DOMRADIO.DE: Wie kam es zu der Entscheidung, sich firmen zu lassen?
Elke Lindenbach (Firmbewerberin): Es war keine bewusste Entscheidung, sich nicht firmen zu lassen, muss ich dazu sagen. Es ist so ein bisschen hinten runtergefallen, als ich Jugendliche gewesen bin. Und wie das dann immer so ist, hat man mit der Zeit nicht weiter darüber nachgedacht. Aber es fiel einem eigentlich immer wieder vor die Füße. Also ganz konkret, wenn man kirchlich heiraten möchte wird das im Vorbereitungs-Gespräch angesprochen. Dann habe ich auch gefragt, ob jetzt Handlungsbedarf meinerseits besteht. Aber da wurde nur gesagt, nein, ich wollte nur mal fragen. Dann sollte ich Taufpatin meiner Nichte werden, das ging dann nicht. Ich konnte dann aber Taufzeugin werden.
Irgendwie habe ich immer gedacht: Das müsstest du doch mal machen! Eigentlich würde ich auch gerne, bin aber lange Zeit davon ausgegangen, dass ich das mit den Jugendlichen zusammen machen müsste. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, hatte ich als Erwachsene nicht mehr die Muße zu oder konnte mir das nicht vorstellen. Aber irgendwann, weil es sich irgendwie nie richtig angefühlt hat, – sagen wir mal unvollständig oder wie auch immer – habe ich mir dann doch mal ein Herz gefasst und habe mit unserem Pfarrer vor Ort gesprochen, der mir dann auch ganz nette Angebote gemacht hat, wie wir das in der Heimatgemeinde machen können. Inzwischen war ich dann auch über die FIDES gestolpert.
DOMRADIO.DE: FIDES ist die Glaubensberatung hier im Erzbistum Köln, die unter anderem Erwachsene betreut, die sich später entschließen, firmen zu lassen. Die Kirche, das kann man so sagen, steckt ja in einer Krise. Was sagt Ihr Bekanntenkreis zu Ihrem Schritt? Jetzt, wo alle gehen, lassen Sie sich firmen.
Lindenbach: Ja, genau das habe ich eigentlich im Vorfeld schon immer gehabt, weil ich sehr viel ehrenamtlich auch in der Gemeinde gearbeitet habe. Ich habe sowieso im Bekanntenkreis sehr viel darüber diskutieren dürfen, warum ich denn bitteschön der Kirche helfe und mich ausnutzen lasse von der Kirche etc.. Ich konnte das immer sehr gut vertreten, weil ich diese Dinge halt für die Gemeinde mache, für die Menschen in der Gemeinde.
Jetzt konkret auf die Firmung bezogen, sehe ich das ganz ehrlich auch so, dass ich sage: Jetzt erst recht. Es ist richtig, es läuft nicht alles rund in der Kirche. Aber es ist sehr bequem von außen zu sagen: Ja, die können ja nichts, sie machen das alles falsch und das läuft schief. Aber wirklich was ändern kann ich nur, wenn ich dabei bleibe, wenn ich Mitglied bin und aktiv eben was tue.
DOMRADIO.DE: Firmung, was ist das denn eigentlich? Was bedeutet Ihnen die Firmung konkret?
Lindenbach: Die Firmung ist ein weiteres Sakrament. Es gibt ja verschiedene Sakramente. Und nach der Taufe und der Kommunion ist die Firmung das Sakrament, was einen mit allen Rechten und Pflichten in der Christenheit aufnimmt, also in der katholischen Kirche aufnimmt. Erst dann ist man, wenn man so möchte, ein vollwertiges Mitglied der katholischen Kirche.
Konkret heißt es eben, dass man, wie ich eben schon mal gesagt habe, keine Patenschaft übernehmen kann, wenn man nicht gefirmt ist. Man kann dann Taufzeuge werden, aber eben kein Taufpate. Bei uns ist das sicherlich jetzt alles noch mal etwas anderes, weil wir ja Erwachsene sind. Da ist vor allem hängen geblieben, dass wir jetzt noch mal diese Bestärkung auch bekommen, dass wir zu dieser katholischen Kirche gehören und dass wir eben auch dementsprechend leben und uns so verhalten.
DOMRADIO.DE: Was heißt das für Sie, zu dieser katholischen Kirche zu gehören? Was heißt das ganz praktisch?
Lindenbach: Für mich heißt es immer ganz praktisch, dass ich zum Beispiel den Menschen helfe. Jetzt, bei der Gemeindearbeit habe ich viel mit Kindern gearbeitet, aber auch mit Senioren. Ich leite jetzt noch mit Kolleginnen zusammen die katholisch öffentliche Bücherei in unserer Heimatgemeinde. Das sind alles für mich Dinge, die zum aktiven Christentum gehören, also mich für Menschen, für andere Menschen einbringen. Das heißt, das glaube ich für mich konkret.
DOMRADIO.DE: Und wie schauen Sie auf die Krise der Kirche? Trennt man das dann, katholisch zu sein und was kirchenpolitisch stattfindet, steht auf einem anderen Blatt?
Lindenbach: So ein bisschen trennen, man kann das sicherlich nicht ganz klar trennen. Ich habe immer gerne gesagt, das ist für mich die Gemeindearbeit. Also für mich ist Kirche eben das Gemeindeleben. Ich glaube, ganz ehrlich, der liebe Gott ist mit seinem Bodenpersonal auch nicht immer zufrieden. Also das trenne ich so gesehen schon.
Es ist eine Institution Kirche, in der nicht viel oder nicht alles rund läuft, in der vieles auch schiefgeht. Aber das ist bei vielen Institutionen so. Ich sage jetzt ganz bestimmt nicht, dass man es einfach so lassen soll – im Gegenteil. Da gehört unheimlich viel Aufklärung dazu. Da gehört auch Reformation dazu, da müssen sich Dinge verändern. Aber noch mal: ich kann nichts verändern und es wird sich nichts verändern, wenn die, die unzufrieden sind mit der Situation, einfach gehen.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet Ihnen denn ganz persönlich der katholische Glaube? Wie tröstet er sie auch oder wie stützt er sie auch?
Lindenbach: Für mich ist es wirklich so, dass ich zur Ruhe komme, zum Beispiel auch in der Heiligen Messe. Das ist für mich sehr spirituell. Und er gibt mir wirklich immer so einen gewissen Halt, gerade in Lebenskrisen. Wenn man Ängste hat, Sorgen hat, dann finde ich es irgendwie schon sehr tröstlich, mich da jemandem anvertrauen zu können. Also nicht nur der Familie, sondern eben noch jemand anderem und so dieses Gefühl zu haben, es wird schon irgendwie gut gehen. Et hätt noch immer joot jejange.
DOMRADIO.DE: Sind Sie aufgeregt vor der Firmung?
Lindenbach: Ja, schon. Also ich hätte jetzt eher gedacht, dass das für mich so etwas ist, das ich halt nachhole. Hätte ich ja schon lange machen sollen. Aber ja, ich bin schon aufgeregt, aber freudig aufgeregt. Also ich freue mich wirklich auf diesen Tag. Ich meine, es ist ja auch etwas Besonderes, im Hohen Dom zu Köln gefirmt zu werden. Das finde ich schon wirklich toll und ich freue mich da schon sehr drauf.
Das Gespräch führte Johannes Schröer.