Katholische Kirche begeht das Fest "Verklärung des Herrn"

Was feiern wir da eigentlich?

Eine Redensart besagt, dass man Feste feiern muss, wie sie fallen. Aber das Fest, das an diesem Samstag begangen wird, sagt vielen vielleicht nicht auf Anhieb etwas: Die Kirche feiert "Verklärung des Herrn". Was wird da verklärt?

Fresco der Darstellung "Verklärung des Herrn" auf dem Berg Tabor / © Renata Sedmakova (shutterstock)
Fresco der Darstellung "Verklärung des Herrn" auf dem Berg Tabor / © Renata Sedmakova ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Verklärt wird heutzutage gerne mal die Vergangenheit. Aber das hat damit gar nichts zu tun, oder?

Mathias Peter (Liturgie-Redaktion): Nein, das stimmt. Um die Vergangenheit geht es gar nicht, sondern um Jesus Christus. Mit dieser merkwürdigen Bezeichnung reiht sich dieses Fest nahtlos in kirchliche Anlässe ein, die vom Titel her vergleichsweise unverständlich klingen. Zum Beispiel Mariä Heimsuchung oder auch Darstellung des Herrn.

DOMRADIO.DE: Dann müsen wir die Begriffe mal klären und fangen villeicht mit dem besagten "Herrn" an. Damit ist Jesus Christus gemeint, oder?

Peter: Genau. In der Bibel wird er oft als Herr aramäisch "mari" oder "mare" angesprochen. Damit wird seine besondere Würde und seine Gottessohnschaft ausgedrückt – allerdings wird Gott Vater auch bisweilen als "Herr" bezeichnet. Verklärung des Herrn gehört übrigens zu den sogenannten Herrenfesten. Das meint natürlich keine Party nur für Männer, sondern Hochfeste und Feste im Kirchenjahr, die einen besonderen Bezug zu Jesus Christus haben, von seiner Geburt bis zur Himmelfahrt und darüber hinaus.  Also Weihnachten ist ein Herrnfest, ein Hochfest, dann gibt es aber zum Beispiel auch noch Taufe des Herrn, Darstellung des Herrn, Verkündigung des Herrn und eben auch Verklärung des Herrn.

DOMRADIO.DE: Verklärung meint heute eher den romantisierenden Blick in die Vergangenheit. Was ist heute damit gemeint?

Peter: Es geht um ein Ereignis, von dem drei Evangelien im Neuen Testament berichten. Jesus geht mit drei ausgewählten Jüngern auf einen Berg und da passiert dann etwas Unglaubliches, im Markus-Evangelium (Mk 9,2–9 ) heißt es verkürzt "Und er wurde vor ihren Augen verwandelt. Seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus. Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus.“

Wichtig ist das Licht, in dem Jesus plötzlich erscheint und dass Gott aus der Wolke spricht und bekräftigt, dass Jesus sein Sohn ist.

DOMRADIO.DE: Warum ist das Licht so wichtig, was ist damit gemeint?

Peter: Es geht um das so genannte Taborlicht. Mit Tabor ist der Berg Tabor gemeint. In der Bibel heißt es nur "und sie gingen auf einen Berg". In der Tradition wurde daraus der Berg Tabor, den es bis heute im Heiligen Land gibt, knapp 600 Meter hoch. Und auf diesem Berg gab es schon in vorchristlichen Zeiten Kultstätten. Als Nabel der Welt wird er auch bezeichnet. Das Taborlicht wurde bisweilen als Teil der ungeschaffenen göttliche Energie angesehen, durch die der Mensch an Gott Anteil hat. So oder so ist die starke, übermenschliche Veränderung von Jesus Christus bei seiner Verklärung ist ein starkes Zeichen und Beleg dafür, dass er tatsächlich der Sohn Gottes ist. Dieses Erlebnis lässt Jesus in den Augen seiner Jünger buchstäblich in einem neuen Licht erscheinen.

DOMRADIO.DE: Und wie ist die Verklärung von Jesus Christus heute zu verstehen?

Peter: Vielleicht erstmal, dass der gesamte Glaube mit unseren Augen, mit unserem Verstand nur schwer zu erfassen ist. Dass Gott tatsächlich im Verborgenen wirkt und wir nur in seltenen Momenten Gott wirklich erkennen können. Vor allem aber geht es um eine Glaubensüberzeugung, die eigentlich schwer zu fassen ist: Jesus ist ein echter Mensch, aber eben auch Gottes Sohn. Das ist ja schon für seine Jünger schwer zu fassen.

Außerdem geht es dann um die Überzeugung, dass durch seinen Tod und seine Auferstehung auch die Menschen und die ganze Schöpfung eines Tages verklärt und damit gerettet werden.

Was ich tröstlich finde: Schon die Jünger waren erstmal verwirrt und Petrus wollte gleich anfangen, irgendwelche Hütten zu bauen, weil er mit der Situation auf dem Berg überfordert war. Da ist es schon sehr in Ordnung, dass wir heutzutage über diese Erzählung aus der Bibel erstmal nachdenken und etwas brauchen, um auch nur halbwegs zu erfassen, was denn nun diese Verklärung des Herrn bedeutet.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.

 

Mathias Peter / © Ide Lödige (DR)
Mathias Peter / © Ide Lödige ( DR )

 

Verklärung des Herrn / © Peter Paul Rubens
Verklärung des Herrn / © Peter Paul Rubens
Quelle:
DR