Weihbischof Ansgar zieht Bilanz seiner ersten Outdoor-Sprechstunde

"Mitten in der Welt"

Straßenmusiker, Touristen und Obdachlose - auf der Treppe an der Nordseite des Kölner Doms sitzen oft hunderte Menschen. Gestern hat Weihbischof Ansgar Puff dort seine erste Outdoor-Sprechstunde abgehalten. Im domradio.de-Interview zieht er Bilanz.

Weihbischof Ansgar Puff während seiner ersten Outdoor-Sprechstunde / © Melanie Trimborn (DR)
Weihbischof Ansgar Puff während seiner ersten Outdoor-Sprechstunde / © Melanie Trimborn ( DR )

domradio.de: Wie haben Sie sich denn gefühlt, als kirchlicher Würdenträger auf der Treppe zwischen all den Touristen?

Weihbischof Ansgar Puff: Mitten in der Welt. Das ist genau der Platz, wo ich glaube, dass ich als Weihbischof hingehöre. Ich habe mich da pudelwohl gefühlt.

domradio.de: Vorab in den sozialen Medien ist ja bekannt geworden, dass Sie sich für eine halbe Stunde auf die Domtreppe setzen. Wie viele Gespräche konnten Sie denn gestern führen?

Puff: Ich habe es nicht gezählt, aber es war ohne Unterbrechung. Die Leute haben teilweise schon gewartet - sehr diskret. Ich habe fünfzig Minuten ununterbrochen Gespräche geführt - gute Gespräche, teilweise tiefe Gespräche. Spannend ist ja, dass die Treppe ein diskreter Raum ist. Man setzt sich da hin, dann gehen die Menschen rechts und links vorbei. Es sind viele Leute da, aber es ist trotzdem irgendwie diskret. Man kann wirklich über persönliche Sachen sprechen. Mich hat sehr überrascht, wie viel Vertrauen die Leute mitbringen.

domradio.de: Was haben die Menschen denn mit Ihnen besprochen. Um was ging es da?

Puff: Das ging teilweise von "wir kennen uns von früher" bis zu ganz persönlichen Lebens- und Glaubensfragen. 

domradio.de: "Geht in alle Welt und verkündet das Evangelium" - so heißt es in der Bibel. Papst Franziskus will, dass die Kirche an die Ränder geht. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben zu sagen: Ich verlasse mein Büro und setze mich einfach auf die Treppe?

Puff: Nach der Erfahrung gestern glaube ich, dass die Leute einen offenen Raum brauchen, der gleichzeitig geschützt ist. Das heißt, einen Raum, wo man sich nicht anmelden muss, wo man keine großen Schranken hat, wo man einfach hingehen kann oder es lassen kann. Wo man einen vielleicht auch aus der Ferne erstmal ein bißchen beobachten kann und wo es dann trotzdem so ist, dass man da persönlich reden kann. Dafür ist es das ideale Ambiente.

domradio.de: Das war ja gestern die erste Outdoor-Sprechstunde. Wie geht es jetzt weiter. Fühlen Sie sich ermutigt, das jetzt erstmal fortzusetzen?

Puff: Der Gedanke ist, das montags immer zu machen - von 17.30 Uhr bis 18.15 Uhr - jedenfalls erstmal bis zum Herbst. Bei Regen setze ich mich dann nicht auf die Treppe, sondern gehe in den Kölner Dom. Also, ich setze mich da jetzt montags immer hin!

Das Interview führte Tobias Fricke. 


Quelle:
DR