Weihbischof Dick zum 40-jährigen Bischofsjubiläum

"Ich kann dafür nur dankbar sein"

Nicht nur Kölns emeritierter Erzbischof Joachim Kardinal Meisner feierte am Sonntag sein 40-jähriges Bischofsjubiläum. Auch Weihbischof em. Klaus Dick hat vor 40 Jahren die Weihe empfangen. Im domradio.de-Interview blickt er zurück.

Weihbischof Dick im domradio (DR)
Weihbischof Dick im domradio / ( DR )

domradio.de: Mit was für Gefühlen blicken Sie zurück auf Ihre 40 Jahre als Bischof?

Weihbischof em. Klaus Dick: Erstmal mit dem Gefühl des Erstaunens, dass ich das erlebe. Ich hätte natürlich vor 40 Jahre nicht gedacht, dass ich einen solchen Zeitraum Bischof sein würde. Ich kann dafür nur dankbar sein.

domradio.de: Sie wurden 1928 in Ehrenfeld geboren, sind also ein echtes Kölner Urgestein. Ihre Mutter war promovierte Akademikerin, was für die damalige Zeit schon recht modern war. Wodurch ist Ihre Kindheit geprägt worden?

Weihbischof Dick: Ich hatte eine ausgezeichnete Kindheit. Meine Mutter gehörte zu der ersten Generation derer, die studiert haben. Ähnlich wie Edith Stein. Sie hat in Bonn Philologie studiert und auch promoviert. Hätte sie das nicht getan, dann gäbe es mich nicht, denn dort hat sie meinen Vater kennen gelernt.

domradio.de:  Wer hat Sie denn so geprägt, dass Sie sich für ein geistliches Leben entschieden haben?

Weihbischof Dick: Das mit dem geistlichen Leben war eigentlich unabhängig von meiner direkten Beziehung zu den Eltern. Mein Onkel war Pfarrer, meine Eltern waren beiden katholisch aufgewachsen. Ich kann mich an keinen Sonntag ohne Messe erinnern, es gab auch keine Mahlzeit ohne Gebet. Es gab erst mal gar nicht die Frage, was man später wird, sondern: Kommt man durch die Kriegszeit durch? Mit 15 Jahren wurde ich eingezogen als Luftwaffenhelfer. Und dass man das lebend überstanden hat, war die erste Überraschung. Ich habe auch sehr bewusst meinen Entschluss bis dahin hinausgezögert und gesagt, wenn ich später einmal Abitur mache – das war damals für Kriegsteilnehmer mit einem Sonderlehrgang möglich – dann entscheide ich mich. Im Blick hatte ich das schon von klein auf.

domradio.de:  Sie sind im Krieg groß geworden und damals waren viel mehr Menschen katholisch in Köln. Heute sind wir eine Multi-Kulti-Gesellschaft. Wie haben Sie diese Veränderung erlebt?

Weihbischof Dick: Mit einem Hin und Her. Ich bin in der Nazi-Zeit aufgewachsen. Da war es alles andere als bequem oder angenehm, katholisch zu sein. In der Schule wurden Sonntagvormittag Feierstunden angesetzt, damit man nicht in die Kirche konnte. Was wir dann aber doch immer durchgesetzt haben. Aber es war eine Zeit, in der die Kirche sich - ganz anders, als man das heute darstellt - sehr bewährt hat. Nach dem Krieg war es absolut selbstverständlich, dass die Kirche in bester Beziehung zu der Geschichte stand. Das kann man allein daran sehen, dass die Besatzungsoffiziere sich bei den katholischen Pfarrern erkundigten, wen man denn jetzt als provisorischen Bürgermeister einstellen konnte.

domradio.de: Wenn heute ein promovierter Theologe mit 47 Jahren zum Bischof geweiht wird, dann hat er gute Aussichten, später auch selbst ein Bistum leiten zu dürfen. Sind Sie hingegen gerne Weihbischof in Köln geblieben?

Weihbischof Dick: Das ist meine ganz große Gnade, dass ich nicht Bischof einer Diözese geworden bin, weil ich so nicht diese große und schwere Verantwortung tragen musste. Ich konnte immer die besonders guten Seiten des Bischofsamtes ausführen. Ich habe über Hundertelftausend gefirmt. Und mit Visitationen und so weiter immer in der Vertretung des Erzbischofs. Also ganz aktiv werken, ohne diese letzte Verantwortung zu haben.

domradio.de:  Also Sie konnten mehr als Seelsorger arbeiten?

Weihbischof Dick: Je nachdem, wie man es nimmt. Als Seelsorger konnte ich eigentlich in persönlicher Seelsorge nur in den freibleibenden Zeiten mich betätigen. Jetzt, seitdem ich über 12 Jahre im Ruhestand bin, kann ich das voll inhaltlich durchführen.

domradio.de: Auf unsere Kirche kommen große Herausforderungen zu. Wenn Sie mit Ihrer Lebenserfahrung gefragt würden, welchen Rat würden Sie Ihren jüngeren Mitbrüdern im bischöflichen Amt dazu geben?

Weihbischof Dick: Ich sage immer, wenn ich nur für fünf Minuten Papst wäre und einen Erlass  herauszugeben hätte, dann würde ich den freien Tag für Priester unter Exkommunikation stellen. Und zwar so, wie der freie Tag heute weitestgehend gehandelt wird. Wir kannten diesen Begriff nicht. Wir waren nicht tugendhafter, aber wir waren realistischer. Wir sind nicht Priester geworden, um mal Freizeit zu haben, sondern es war selbstverständlich. Ich weiß sehr wohl, auch als eigener Erfahrung, dass Priester Erholung und Entspannung brauchen. Ich hab das auch manchmal Mitbrüdern sagen müssen, dass sie unbedingt ausspannen müssen.  Aber diese Art, dass der freie Tag heute oft wichtiger ist, als der liturgische Hochfesttag, das ist für mich der Anstoß schlechthin.

 

Das Interview führte Heike Sicconi


Quelle:
DR