Morgenimpuls von Schwester Katharina

Was kann jede und jeder von uns an Engagement einbringen?

Die Wartburg ist eine der 43 Kultstätten in Deutschland, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Ludwig der Springer, Elisabeth von Thüringen und Martin Luther haben die Burg zu einem Weltkulturerbe werden lassen, sagt Schwester Katharina. Was bedeutet das für die Kirche?

Wartburg im Sonnenuntergang (Wartburg-Stiftung Eisenach)

Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Nichte auf der Wartburg und in Eisenach. Schon als Kinder sind wir sogar in den staatlichen Ferienspielen der DDR-Zeit jedes Jahr auf die Wartburg gefahren. Die Faszination dieser Burg hatte für uns als Kinder und Jugendliche irgendwie etwas Abenteuerliches oder eben auch für uns Mädels etwas Romantisches. Erst viele Jahre später, als es mal eine Ferienaktion der katholischen Kirche zur heiligen Elisabeth gab, wurde mir bewusst, welche Bedeutung diese junge Frau für die Kirche in Thüringen und in Deutschland hatte und welche so ganz andere Bedeutung das Geschlecht der Ludowinger in Mitteldeutschland mit ihren Kriegen und Eroberungen. Und dann gab es natürlich noch einen Dritten, der in der Geschichtsschreibung der Wartburg und der Geschichte der Kirche in Deutschland und der Welt eine besondere Bedeutung hat: Martin Luther.

Vor 500 Jahren, im Mai 1521, wurde er zum Schein auf die Wartburg entführt, um ihn vor der Verfolgung durch die römische Kurie zu schützen. Dort lebte er dann inkognito als Junker Jörg und übersetzt in sagenhaften 10 Monaten das Neue Testament ins Deutsche. 1522 wurde es dann in Wittenberg veröffentlicht. Durch die Übersetzung ins damalige Deutsch hat Martin Luther die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Sprache stark gefördert und auch erst möglich gemacht.

Also waren eigentlich drei Personen hier diejenigen, die diese Burg zu einem Weltkulturerbe haben werden lassen. Ludwig der Springer, der durch einen gewieften Trick den Wartberg besetzt und den Bau der Burg begonnen hat. Elisabeth von Thüringen, die als Vierjährige dorthin gebracht worden ist, weil eine politische Heirat die Macht der beiden Fürstenhäuser stärken sollte. Elisabeth war dann aber so anders, weil sie die Krone vor dem Gekreuzigten niedergelegt, schon als Landgräfin sich um die Armen, Kranken und Rechtlosen gekümmert hat und als Witwe dann ein Hospital in Marburg betrieben hat, indem sie selbst gedient hat. Sie gilt bis heute als Urbild christlicher Caritas und Nächstenliebe. Und dann Martin Luther, der durch seine Thesen und seinen Einsatz die Reform der Kirche angestoßen hat, die dann leider bis heute in einer Spaltung verharrt.

Drei Menschen, die in den Wirren ihrer Zeit getan haben, was sie für gut und vor Gott für richtig gehalten haben und die einen Landstrich und die Kirche geprägt und verändert haben. Was ist denn so mein Beitrag? Was ist Ihr Beitrag heute in Kirche und Gesellschaft? Was tue ich und glaube, dass es vor Gott und meinem Gewissen richtig ist und gut ist für die Zukunft? Mein Tag auf der Wartburg und meine Gedanken dazu können anregend sein über das je eigene, das eigene Engagement, den je eigenen Dienst, vielleicht heute mal ein bisschen nachzudenken.


Quelle:
DR