Warum es fast keine Osterhits gibt

Zumindest fast

Schon im November startet mit "Last Christmas" und Co. die dauerhafte Berieselung mit Weihnachtsmusik vor dem Fest. Vor Ostern bleibt es merkwürdig still. Der Freiburger Musikwissenschaftler Michael Fischer erklärt die Gründe.

Eine Mutter und ihr Sohn färben Ostereier am 4. April 2022 in Bad Honnef. / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Mutter und ihr Sohn färben Ostereier am 4. April 2022 in Bad Honnef. / © Harald Oppitz ( (Link ist extern)KNA )

Im Gegensatz zu Weihnachten gibt es rund um das Osterfest kaum Popsongs oder Volkslieder - und abgesehen vom Ostereiersuchen auch viel weniger Brauchtum. "Der Befund ist eindeutig, die Erklärung aber nicht ganz so einfach, da kommen verschiedene Aspekte zusammen", sagte der Freiburger Musikwissenschaftler Michael Fischer auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ein wichtiger Aspekt: Weihnachten ist viel stärker mit positiven Gefühlen verbunden.

Michael Fischer, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg, am 25. November 2024 vor Archivkartons mit Gedichten aus und über den Ersten Weltkrieg in der Sammlung des Zentrums in Freiburg. / © Volker Hasenauer (KNA)
Michael Fischer, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg, am 25. November 2024 vor Archivkartons mit Gedichten aus und über den Ersten Weltkrieg in der Sammlung des Zentrums in Freiburg. / © Volker Hasenauer ( (Link ist extern)KNA )

"Die Weihnachtserzählung erzählt emotional von einer Familie, von Elternschaft, von der Geburt eines Kindes. Daran lässt sich popkulturell und musikalisch viel leichter anknüpfen als an die eher ernste Botschaft von Ostern", sagte Fischer. Zwar wird an Ostern der Sieg des Lebens über den Tod - die Auferstehung Jesu gefeiert - aber der qualvolle Kreuzigungstod Jesu am Karfreitag sei nicht so leicht zu vergessen.

Hochkultur versus Osterbrauchtum

Klassische Kompositionen und Oratorien zu Ostern und zur Passionszeit etwa von Johann Sebastian Bach rechnet Fischer mehr der musikalischen Hochkultur von und für Bildungseliten zu. "Das hat nichts mit populären Liedern oder Osterbrauchtum zu tun." Hinzu komme, so Fischer weiter, dass bereits im 19. Jahrhundert Lieder, Gedichte und Brauchtum rund um Weihnachten entstanden, die nicht mehr streng religiös auf die christliche Botschaft ausgerichtet waren. Die Menschen feierten Weihnachten als Fest der Liebe und der Familie.

"So entstanden schon früh Lieder, die man auch ohne den christlichen Glauben singen kann. Wintersongs über den Sternenhimmel und über weißen, unberührten Schnee. Auch das gibt es rund um Ostern nicht", betonte der Leiter des Zentrums für populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg. 

Verzierte Palmbuschen in Bayern

Nach Einschätzung Fischers gibt es nur wenige Beispiele dafür, dass sich christliches Osterbrauchtum auch zu säkularen Traditionen gewandelt hat. "Man könnte zum Beispiel an das Binden und Aufstellen von bunt verzierten Palmbuschen und Palmstecken denken, das heute zwischen kirchlicher Tradition und Folklore angesiedelt ist."

Große Chancen, dass neue Osterlieder oder allgemein neues Osterbrauchtum entstehen, sieht Fischer derzeit nicht. 2Woher soll das kommen?", fragte er. "Klar ist aber auch, dass sich auch heute schnell neues Brauchtum entwickeln kann: Der Boom von Halloween ist ein solches Beispiel - aber auch hier haben die heutigen Halloweenparties nichts mehr mit dem christlichen Ursprung zu tun."

Ostern

An Ostern feiern Christen ihr wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist das Fundament ihres Glaubens. Kerngehalt ist, "dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird", so der katholische Katechismus.

Seit dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 wird das älteste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Osterkerzen / © Harald Oppitz (KNA)