gutachten nur den Teil, der ihn selbst betreffe, sagte Heße nun weiter. "Mit den wenigen Worten, die in einer großen Zeitung gestanden haben, ist das Resümee dessen" auch bereits in der Öffentlichkeit. Für das neue Gutachten, mit dem der Kölner Jurist Björn Gercke beauftragt wurde und das im März vorgestellt werden soll, sei er noch nicht befragt worden.

Er nehme indes für sich in Anspruch, in allen Missbrauchsfällen im fraglichen Zeitraum "nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt" und sich der Aufarbeitung verschrieben zu haben.

Dabei schließe er nicht aus, dass er Fehler gemacht habe, fügte Heße hinzu. "Für mich ist aber auch klar: Ich habe damals in das Thema viel investiert, mit vielen Betroffenen und vermeintlichen Tätern gesprochen, und ich habe das zum großen Teil mit anderen Verantwortlichen gemeinsam gemacht." Die letzte Entscheidung treffe in solchen Fällen der Bischof.

Zur aktuellen Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln sagte Heße, sie überlagere das Thema Missbrauch in der katholischen Kirche derzeit. Er selbst sei seit sechs Jahren nicht mehr in Köln und fühle sich als Nordbischof, insofern halte er sich mit einer Bewertung der Situation zurück.

Nur Konzil kann über Frauen als Priester entscheiden

Erzbischof Heße warb im Interview außerdem dafür, die Frage des Frauenpriestertums in der katholischen Kirche ergebnisoffen zu diskutieren. "Es hat in der katholischen Kirche immer eine Weiterentwicklung der Lehre gegeben". Letztlich könne eine Entscheidung, ob Frauen zu Priestern geweiht werden, nach seinem Empfinden am Ende nur ein vom Papst einberufenes Konzil fällen.

Mit Online-Beratungen wird am Donnerstag und am Freitag der Synodale Weg fortgesetzt, ein im Dezember 2019 begonnener innerkatholischer Reformdialog zwischen Bischöfen und Katholiken an der Kirchenbasis. Es geht dabei um die Lehren aus Missbrauchsskandalen und Reformen in den Bereichen Macht und Gewaltenteilung, priesterliche Lebensformen, Sexualmoral und Frauen in der Kirche.


Quelle:
KNA , epd