Weihbischof Schwaderlapp über das "Weltjugendtags-Feeling"

"Ein ausgelassenes religiöses Leben"

Für das Erzbistum Köln ist Weihbischof Dominikus Schwaderlapp beim Weltjugendtag in Rio de Janeiro. Im Interview mit domradio.de spricht er über seine Eindrücke.

Weihbischof Schwaderlapp im Gespräch mit Jugendlicher / © Boecker
Weihbischof Schwaderlapp im Gespräch mit Jugendlicher / © Boecker

domradio.de: Herr Weihbischof Schwaderlapp, wie ist der WJT 2013 bisher für Sie gelaufen?
Schwaderlapp: Eigentlich sehr schön. „Eigentlich“ sage ich deshalb, weil ich letztes Mal in Madrid das Glück hatte, mit einer Jugendgruppe dort zu sein, und da erlebt man das ja alles noch einmal ganz anders und viel intensiver als jetzt von der Seite der Bischöfe her. Aber was ich bisher erlebt habe, war sehr schön. Rio ist eine grandiose Stadt, weniger vielleicht von den Bauwerken her, als vielmehr von der sagenhaften Landschaft: Corcovado, Zuckerhut, diese große Bucht, also diese ganze Landschaft hier ist einfach großartig. Aber auch die Menschen sind sehr herzlich, sehr hilfsbereit und empfangen einen wirklich mit offen Armen. Also das ist ganz rührend, das zu sehen. Wenn man nur einmal an einer Kreuzung steht und zögert eine Minute, in welche Richtung man gehen will, kommt schon jemand und spricht einen auf Portugiesisch an, wo man denn hin möchte oder ob man Hilfe bräuchte. Und wenn man versucht klarzumachen, dass man kein Wort Portugiesisch spricht, nützt das nichts: Es wird weiter geredet. Also sehr herzlich, sehr freundlich. Und gestern Abend die Eröffnungsmesse an der Copacabana – das war eine sehr stimmungsvolle, begeisternde Messe, schon von der ganze Anlage her: die Altar-Insel, der Blick auf den Zuckerhut, die Copacabana, der Strand, wo sonst das ausgelassene Strandleben stattfindet, da herrscht jetzt auch ein ausgelassenes Leben, aber ein ausgelassenes religiöses Leben, das hat mich sehr berührt, muss ich sagen.

domradio.de: Das Wetter ist ja nicht so, wie man es erwartet hätte.
Schwaderlapp: Ja, das ist wahr, aber die Sonne im Herzen, die lassen wir uns nicht nehmen, und deshalb können wir das Wetter auch verschmerzen. Und ich hoffe, dass es nicht bis Sonntag so weiterregnet wie heute.

domradio.de: Sie haben ja 2005 den WJT in Köln besonders intensiv miterlebt. Jeder WJT hat vielleicht einen besonderen Geist. Was ist der Geist von Rio 2013?
Schwaderlapp: Es ist noch zu früh, um das sagen. Und ich glaube, er ist besonders geprägt durch unseren Papst Franziskus, der die Menschen hier begeistert ‑ und nicht nur hier, sondern ja auch bei uns zuhause. Er kommt jetzt hier in seine südamerikanische Heimat, auch wenn es nicht Argentinien ist. Und da bin ich auch ganz gespannt, ihn hier mal erleben zu können. Ich glaube, das wird etwas ganz Besonderes werden. So ähnlich wie 2005 ja auch unter dem Stern des neuen Papstes Benedikt stand, der sich da quasi zum ersten Mal der Welt vorstellen konnte, was den WJT besonders intensiv machte. Das wird jetzt hier bei Franziskus sicher auch der Fall sein.

domradio.de: Sie haben heute schon eine Katechese gehalten?
Schwaderlapp: Eine Predigt mit einem Weihbischof aus Österreich, Franz Lackner, zusammen. Ich wollte gern zu den Kölnern, die hier sind. Die sind im Süden von Rio untergebracht. Und eine Gruppe aus Gummersbach und von unserer Hochschulgemeinde aus Düsseldorf. Dann hat der Weihbischof Lackner die Katechese gehalten und ich habe die Predigt übernommen.

domradio.de: Was wünschen Sie sich, welcher Impuls soll von diesem WJT ausgehen?
Schwaderlapp: Für mich ist hier ein sehr sprechendes Symbol der Christus auf dem Corcovado, hoch aufgerichtet, mit weit ausgebreiteten Armen. Also mit der Geste der Umarmung. Einerseits beherrscht Christus das Stadtbild, also er ist der Herr, aber er ist auch der, der die Menschen umarmt und der ihnen seine Freundschaft anbietet. Und das ist das Allesentscheidende, dass Jugendliche von hier aus mit der Überzeugung weggehen, dass Christus der Freund ist, der sie niemals im Stich lässt. Wenn das verstanden ist, dann ist das Entscheidende unseres Glaubens verstanden, dann werden wir alle Herausforderungen bestehen können, die auf uns warten, wenn wir an dieser Freundschaft festhalten. Und wenn da jeder – ob Katechet oder Bischof, ob als Jugendlicher oder Begleiter – davon etwas spürt, etwas mitnimmt, dann hat dieser WJT wie schon alle vor ihm sehr segensreich gewirkt.

Die Sicherheitsvorschriften scheinen hier nicht so streng deutsch zu sein, wie wir das damals in Köln erlebten. Was war das alles für ein Tanz, wie der Papst abgeschirmt wurde – das war alles etwas überzogen. Hier ist das etwas menschlicher. Und ich würde mir wünschen, dass man dieses ganze Sicherheitsdenken etwas zurückschrauben würde und ein Papst zum Anfassen wieder möglich würde. Der Papst hat ja eine ganze unmittelbare, direkte Beziehung zu den Menschen. Das geht aus ihm hervor, da muss man ihn nur sehen. Das springt auf die Leute über. Und wenn man jetzt hier durch die Straßen geht, wenn man argentinische Gruppen trifft und sagt: Viva el Papa, dann sind die völlig begeistert, und man merkt, wie stolz die auf "ihren" Papst sind.


Quelle:
DR