domradio.de: Die Kirchen in Deutschland sind ja relativ reich. Würden Sie das auch so sagen?
Meck: Also, ich kann nicht viel Luxus erkennen. Sie haben es gesagt, ich bin im Kirchenvorstand hier im Taunus, und da zumindest pfeift der Wind durch die Fenster im Gemeindehaus und auch das Kirchendach mussten wir erneuern, das war auch nur dank der Spenden der Mitglieder möglich. Von Reichtum kann ich zumindest im täglichen Leben nicht so wahnsinnig viel erkennen. Da geht immer durcheinander, was Reichtum ist, was die Einnahmen der Kirchen sind. Aber Einnahmen sind nicht gleich Reichtum.
domradio.de: Was haben denn die Kirchen auch dagegen zu stellen? Also, warum halten Sie die Diskussion um Reichtum für verkürzt?
Meck: Die Kirchen haben natürlich viele Einnahmen, also Kirchensteuern, aber eben auch in ihrer Funktion als Dienstleister für den Sozialstaat haben die Kirchen sehr viele Einnahmen, sind auch ein ganz großer Konzern, kann man sagen, aber sie haben eben auch sehr viele Ausgaben. Es geht nicht darum, dass jede Einnahme, den ein Kindergarten erzielt, dass das automatisch zum Reichtum der Kirche zählt, oder dass das ein Gewinn ist. Dieses Geld fließt ja an die Erzieher, fließt in die Baumaßnahmen, deswegen finde ich es eine perfide Diskussion, wenn man da einfach tut, als wäre jede Einnahme, die in die Kirche kommt, als wäre das Reichtum.
domradio.de: Sie sind ja Wirtschaftsredakteur, stellvertretender Ressortleiter bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Welcher Wirtschaftsfaktor geht denn eigentlich von den Kirchen aus?
Meck: Also, Caritas und Diakonie sind ja bekanntermaßen sehr große Arbeitgeber, insgesamt eine Million Arbeitnehmer in Deutschland, die dafür arbeiten. Es gibt Krankenhäuser, Pflegedienste, Altenheime, Kindergärten - überall sind die Kirchen aktiv. Das ist unbestritten, das bedeutet aber nicht, dass die Kirchen reich sind oder dass das verwerflich ist. Es gibt auch andere Arbeitgeber in sozialen Diensten, Arbeitersamariterbund, was weiß ich was alles. Niemand unterstellt denen, dass die reich sind oder dass es irgendwie schwierig ist mit denen. Deswegen gehen mir diese kirchenfeindlichen Untertöne gegen den Strich.
domradio.de: Wenn wir mal abseits auch des wirtschaftlichen Faktors schauen: Die Kirchen sind ja auch auf einer Ebene für die Menschen da, die sonst, würden sie die Kirchen nicht ausfüllen, eine große Lücke hinterlassen würden. Diesen Wert kann man ja eigentlich nicht beziffern, er kostet aber trotzdem Geld, oder?
Meck: Ja, es ist schwer, den Reichtum zu beziffern. Es wird dann jetzt immer gesagt, der Kölner Dom, was der wert ist, wie der in den Büchern steht. Kein Mensch fragt, wie steht das Rathaus in München oder der Marienplatz in den Büchern der Stadt München. Ist die Stadt München deswegen reich, wenn dieses Rathaus da steht. Das ist eine fadenscheinige Rechnung, finde ich, weil die Kirche ist kein Finanzdienstleister und es gibt eben Werte, die sie vermittelt und die man eben nicht in Euro und Cent beziffern kann. Angefangen vom Kindergarten; es stört natürlich manche Menschen, wenn dort ein Tischgebet gesprochen wird, aber für meine Kinder möchte ich das haben im Kindergarten.
domradio.de: Warum meinen Sie eigentlich, gibt es diese Diskussion über Kirchenfinanzen? Das spricht doch eigentlich auch für einen hohen Grad an Misstrauen, fehlender Glaubwürdigkeit. Haben sich das die Kirchen nicht selbst auch anzulasten?
Meck: Bestimmt haben die Kirchen Fehler gemacht, es gibt generell ein Misstrauen gegen die Kirchen, die ganzen Skandale, die es gab, eben nicht finazieller Art, Missbrauch und was eben alles beschrieben wurde und das möchte ich auch gar nicht entschuldigen. Es gibt Ineffizienzen und Dilettanten und Versager, bestimmt auch in den krchlichen Sozialkonzernen. Was mich stört, ist, dass diese Debatte sich so empört und so hochschaukelt, weil da eben eine kirchenfeindliche Grundstimmung ist, weil viele Leute es offenbar nicht haben wollen, dass die Kirche eine Rolle spielt im öffentlichen Leben. Oder auch in der Ausbildung ihrer Kinder, also wir erleben es im Kindergarten, dass tatsächlich Eltern sich dran stören, wenn da Adventslieder gesungen werden, weil sie eben nicht nachvollziehen können, weil es geht eben drum, zu missionieren, aber ich finde es nicht schädlich für Kinder, wenn die Lieder singen oder Adventslieder singen und wissen, wer das Christkind war.
Das Interview führte Christian Schlegel