Warum das Altenberger Licht nach Butscha gefahren wird

"Den Leuten eine Perspektive bieten"

Seit letztem Jahr steht der Ort Butscha in der Ukraine für Kriegsverbrechen. Eine Gruppe aus der Partnerstadt Bergisch Gladbach wird nun das Altenberger Licht und andere Dinge dort hinbringen. Der Ideengeber erklärt, warum.

Das Altenberger Licht / © www.capture-life.de (kja)
Das Altenberger Licht / © www.capture-life.de ( kja )

DOMRADIO.DE: Wie ist es denn dazu gekommen, dass Sie das Altenberg Licht nach Butscha bringen?

Niklas Habers (Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha e.V.): Ich fahre jetzt das fünfte Mal seit Kriegsbeginn in die Richtung und bin auch schon ein paar Mal in der Ukraine gewesen, in Butscha selbst noch nicht. Und das ganze mit dem Partnerschaftsverein Bergisch Gladbach – Butscha der Stadt Bergisch Gladbach. Wir bringen ja nicht nur materielle Hilfe, sondern es geht ja auch darum, den Leuten eine Perspektive zu bieten und zu zeigen, dass wir an ihrer Seite stehen. Und da ist so ein Friedenslicht aus der Mitte Europas vielleicht ein schönes Zeichen, um den Menschen zu zeigen, dass wir bei ihnen sind und an ihrer Seite stehen.

Altenberger Licht

In jedem Jahr, am 1. Mai, treffen sich wieder tausende junge Christen in Altenberg. Im Dom der katholischen Jugend wird das ALTENBERGER LICHT entzündet, ein Zeichen des Friedens – des inneren Friedens im Herzen und des äußeren Friedens in der Welt. Von Altenberg aus nehmen viele junge Menschen das Licht mit in ihre Gemeinden und Gemeinschaften, in Deutschland und darüber hinaus zu unseren befreundeten Jugendgruppen in Europa.

Aussendungsfeier Altenberger Licht: Übergabe des Lichts / © Henning Martin Schoon (privat)
Aussendungsfeier Altenberger Licht: Übergabe des Lichts / © Henning Martin Schoon ( privat )

DOMRADIO.DE: Heißt das denn auch, dass die Menschen in Butscha wissen, was das Altenberger Licht ist?

Habers: Nein, die Kenntnis müssen wir, glaube ich, erst ein bisschen aufbauen. Wir werden auch einen kleinen, zweisprachigen Gottesdienst abhalten. Den habe ich schon vorbereitet auf Basis des Gottesdienstvorschlags vom Altenberger Licht.

Wir haben ihn ein bisschen angepasst, weil die Situation in Butscha und in der Ukraine natürlich etwas konkreter ist, als wir uns das hier in Deutschland vorstellen. Der Gottesdienst ist schon drüben zur Übersetzung und den werden wir dann, wenn wir da sind, feiern. Dann werden wir erklären, was das Altenberger Licht ist und mitteilen, dass wir das mitgebracht haben, um ihnen zu helfen.

DOMRADIO.DE: In die Ukraine oder speziell nach Butscha zu reisen ist aber wahrscheinlich auch nicht ganz ungefährlich, oder?

Habers: Natürlich fahren wir in ein Land, das sich im Krieg befindet. Aber unsere Freunde und Partner in Butscha versichern uns immer wieder, dass die Lage verhältnismäßig ruhig und sicher ist und das glauben wir auch. Aber wir sind natürlich auf alle möglichen Situationen vorbereitet, dass wir vielleicht nicht die ganze Strecke in der Ukraine zurücklegen können und haben da immer einen Plan B in der Tasche.

Niklas Habers, Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha e.V.

"Wir sind natürlich auf alle möglichen Situationen vorbereitet"

DOMRADIO.DE: Wie stellen Sie sicher, dass das Licht unterwegs nicht ausgeht?

Habers: Das fährt bei mir mit dem LKW in einer Petroleum-Strom-Laterne, ein paar Liter Ersatz-Lampenöl haben wir dabei und es brennt auf kleiner Flamme, um dann die ganze Wirkung zu entfalten, wenn wir da sind.

DOMRADIO.DE: Und wie bekommen Sie das durch den Zoll?

Habers: Das ist der spannende Zeit. Die Zöllner, die ich in den letzten Monaten kennenlernen durfte, waren grimmige Menschen. Ich bin gespannt, wie sie auf dieses Licht reagieren. Ich werde es sehr, sehr klein machen. Und im Zweifelsfall muss ich dem polnischen Zöllner auch noch erklären, was das Altenberger Licht ist.

DOMRADIO.DE: Sie haben auch andere Dinge noch dabei. Was brauchen die Menschen in Butscha, was können sie denn mitbringen?

Habers: In Butscha geht es tatsächlich schon sehr viel um Infrastruktur und Wiederaufbau. Das ist den Leuten auch ganz wichtig, dass sie den Russen zeigen, dass sie sie nicht kleinkriegen, dass sie hier leben und weiter leben. Das sind LKWs mit Kränen, die wir mitbringen und da lassen. Das sind auch Geräte zum Wiederaufbau oder um Abbrucharbeiten durchzuführen. Das sind aber auch Handtücher. Es sind auch immer noch Kleidungsstücke, die wir mitbringen. Das ist alles ziemlich eng abgestimmt.

Der Kontakt ist mittlerweile ziemlich eng und über Videokonferenzen und Telefonie und soziale Medien geht auch mit Übersetzung einiges. Wir bringen tatsächlich nur das mit, was vorher abgestimmt ist und was die Leute in Butscha tatsächlich brauchen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR