In seiner Predigt im Kapitelsamt am Fest der heiligen Familie betonte Dompropst Guido Assmann, dass dieser Festtag gut in die Weihnachtszeit passe.
"So ist die Menschwerdung, die Geburt unseres Herrn Jesus Christus, ein großes Geschenk an die ganze Menschheit."
Jesus Christus hatte wie jeder Mensch Vater und Mutter
Der Festtag der heiligen Familie erinnere daran, dass die Menschwerdung Jesu Christi etwas ganz Konkretes sei, so Dompropst Assmann.
"Er war nicht plötzlich da, ist nicht plötzlich aufgetaucht, irgendwie in dieser Welt erschienen, um dann zu den Menschen zu sprechen, sondern er wurde hineingeboren in eine Familie. So wie jeder Mensch von einer Mutter geboren wird, wie jeder Mensch einen Vater hat."
In der Heiligen Familie wird die Menschwerdung Gottes konkret
"Gott wird Mensch, einer von uns, uns Menschen ganz nah", so Dompropst Assmann weiter. Damit würde uns deutlich, dass Jesus Christus und Gott selbst die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens kennt – "und deshalb ein Gott ist, der uns Menschen so nahe ist".
"Das, was im Alten Bund, im Alten Testament uns schon verheißen ist, wird Wirklichkeit in Jesus Christus."
Christus sei hineingeboren worden "in eine Familie mit Maria und Josef, die füreinander da sind, füreinander einstehen, sich umeinander sorgen".
Christus ist einer von uns geworden und kennt unsere Narben
Ist die Heilige Familie aber nur ein wohlfeiles Bild einer heilen Welt? Dompropst Assmann erklärte in seiner Predigt, warum diese Annahme nicht der Wirklichkeit entspricht.
"Gott ist Mensch geworden, er kennt genau diese zerbrochenen Dinge und er kennt auch die Kerben und Narben in unserem menschlichen Leben und auch in der Familie, die uns heute als die Heilige Familie vorgestellt wird."
Warum auch die Heilige Familie nicht in einer heilen Welt lebte
Auch die heilige Familie habe schwierige Situationen erlebt. So sei etwa die Geburt Jesu Christi für Josef eine schwierige Phase gewesen, habe er doch mit seinem Gewissen darum ringen müssen, ob er seine Frau Maria verlässt – oder trotz jenes Kindes, das nicht das seine sein soll, bei ihr bleibt.
"Er bleibt bei ihr, trotz dieser schwierigen Situation, weil Gott ihm dazu die Kraft gibt. Und das gilt doch für manche Beziehungen und für manche Familien auch. Woher nehmen Eltern die Kraft für ihr Kind? Woher nehmen Ehepartner manchmal die Kraft, trotz schwieriger Situationen zueinander zu stehen? Als gläubige Christen sagen wir: Diese Kraft ist ein Geschenk Gottes. Und manchmal reicht diese Kraft dann auch nicht aus."
Maria und Josef nahmen die schwierige Situation an und trugen sie mit
Dann wiederum sei es "sicherlich auch keine ganz leichte Situation für Maria und Josef" gewesen, als sie den heranwachsenden Jesus bei einer Wallfahrt in Jerusalem verloren hatten.
Als sie ihm im Tempel wiedergefunden hatten, äußerte dieser sein Unverständnis und betonte, dass er lediglich bei seinem Vater verweilt habe. Maria und Josef hätten diese Situation jedoch angenommen und mitgetragen, so Dompropst Assmann.
"Heilig heißt nicht ohne Probleme. Heilig heißt nicht alles immer in Ordnung, sondern heilig heißt, an erster Stelle, in Beziehung mit Gott zu leben", schlussfolgerte Dompropst Assmann.
Die Gemeinschaft der Heiligen ist keine Gemeinschaft der Perfekten
Wenn wir von der Gemeinschaft der Heiligen im Glaubensbekenntnis sprächen, dann meinten wir demnach auch nicht nur die, die ganz perfekt ihren Glauben gelebt hätten, sondern jene, die auf Grundlage des Gnadengeschenks ihrer Taufe in einer Freundschaftsbeziehung mit Gott gelebt hätten.
Und das würde uns auch in der Heiligen Familie uns vor Augen gestellt. Immerhin seien es Engel gewesen, die Josef und Maria in ihrem Weg miteinander bestärkt hätten, so Dompropst Assmann weiter.
Gleichsam hätten Josef und Maria ihren Glauben gelebt und an ihr Kind, Jesus, weitergegeben. "Als gläubige jüdische Menschen werden sie die Psalme gebetet haben."
So gelingt die Weitergabe des Glaubens in der Familie
Dementsprechend habe Jesus den Glauben aus den Mündern und Herzen Mariens und Josefs "gelernt, erlernt, ihn angenommen, für sich angenommen, um ihn dann auch zu leben".
Auf diese Weise würde der Glaube von Generation zu Generation weitergegeben, erklärte Dompropst Assmann.
"Diese Liebesbeziehung Gottes zum Menschen geben die Menschen weiter an die nächste Generation. Durch das Einbinden des Glaubens in ihren Alltag, ins Gebet, aber auch durch das Hören auf die Gebote Gottes in den alltäglichen Dingen."
Nicht nur die Familie ist uns eine Glaubensgemeinschaft
Andererseits hätte die Heilige Familie ihren Glauben nicht nur für sich selbst, sondern "in der Gemeinschaft der Gemeinde gelebt, im Gottesdienst, im Tempel, in der Synagoge, im persönlichen Gebet".
Maria, Josef und Jesus seien selbst hinein geboren worden "in diese Glaubensgemeinschaft, in die große Familie der Glaubenden".
Ebenso seien wir als Gläubige "hineingeboren, hineingetauft in die Gemeinschaft der Kirche", betonte Dompropst Assmann.
Die unauflösbare Gemeinschaft der Brüder und Schwestern Christi
"Keiner von uns lebt den Glauben für sich alleine, sondern wir sind durch die Taufe Brüder und Schwestern von Jesus Christus und untereinander Brüder und Schwestern geworden. Und das kann man nie mehr zurücknehmen. Wer mein Bruder ist, bleibt mein Bruder. Wer meine Mutter ist, bleibt meine Mutter. Wer mein Vater ist, bleibt mein Vater. Wir gehören in die Familie der Brüder und Schwestern von Jesus Christus. Und wir haben den einen Vater im Himmel, Gott."
Damit sei das Bild der Heiligen Familie, das Hineingewachsen-sein in eine Glaubensgemeinschaft, Verantwortung und Vorbild.
In reellen Familien ist nicht alles immer nur heil und gut
Mit diesem Bild einher gehe Dompropst Assmann zufolge aber auch das Wissen darum, "dass nicht alles nur heil ist, nicht alles nur gut ist, dass man sich auch ertragen muss, dass man auch manches durchleiden muss, dass das auch manche Kraft kostet."
Am Ende seiner Predigt richtete Dompropst Assmann einen Appell an seine Zuhörer im Kölner Dom: "Liebe Schwestern und Brüder, leben wir unseren Glauben. Beten wir heute ganz besonders für die Familien. Dafür, dass es den Eltern gelingt, das, was ihnen wichtig ist im Leben, gut an ihre Kinder weiterzugeben und, dass dazu auch der Glaube sowie auch das Gebet gehören."
Den Glauben ohne erhobenen Zeigefinger weitergeben
"Und tragen wir unseren Teil als Gemeinschaft, als Familie Gottes mit dazu bei, dass der Glaube überzeugt weitergegeben werden kann an die nächste Generation", so Dompropst Assmann weiter, "tragen wir auch manches mit, was schwierig ist. Erheben wir nie den Zeigefinger, wenn es nicht gelingt, sondern tragen auch das mit wie in einer Familie."
Denn das sei schließlich auch die Wirklichkeit gewesen, in die Jesus Christus hineingeboren sei: "Er ist Mensch geworden. Das feiern wir an Weihnachten, so auch heute. Amen."
DOMRADIO.DE übertrug am Fest der heiligen Familie, dem Sonntag der Weihnachtsoktav, das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Dompropst Guido Assmann. Kantor war Oliver Sperling. An der Orgel: Winfried Bönig
In allen Diözesen Deutschlands wird seit 1976 in jedem Jahr der Familiensonntag begangen. Im Jahr 2015 hat der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz beschlossen, den Familiensonntag auf das Fest der Heiligen Familie (Sonntag der Weihnachtsoktav) zu verlegen. Mit dem Familiensonntag verbunden ist seither ein Jahresthema, das familienpastorale Jahresmotto – 2023/2024 lautet es „Mit Kindern beten“. Es lädt dazu ein, den Glauben in der Familie durch gemeinsames Beten lebendig zu halten.
Quellen: www.dbk.de, www.ehe-familie-kirche.de/
„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,29-32)
Impuls zum Evangelium Lk 2,22-40 von Zacharias Heyes OSB
Simeon erkennt in dem Kind, das da in den Tempel gebracht wird, den Heiland – denjenigen, auf den Israel gewartet hat als Erlöser und Retter. Er war gerecht und fromm; das heißt doch: ein Leben lang hat er gebetet, meditiert, Zeit im Tempel verbracht, mit seinem Gott gesprochen, sein inneres Glaubensauge geschult. … Ein Mensch sagte mir in einem Gespräch: »Ich weiß es einfach, dass wir – wenn wir sterben – bei Gott sein werden.« Das kann man als anmaßend bezeichnen, aber er hat es mit solch einer Überzeugung und Gewissheit gesagt, die keinen Zweifel zulässt.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir wieder »fromm« werden, die Stille des Gebets suchen, das Gespräch mit Gott, regelmäßig in der Bibel lesen, den Glauben lebendig werden lassen und verstehen als ein Beziehungsgesche-hen zwischen Gott und mir. Und in dieser Beziehung lernen, mit Gottes Augen in die Welt zu schauen und zu erkennen, wo uns das göttliche Licht überall aufleuchtet, wo seine Herrlichkeit uns begegnet; in der Schöpfung, in jedem Menschen. Und uns darin neu versichern: Ja, Gott ist da mitten in seinem Volk.
Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Dezember 2023, www.tedeum-beten.de