Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising:
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. als einen modernen Theologen und Glaubenszeugen bezeichnet. Der Name Joseph Ratzinger stehe für ein "anspruchsvolles Christentum", führt Marx weiter aus. So sei es dem Theologen stets wichtig gewesen, dass der christliche Glaube, der Europa so entscheidend geprägt habe, nicht auf ein subjektives Gefühl zu reduzieren sei oder einen simplen Moralismus. Auch als Papst sei ihm dies ein Anliegen gewesen und eine Überlebensfrage der Kirche. Gerade seine Jesus-Bücher ließen die Person, die im Mittelpunkt des christlichen Glaubens stehe, strahlend aufleuchten - auch vor dem Anspruch der Vernunft, im Blick auf die moderne Welt und ihre kritischen Anfragen. Das fasziniere gerade auch suchende Menschen.
Zugleich aber zeige Joseph Ratzinger, "dass der Glaube anspruchsvoll, aber nicht anstrengend ist", so der Kardinal. "Wer glaubt, ist nie allein" - dieser Leitsatz seiner Bayernreise 2006 mache deutlich, dass Christus einen Menschen nie verlasse und die Gemeinschaft der Glaubenden ihn stütze. Wenn die Christen entdeckten und auch bezeugten, dass sie im Glauben eine Vertiefung, Erweiterung und Stärkung des Lebens erführen, könne dieser Glaube auch in der jetzigen Zeit ansteckend wirken.
Der Kardinal erinnert daran, dass Benedikt dem Erzbistum München und Freising, dessen Erzbischof er früher war, in besonderer Weise verbunden sei. "Er ist einer von uns!" Mit den Dekanen des Erzbistums wird Marx am Osterdienstag den Jubilar in Rom treffen und ihm die Glückwünsche aller Gläubigen des Erzbistums überbringen.
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Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln:
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki gratuliert dem emeritierten Papst Benedikt XVI. herzlich: "Zum ersten Mal in der Geschichte wird ein Papst 90 Jahre alt. Zum ersten Mal feiert ein Papst seinen 90. Geburtstag im Ruhestand und zum ersten Mal in der Geschichte gratuliert ein Kardinal aus Köln, der nach dem freiwilligen Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. im Konklave im Konklave den neuen Papst mitwählen durfte.
Unser Geburtstagskind hat sich wirklich ein dreifaches "Hoch" verdient. Ob als liebenswerter Menschen, ob als unermüdlicher Seelsorger oder als großer Theologe und Papst, war Joseph Ratzinger für mich immer ein Vorbild: als Mensch, als Bischof, als Priester, als Papst und als Theologe. Sein selbstgewählter Rücktritt wird in die Geschichte eingehen. Er hat deutlich gemacht, dass selbst das hohe Amt des Papstes ein Mensch in die Hände Gottes zurückgeben kann, wenn er die von Gott geschenkte Freiheit ernst nimmt. Ich übermittle Ihnen, Heiliger Vater, Glück- und Segenswünsche aus Ihrer alten Heimat am Rhein, wo Sie lange Jahre in Bonn als Theologieprofessor gelebt und gearbeitet haben in den Vatikan. Gottes Segen für Sie!"
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Bischof Stefan Oster, Bischof von Passau:
Der Passauer Bischof Stefan Oster gratuliert mit folgenden Worten. "Papst Benedikt ist einer von uns - und er ist es geblieben".
Bischof Oster erzählt, wenn er im Ausland unterwegs sei und nach seiner Herkunft gefragt werde, verweise er meist auf das Geburtsbistum von Papst Benedikt. Dann freuten sich die allermeisten und er spüre "die Hochachtung und Wertschätzung für unseren Papa emeritus und sein Leben und Werk als Theologe und als Hirte der Kirche". Bei ihm verbinde sich "demütige Gläubigkeit" mit einem "umfassenden Intellekt".
Das Bistum Passau sei dankbar für diese Verbindung, so der Bischof. Benedikt erinnere "uns immer wieder neu daran, dass die Augen des Glaubens und die Frage, wo wir unser Herz haben, viel wesentlicher sind als Berühmtheit in der Welt". Sein geistiges und geistliches Erbe werde die Kirche noch viele Jahre bereichern.
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Norbert Lammert, Bundestagspräsident:
Als herausragenden Theologen, wahrhaftigen Diener Gottes und konservativen politischen Denker hat Bundestagspräsident Norbert Lammert den emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Benedikts Argumentation sei nie bequem gewesen, heißt es in einem Grußwort des Bundestagspräsidenten an eine Konferenz zu Ehren Papst Benedikts in Warschau.
In seinem geduldigen Bemühen, den Glauben in unsere Zeit zu tragen, nicht aber den Zeitgeist in den Glauben, habe er immer wieder Anstoß erregt, so Lammert. Benedikts Bücher, Vorträge und Aufsätze präsentierten "einen wahrhaftigen Diener Gottes, der an der politischen Verfassung der Welt nicht weniger interessiert ist als an der Situation der Kirche, für die er als Papst die oberste Verantwortung übernahm".
