Unsere Novizin arbeitet zurzeit in einer Gruppe unseres Kinderheimes. Und diese Kinder haben eine unstillbare Neugier. Sie ist jetzt schon zwei Wochen bei den Kindern und jeden Tag werden die Fragen auf sie abgefeuert: Kannst du Inliner laufen? Kannst du Fahrradfahren? Kannst du mit auf unserem Trampolin springen? Warum bist du eine Schwester? Warum hast du so ein Kleid an? Warum hast du keinen Mann? Warum kannst du keine Jeans anziehen? Warum hast du einen Schleier auf? Warum musst du immer beten? Warum? Warum? Warum?
Und meistens erklärt sie alles geduldig, was die Kinder wissen wollen. Am nächsten Tag fragen sie manchmal dasselbe. Wahrscheinlich um sich zu vergewissern, dass es immer noch stimmt. Sie haben keine Scheu zu fragen und nachzubohren und das hat große Vorteile. Sie brauchen nämlich keine Vorurteile zu entwickeln. Sie fragen einfach, wenn ihnen etwas komisch ist.
Frag uns doch!
Wir Erwachsenen sind da leider anders. Wenn wir etwas nicht verstehen, fragen wir nicht, sondern bilden uns ein Urteil. Und mit diesem Urteil arbeiten wir weiter. Und dann kommen diese typischen Unterstellungen und Meinungen, die wir dann in bestimmten Medien noch bestätigt kommen.
"Frag uns doch!", ist dann eine ziemlich einfache Gegenfrage. Frag mich doch, wenn dir etwas fremd und suspekt ist. Frag doch einfach, wenn du Lebensweisen nicht verstehst, keine Idee hast, warum jemand so oder so handelt. Frag doch einfach.
Wer nicht fragt, bleibt dumm
Sie kennen ja die typischen Aussagen: Wer nicht fragt, bleibt dumm. Oder: Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Oder was mir besonders gut gefällt: Wer fragt, ist ein Narr für fünf Minuten. Wer nicht fragt, bleibt ein Narr für sein ganzes Leben. Und so weiter.
Manche Fragen muss ich mir aber selber stellen und auch immer selbst beantworten. Warum tue ich etwas? Warum glaube ich das oder das? Warum ist mir das oder das andere eigentlich wichtig? Mir scheint es wichtig, sich ab und zu hinzusetzen und sich die Fragen vorzunehmen, die mich beschäftigen, damit ich nicht so oberflächlich dahin lebe, sondern nach dem Sinn dahinter frage und mir selbst diese Frage sehr ernsthaft beantworte.
"Wow! Das ist cool"
Zurzeit üben wir mit den Kindern ein Krippenspiel. Die Kinder haben da auch ganz direkt gefragt: Glaubst du wirklich, dass Marias Baby der Sohn von Gott ist und dass da ein Engel gekommen ist? Oder war das vielleicht doch ein Alien? Und als die Novizin ganz selbstverständlich in kindgerechter Sprache geantwortet und erzählt hat, woran sie bei dieser Geschichte aus der Bibel glaubt, war es erst einmal still. Und dann kam ein: "Wow! Das ist cool."