Was passiert nach dem Tod von Papst emeritus Benedikt XVI.?

"Papst Franziskus wird ein deutliches Wort mitzusprechen haben"

Benedikt XVI. ist als emeritierter Papst verstorben. Wie die Beerdigung von Benedikt XVI. ablaufen könnte und was es zu beachten gibt, schätzt Vatikanexperte Ulrich Nersinger ein. Er sieht liturgisches und zeremonielles Neuland.

Das Medaillon von Papst Franziskus (l.) neben dem von Vorgänger Papst Benedikt XVI. in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Rom. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Das Medaillon von Papst Franziskus (l.) neben dem von Vorgänger Papst Benedikt XVI. in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Rom. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was passiert, wenn ein Papst, der nicht mehr im Amt, also emeritiert ist, stirbt?

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte): Bei einem solchen Geschehen betritt man verständlicherweise liturgisches und zeremonielles Neuland. Man wird sich im Vatikan schon seit längerem über das Prozedere Gedanken gemacht haben. Ich vermute, dass Papst Franziskus ein deutliches Wort mitzusprechen gedenkt.

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Natürlich dürften auch die testamentarischen Verfügungen des Verstorbenen einzubeziehen sein. Man kann wohl davon ausgehen, dass es zu einer Aufbahrung - ob bei offenem oder geschlossenem Sarg bleibt dahingestellt - kommen wird.

Wie die Modalitäten im Einzelen sein werden, da muss ich auf einen bekannten italienischen Ausspruch verweisen "Vedremo - Wir werden sehen". 

Papst Benedikt XVI. ist verstorben (dpa)
Papst Benedikt XVI. ist verstorben / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Als Beispiel für einen Papst, der vom Amt zurückgetreten ist, gilt Coelestin V. Weiß man, was nach seinem Tod 1296 geschehen ist?

Nersinger: Mir sind die Details nicht bekannt; ich nehme jedoch an, dass die Beisetzung aus kirchenpolitischen Gründen nicht mit allzu großem Aufwand erfolgt ist. Den Ordensbrüdern seiner Gemeinschaft gelang es 1326, die Gebeine nach L'Aquila zu schaffen und in S. Maria di Collemaggio beizusetzen, wo Coelestin V. später ein prachtvolles Grabmal errichtet wurde.

DOMRADIO.DE: Ein Konklave wird es in Rom nicht geben, weil der amtierende Papst ja lebt. Wird vielleicht Franziskus selbst seinen Amtsvorgänger beerdigen?

Nersinger: Dies dürfte wahrscheinlich so gehandhabt werden. Bei der aktuellen gesundheitlichen Verfassung des Heiligen Vaters vermute ich, wird er die seit kurzem geübte Form in Anspruch nehmen, der Liturgie im Chormantel vorzustehen und am Altar einen Kardinal, vorzugsweise den Kardinaldekan, agieren zu lassen.

DOMRADIO.DE: Was ist im Protokoll unbedingt zu beachten, damit nicht der Anschein erweckt wird, ein amtierender Papst sei gestorben?

Papst Franziskus trägt ein rotes Gewand, ein Pileolus und das Pallium / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus trägt ein rotes Gewand, ein Pileolus und das Pallium / © Paul Haring ( KNA )

Nersinger: Es gilt vor allem zu vermeiden, den Eindruck zu erwecken, dass ein amtierender Papst verstorben ist. So sollte er nicht mit dem Pallium, der Insignie oberhirtlicher Amtsgewalt, um die Schultern aufgebahrt oder beigesetzt werden. Diese Art und Weise kommt traditionsgemäß nur im Amt verstorbenen Metropolitan-Erzbischöfen und Päpsten zu. Benedikt ist das Pallium daher zusammengefaltet unter sein Haupt zu legen.

Leider hat man in der jüngeren Vergangenheit manche verstorbene emeritierte Metropoliten mit dem Pallium ausgestattet; auch die - sogar "doppelte" - Bekleidung Cölestins V. mit der Insignie entspricht nicht dem kirchlichen Usus.

DOMRADIO.DE: Schauen wir einmal nach Deutschland: Wenn ein Papst stirbt, wird normalerweise überall Trauergeläut angeordnet. Beim Rücktritt Benedikts XVI. am 28. Februar 2013 um 20 Uhr war man sich uneinig, da der Papst ja nicht gestorben, aber doch aus dem Amt geschieden war. Wie sollte hier Ihrer Meinung nach verfahren werden?

Nersinger: Ein Trauergeläut kann für jeden verstorbenen Christ angeordnet werden. Warum nicht für einen emeritierten Papst?

Das Interview führte Jan Hendrik Stens.

Quelle:
DR