Benedikts Bemerkungen zum Verhältnis von Politik und Moral und zur Praxis der Politik, insbesondere auch zu den vorpolitischen moralischen Grundlagen eines freiheitlichen Staates, seien "konservativ im allerbesten Sinne des Wortes: selten aufregend, immer anregend und an der Erhaltung der Ordnung ebenso interessiert wie an der Veränderung der Welt", so Lammert.
Lammert erinnerte in diesem Kontext an Benedikts Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011, in der der Papst "Grundzüge seines Staatsverständnisses" formuliert und deren Wurzeln er in der Bibel gesehen habe. Der Maßstab eines Politikers und der tatsächliche Grund für seine Arbeit dürfe danach nicht Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein - sondern Politik müsse Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen.
Der Bundestagspräsident verweist auch auf die Wahl Benedikts zum Nachfolger des Papstes Johannes Paul II. vor zwölf Jahren. "Dass auf den Papst aus Polen ein Deutscher folgte, erschien vor dem Hintergrund der Geschichte beider Länder manchem als mehr als eine glückliche Fügung", betonte Lammert.
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Kardinal Joachim Meisner, emeritierter Erzbischof von Köln:
"Dass Gott uns in Papst Benedikt einen so authentischen Zeugen des Evangeliums geschenkt hat, gehört zu den besonderen Gaben, mit denen uns der Herr gesegnet hat. Von seinen Büchern, die alle das Christus-Mysterium zum Inhalt haben, weht uns der Geist Gottes entgegen. Er ist der Theologe, der Priester, Bischof und Papst, dessen Bücher und Betrachtungen eine Höchstzahl von Auflagen erreicht hat. Von diesem Erbe leben wir bis heute. Darum können wir Papst Benedikt zum 90. Geburtstag nur unseren innigen Dank zum Ausdruck bringen und ihm unser Gebet schenken, um die gesundheitlichen Belastungen des Alters in der Nachfolge des gekreuzigten Christus tragen zu können."
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Leonardo Boff, Befreiungstheologe:
"Zu seinen 90 Jahren wünsche ich ihm noch Gesundheit, Klarheit des Geistes, dass er stets ein Zeugnis der Treue, des Dienstes an der Kirche und an der Menschheit ist. Er ist stets ehrlich, und deswegen schätze ich ihn. Ich hoffe, dass er weiter Papst Franziskus unterstützt, wie er es immer getan hat. Wenn ich ihn noch einmal treffe, dann möchte ich Kardinal Ratzinger/Papst Benedikt XVI. umarmen, um eine Art Versöhnung zu erreichen. Ich wünsche ihm, dass er weiterlebt und -denkt, um weiterhin ein Zeugnis des Glaubens abzugeben."
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Christiane Florin, Publizistin:
"Gratulation braucht Grandezza. Also wünsche ich ihm frei nach Franziskus, dass diejenigen, auf deren Leben die Kirche moralische Gesetze wie Felsblöcke geworfen hat, ihm verzeihen können."
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Hans Küng, Theologe:
"Meinem Weg- und Streitgefährten über sechs Jahrzehnte, Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI., wünsche ich aufrichtig viel Lebensmut und Lebensfreude."
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Johann Baptist Metz, Theologe:
"Alle meine guten Wünsche zum 90. Geburtstag von Joseph Ratzinger, unserem verehrten papa emeritus, sind ihrerseits von einem Wunsch begleitet: 'Gott ist Liebe' darf uns nicht vergessen lassen, dass Gott auch Gerechtigkeit ist. Diese 'Gottesgerechtigkeit' schiebt immer wieder Antlitze vor unsere theologische Begriffswelt und fordert Mitleidenschaft, compassion."
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Gerhard Polt, bayerischer Kabarettist und Papst-Imitator:
"Für den Träger des Karl-Valentin-Ordens ist, so glaube ich, das Lächeln Gottes ein Geschenk, ohne das weder Komik noch Tragik möglich wären, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen für Ihre selige Heiterkeit zu danken"
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Helmut Schleich, bayerischer Kabarettist und Papst-Imitator:
"Mein herzlicher Glückwunsch dem bayerischen Papst zu seinem runden Geburtstag! Mein ganzer Respekt gilt dem Geistesmenschen Ratzinger und dem Papst Benedikt, der sich in großer Weisheit vom Amt getrennt hat, als es in seinen Augen an der Zeit war."
Helmut Schleich, schon mehrmals für "SchleichTV" im BR-Fernsehen in die Rolle des bayerischen Papstes geschlüpft. In der Reihe wird auch die Kolumne "Schorschi & Beppi - Die Ratzinger-Brüder" ausgestrahlt.