Lourdes soll zu französischem Nationalheiligtum erklärt werden

Was ändert sich für Pilger?

Die Marienwallfahrtsstätte Lourdes wird mglicherweise bald zu einem französischen nationalen Heiligtum erklärt. Welche Hintergründe gibt es dazu und was verändert sich für Pilger dadurch? 

Grotte in Lourdes / © Spirit Stock (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie ist es denn jetzt dazu gekommen, dass Lourdes zu einem Nationalheiligtum werden soll?

Klaus Holzamer (Pfarrer für die deutschsprachigen Pilger in Lourdes): Vielleicht muss man das erst einmal in einen Zusammenhang stellen, mit zwei Dingen: Zum einen hängt es mit einem Motu Proprio (vatikanische Anweisung, Anm. d. Red.) zusammen, das am Gedenktag unserer lieben Frau von Lourdes 2017 erschienen ist. Dabei wurden die Heiligtümer in der Welt in eine Zuständigkeit zur Förderung der Neuevangelisation dem Päpstlichen Rat übertragen. Das ist schon eine Signalwirkung. Die Walfahrtstätten sollen zur Verkündigung des Evangeliums und den Pfarreien dort einen Ort geben, wo dies geschehen kann. Natürlich gibt es in ganz Frankreich keine Diözese, die eine Wallfahrt nach Lourdes nicht vermissen würde. Das ist eine ganz besondere Bedeutung zur Unterstützung der Volksfrömmigkeit, auch das soll gefördert werden in diesem Schreiben des Papstes. Nun hat es dazu geführt, dass man einen Blick nach Lourdes geworfen hat, wo nun eine Diözese ist, die durchaus, wie das in Deutschland auch oft der Fall ist, einen gewissen Mangel an Geistlichen hat und keine materiellen Ressourcen, um diese Aufgabe in Gänze und alleine zu schultern.

DOMRADIO.DE: Und dann hat man gesagt: Das kann nicht die Diözese allein schultern, sondern da muss jetzt landesweit die Bischofskonferenz ran?

Holzamer: Es ging zunächst einmal darum, dass Lourdes bis dato ein Diözesanwallfahrtsort war, der natürlich eine internationale Ausstrahlung, nicht nur eine französischweite Ausstrahlung, hatte. Und nun hat man sich natürlich gefragt: Wie können wir das so tun, dass das in einem rechtlichen Rahmen auch funktionieren kann?

Es wäre natürlich naheliegend gewesen, dann zu sagen: Bei der Bedeutung von Lourdes machen wir doch ein internationales Heiligtum daraus. Dann läge allerdings die kanonische Zuständigkeit beim Heiligen Stuhl. Das ist beispielsweise nur in Loreto der Fall. In Guadealupe, Fatima und in Brasilien sind die ganz großen Marienwallfahrtsorte immer Nationalheiligtümer.

Das heißt, sie werden im Rahmen der Bischofskonferenz über die diözesane Grenze hinaus mitgetragen. Und das soll der Fall sein und so weit ich jetzt weiß, sind die Statuten schon sehr weit fortgeschritten, dass sie kurz vor der Anerkennung durch die Bischofskonferenz und dann auch durch die Approbation durch den Heiligen Stuhl in Gang gesetzt werden und in Kraft gesetzt werden.

DOMRADIO.DE: "Statuten" klingt jetzt immer so ein bisschen technisch. Wie sieht es denn dann konkret für die Gläubigen aus, die nach Lourdes kommen? Hat das wirklich Auswirkungen auf das, was sie da erleben können?

Holzamer: Nein, es hat grundsätzlich nur eine Verstärkung und Bestärkung. Es geht um die Heilung von Körper und Seele. Auch in den Statuten steht, dass die Inkulturation der Botschaft auch eine internationale Ausrichtung hat, dass beispielsweise dann eben auch von deutscher Seite her die deutsche Sprache, die deutsche Kultur Berücksichtigung findet und eben die Botschaft von Lourdes dort hineingetragen wird. Es wird in Zukunft - und das ändert sich nun nicht für die Pilger, aber für die praktische Anwendung - so sein, dass der Bischof von Tarbes und Lourdes immer noch im Rat zur Orientierung ist und da der wichtigste Ansprechpartner ist. Schließlich ist die Sprache der Erscheinungen die Bigourdan gewesen. Die ganz lokale Verwurzelung der Erscheinungen kommt hier zum Ausdruck. Es wird auch der zuständige Erzbischof von Toulouse in diesem Rat sein und zwei, drei Bischöfe, die zur Bischofskonferenz gehören, und der Rektor wird vom Ständigen Rat der Bischofskonferenz auf Vorschlag des Bischofs von Tarbes und Lourdes nominiert. Da sind keine sehr großen Veränderungen zu befürchten, sage ich mal, dass man da irgendwo was zurückdrehen würde, in Bezug auf die Internationalität.

DOMRADIO.DE: Ob es jetzt am Wochenende zum Nationalheiligtum werden soll oder nicht, was ja erhalten bleibt, ist fürs erste ja auch die Corona-Pandemie. Auch da ist noch nicht so viel in Sicht. Wie sieht es denn damit im Moment in Lourdes aus? Sind überhaupt schon wieder Pilger da?

Holzamer: Es waren zwischenzeitlich wieder Pilger da. Wir haben ja nun eine zweite strikte Ausgangssperre, die mindestens bis zum 1. Dezember anhält, wahrscheinlich darüber hinaus. Das betrifft dann besonders den für uns wichtigen Feiertag am 18. Dezember, dem Fest der Unbefleckten Empfängnis. Allerdings muss man dazu sagen, wir haben nun auch wieder außerhalb der Pilgersaison die Möglichkeit eine Art geistliche Wallfahrt zu machen mit unserem Gebet vor der Grotte. Das haben wir weder angegriffen, weil natürlich direkt zur Grotte nur ganz wenige Menschen von draußen kommen können. Wir sind nicht ganz zugesperrt, wie beim ersten Lockdown. Aber wir sind doch limitiert auf einen Bereich von einem Kilometer, weiter dürfen sich die Menschen ja nicht bewegen. Der Wallfahrtsort ist also zumindestens bis zur Rosenkranz-Basilika geöffnet und wir beten in deutscher Sprache vor der Grotte mit und für die Pilger. Dieses Angebot besteht über die Internetmöglichkeit, mit dem Zugang direkt mitzubeten. Um 9:30 Uhr werktags beten wir den Rosenkranz in deutscher Sprache und sonntags um 12 Uhr feiern wir die Heilige Messe in deutscher Sprache vor der Grotte. Dazu sind alle ganz herzlich eingeladen. 

Das Interview führte Gerald Mayer.


Quelle:
DR