Warum der Gründer des Jesuitenordens heute noch wichtig ist

Ein Eis auf Ignatius von Loyola

Ignatius von Loyola war der wichtigste Mitbegründer und Gestalter der später auch als Jesuitenorden bezeichneten Gesellschaft Jesu. Am Dienstag ist sein Gedenktag. Wer steckt hinter dem Orden und wie ist sein Einfluss auf den Papst?

 (DR)

DOMRADIO.DE: Sie haben sich dagegen entschieden Benediktiner, Franziskaner oder Dominikaner zu werden, sondern ganz bewusst dafür Jesuit zuwerden. Warum?

Pater Johannes Siebner (Provinzial der Jesuiten in Deutschland): Das ist ein langer Weg gewesen. Das war nicht eine Entscheidung gegen Benediktiner oder Franziskaner, sondern ich kannte den Orden relativ gut. Ich war an einer Jesuitenschule. Am Anfang dachte ich, dass ich da lieber erst einmal Abstand zu halte. Das ist ja doch mit der eigenen Schule so eine Sache. Die Idee mit dem Priestertum kam auch etwas später. Dann habe ich mich ein bisschen umgeschaut und habe gemerkt, dass mir das Klösterliche nicht entspricht. Und dann habe ich mich doch wieder bei den Jesuiten umgeschaut. Ich habe mich mit Ignatius beschäftigt, der einen lebendigen modernen Orden repräsentiert. Das entsprach mir.

DOMRADIO.DE: Sie sagen das "klösterliche Leben liegt mir nicht". Was machen denn die Jesuiten anders?

Pater Siebner: Wir sind ein sogenannter Apostolischer Orden. Man tritt bei uns nicht in ein Kloster ein, in dem man dann lebenslang bleibt. Sondern man begibt sich in die weltweite Gesellschaft Jesu. Man gibt ein Versprechen zur Verfügbarkeit. Wir werden von der Gemeinschaft dort eingesetzt, wo wir gebraucht werden – überall in der Welt. Damit haben wir auch nicht das relativ geregelte geistliche Leben eines Klosters mit etwa einem gemeinsamen Stundengebet.

DOMRADIO.DE: Und es heißt ja auch eigentlich immer Jesuiten sind die Gebildeten und die Schlauen. Sehen Sie das auch so?

Pater Siebner: Wahnsinnig schlau sind die alle! Nein, das ist so eine Sache, da muss man ein bisschen aufpassen. Am Ende kochen wir alle mit demselben Wasser und verkünden vor allen Dingen dasselbe Evangelium.

Auf das intellektuelle Postulat hat Ignatius allerdings immer und überall großen Wert gelegt. Das stimmt. Und auf eine sehr gute Ausbildung. Die Ausbildung war Ignatius, der selber betteln musste, sehr wichtig. Das hat sich auch fortgetragen. Wir leben in Armut, aber an der Bildung sparen wir nicht.

DOMRADIO.DE: Ignatius hat dem Papst einst Gehorsam gelobt, in der Folge hatten die Jesuiten immer einen besonderen Draht zum Papst. Wie sieht das mit einem Papst aus, der selbst Jesuit ist?

Pater Siebner: Das ist in der Tat eine ungewöhnliche Konstellation. Es ist das erste Mal, dass ein Jesuit Papst geworden ist. Deswegen sage ich ein bisschen scherzhaft gerne: Das kommt statistisch gesehen alle 450 Jahre vor. Insofern droht das jetzt nicht unmittelbar wieder.

DOMRADIO.DE: Aber wie ist das für den Orden?

Pater Siebner: Das ist ambivalent. Das hören Sie vielleicht schon in meiner Formulierung. Wir freuen uns für die Kirche. Wir freuen uns für Franziskus - auch für den Orden. Aber es entspricht nicht unserem Charisma. Es entspricht nicht unserer Berufung, dass wir kirchliche Ämter übernehmen; auch die Bischofsämter sind für uns eigentlich kein Thema. Ganz im Gegenteil: Wir legen ein Gelübde ab, dass wir solche Ämter nicht entgegennehmen.

DOMRADIO.DE: Dann ist Papst Franziskus eine Ausnahme?

Pater Siebner: Da gibt es Ausnahmen. Die sind begründet. Und so ist Bergoglio damals dann eben auch Bischof und später Kardinal geworden. Und dann ist er gewählt worden. Was das jetzt für den Orden konkret bedeutet? Ich nehme es vor allem als Geschenk wahr, weil Franziskus so sehr ein Mann der ganzen Kirche ist. Aber man spürt eben doch unsere Spiritualität sehr deutlich bei ihm.

DOMRADIO.DE: Heute ist der Gedenktag von Ignatius von Loyola. Wie begehen Deutsche Jesuiten den Gedenktag?

Pater Siebner: Sie haben mich mehr oder weniger von einem Eis weggezerrt. Bei uns gab es heute beim Mittagessen ein besonderes Essen mit Eis. Und wir haben natürlich einen feierlichen Gottesdienst gehalten. Aber in Deutschland ist Werktag. Insofern sind die meisten an ihrem jeweiligen Arbeitsort oder sie sind schon im Urlaub. Es ist immer ein bisschen schwierig am 31. Juli das Patrozinium zu feiern.

Das Interview führte Heike Sicconi.

 

Quelle:
DR