DOMRADIO.DE: Wenn Kirchen nachts unbeleuchtet sind, geht es nicht nur ums Stromsparen, sondern auch um die Lichtverschmutzung. Wie schlimm ist es damit?
Barbara Fröde-Thierfelder (Leiterin des Projekts "Biodiversitäts-Check in Kirchengemeinden" im Erzbistum Köln): Es ist wohl so, dass es in Deutschland keinen einzigen Quadratmeter gibt, der vollständig dunkel ist. Auch mitten in der Nacht nicht, so die wissenschaftliche Bewertung.
Im Nationalpark Eifel kann man den Sternenhimmel beispielsweise noch sehen, auch wenn es nicht das ist, was wir eigentlich sehen könnten, wenn es dunkel wäre.
DOMRADIO.DE: Ist das ein Dauerzustand oder nimmt die Tendenz zu?
Fröde-Thierfelder: Über die Jahre hat das immer mehr zugenommen, aber durch die Energieeinsparverordnung haben wir eine Pause eingelegt. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass diese Pause dazu geführt hat, dass sich einzelne Arten und Ökosysteme etwas erholen konnten.
Wir müssen uns das mal vorstellen, Lebewesen sind seit Millionen von Jahren auf diesem Planeten und es gab immer Tag und Nacht, der Taktgeber des Lebens. Es gibt die Tag-Tiere, zu denen auch die meisten Menschen gehören und es gibt Nacht-Tiere. Das ist super, denn so kann der gleiche Ort zweimal auf zwei verschiedene Arten genutzt werden. Aber jetzt ist es plötzlich überall hell.
DOMRADIO.DE: Wie wollen Sie mit Ihrem Projekt "Biodiversitäts-Check" in Kirchengemeinden gegen die Lichtverschmutzung vorgehen?
Fröde-Thierfelder: Wir gehen dabei gar nicht gegen etwas vor, sondern wir wollen etwas anderes befördern. Ziel ist es, dass Menschen in Dankbarkeit, Freude, Begeisterung und Demut ihre Schöpfungsverantwortung annehmen und pfleglich mit dem umgehen, was uns anvertraut wurde.
Mit dem Projekt "Biodiversitäts-Check" machen wir ganz praktische Sachen in Kirchengemeinden. Das geht von Hochbeten auf versiegelten Kirchvorplätzen, bis zur Fassadenbegrünung. Das ist sehr unterschiedlich, je nach dem, was pro Kirchengemeinde möglich ist.
DOMRADIO.DE: Was kann man denn sparen, wenn man ihre Maßnahmen umsetzt?
Fröde-Thierfelder: Wir schlagen vor, dass Beleuchtung nur dort eingesetzt wird, wo sie notwendig ist. Wenn Kirchen mal zu einem großen Fest erleuchtet werden, ist das kein Problem, ansonsten sollte aber ganz genau geschaut werden, wo wir Licht brauchen, zum Beispiel für die Verkehrssicherheit. Den Rest sollten wir einfach mal ausschalten.
Wir haben ein Einsparpotenzial von bis zu 60 Prozent, indem unter anderem Leuchtmittel gewechselt werden. Das finde ich großartig, weil Schöpfungsverantwortung nicht nur Klimaschutz ist und nicht "nur" biologische Vielfalt bedeutet. Hier können wir als Kirchengemeinde ein großes Zeichen setzen. Wir sollten das Thema ernst nehmen und haben dann noch den Effekt, dass mehr Geld in der Kasse bleibt.
DOMRADIO.DE: Am 29. März geben Sie den Startschuss. Was haben Sie vor?
Fröde-Thierfelder: Die Abteilung Schöpfungsverantwortung veranstaltet am 29. März ab 18.00 Uhr einen Infoabend, bei dem wir das Thema "Verantwortungsvoll Kirchenorte beleuchten" behandeln. Wir beleuchten das Thema aus den Perspektiven Energie und biologische Vielfalt und geben dazu ein Praxisbeispiel. Sie können sich auf unserer Website anmelden, dort finden Sie die Veranstaltungsankündigung. Die Veranstaltung selbst findet online statt.
Das Interview führte Katharina Geiger.