Was sagt das heutige Evangelium zur Fastenzeit?

"Es ist wunderbar, dass wir diese Freiheit haben"

Dass Jesus 40 Tage in der Wüste verbracht hat, ist die Geschichte zur Fastenzeit. Doch was sagt uns die Bibelstelle überhaupt zu den Fastenregeln als Katholiken? Miriam Pawlak, Bibelreferentin beim Erzbistum Köln, hat die Antworten.

Autor/in:
Susanna Laux
40 Tage Fastenzeit / © Harald Oppitz (KNA)

"Das ist der Moment der größten Schwäche, in dem er am meisten Angriffsfläche bietet. Und der Teufel nutzt das direkt aus", meint Miriam Pawlak zum vergangenen Sonntagsevangelium (Lukas 4, 1-13). Der Teufel versucht Jesus dreimal in Versuchung zu führen. Diese kontert Jesus mit Verweisen auf das Alte Testament. 

Wendepunkt in Jesu Leben

Die Geschichte des heutigen Sonntagsevangeliums ist ein wichtiger Wendepunkt in Jesu Leben. Vorher hören wir, wie Jesus getauft wird und dadurch "als Messias bestätigt wird. Und sofort danach folgt diese dreifache Versuchung Jesu durch den Teufel in der Wüste," so Pawlak. Anschließend beginnt erst das Wirken Jesu. 

Parallel dazu soll auch unsere Fastenzeit ein Wendepunkt sein. Dazu gebe der Text wichtige Hinweise, wie diese Zeit gestaltet werden kann, meint die Bibelreferentin. Einmal natürlich die Dauer der Fastenzeit von 40 Tagen und der Aspekt des Verzichts "auf bestimmte Nahrungsmittel". "Aber es kommt auch auf diesen Punkt der Askese an, das heißt also die Entleerung des Körpers und damit auch des Geistes, sprich des ganzen Leibes, um sich eben diszipliniert neu ausrichten zu können“, erklärt Pawlak. 

Die Versuchungen des Teufels

Was der Kern der Fastenzeit für uns ist, lernen wir über die Versuchungen des Teufels. "Die erste Versuchung betrifft den Leib und die körperliche Nahrungsaufnahme, die aber im übertragenen Sinne ja eigentlich die Sinnhaftigkeit des eigentlichen Lebensmittels, nämlich Gott selbst, also Gottes Wort meint," beschreibt Pawlak. Der Gläubige soll in der Fastenzeit somit den Fokus neu auf Gott ausrichten. 

Mit den Versuchungen erinnere Jesus uns ebenfalls an die zentralen Gebote Gottes. "Bei der zweiten Versuchung will der Teufel Jesus das größte Reich auf Erden zu Füßen legen. Nur Jesus müsste ihn dafür anbeten. Aber Jesus setzt seine Macht nicht aufs Spiel und bezieht sich auf das Schriftzitat von Deuteronomium 6,13, das dazu anleitet, Gott allein anzubeten" führt die Bibelreferentin aus. 

Miriam Pawlak (privat)

In der dritten Versuchung gibt es schließlich noch einen Bezug auf die Auferstehung Jesu. "Das Wunder, das der Teufel von Jesus erwartet, ist der Sieg des Lebens über den Tod," beschreibt Pawlak. Wir als Gläubige wissen schon, dass Jesus in der Lage sein wird den Tod zu besiegen. Die dritte Versuchung "dient letztlich auch der Stärkung im und durch den Geist, den Jesus durch die Taufe zuvor bekommen hat", betont Pawlak. 

Die Botschaft von Lukas ist für sie folgende: "Derjenige, der dem Teufel widerstanden hat, der meint es wirklich ernst und zeigt, worin seine Vollmacht wirklich besteht, nämlich in der Verkündigung des Reiches Gottes, das eben bereits mit ihm begonnen hat. Im Befreien der Menschen von ihrer Schuld und in der Rettung von Verlorenen.“ Und das Thema der Buße stehe schließlich im Zentrum der 40 tägigen Fastenzeit.

Die Zahl 40

Die Zahl 40 sei eine symbolische Zahl, so Pawlak. "In erster Linie erinnert sie an die 40 Jahre Wanderung des Volkes Israel in der Wüste, als es aus dem Sklavenhaus Ägypten ausgezogen ist." Die Zahl erinnere ebenso an die 40 Tage und Nächte, die Mose auf dem Berg Sinai verbringt und die zehn Gebote von Gott entgegennimmt. 

"Das heißt also, das Motiv der Buße mit der anschließenden Veränderung, die dann nachfolgt, die steht immer in Verbindung mit 40 Tagen und kommt in der Bibel auch noch häufiger vor", erklärt Pawlak. Auch die 40 Jahre bedeuteten in der Bibel oft eine Wende. 

Die Bedeutung für unsere Fastenzeit

Auf diesen 40 Tagen beruht somit auch unsere Fastenzeit. Es gäbe zwar auch noch den Aspekt des Verzichts auf Lebensmittel, aber Miriam Pawlak fällt eine Veränderung auf: "Mir scheint aber, dass sich der Schwerpunkt heutzutage ein bisschen verschoben hat, also von der Ernährung hin zu alternativen Formen des Konsums. Der Trend geht jetzt irgendwie so ein bisschen vom Weniger aufs Mehr." Die Menschen verzichteten eher auf Unterhaltung, wie das Smartphone, Videospiele oder Serien. "Das heißt, es wird viel mehr in Quality Time investiert, zum Beispiel mit der Familie oder eben auch mit Freunden. Oder auch ein Mehr an Gottes Wort und Stille und geistliche Lektüre, was eben eine bewusste Praxis in der Fastenzeit bieten kann." 

Diese neue Form des Fastens würde sich jedoch nicht mit dem Evangelium widersprechen, denn "in der Fastenzeit geht es um eine wirklich bewusste Zeit, eine Zeit der Besinnung, eine Zeit der Vorbereitung auf das, was danach kommt", erklärt die Expertin. Und das sei auch durch neue Arten des Fastens gegeben. Somit kann jeder die Fastenzeit individuell gestalten, denn auch andere Formen des Verzichts könnten unsere Gottesbeziehung stärken, so Pawlak: "Und deswegen ist es ja eigentlich wunderbar, dass wir diese Freiheit haben, aus diesen Texten heraus zu gucken, wie ich jetzt bewusst und vielleicht auch kreativ meine Fastenzeit gestalten kann."

Fastenzeit

Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet am Gründonnerstag vor Ostern. Seit dem 5. Jahrhundert rückte während der Vorbereitung auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Da an Sonntagen nicht gefastet werden sollte und sie deshalb nicht als Fastentage gezählt werden, wurde der Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten oder siebten Jahrhundert vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.

Fastenzeit / © Tomasetti (DR)
Fastenzeit / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR

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