Weihbischof Schwaderlapp zum Attentat auf Gläubige in Texas

"Am Ende steht Gottes Gerechtigkeit"

Das Attentat in Texas trifft Gläubige weltweit: Ein junger Mann tötet 26 Menschen bei einem Gottesdienst in einer Kirche. Auch für den Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp stellt sich die Frage: "Wieso hat Gott das zugelassen?"

Polizisten vor der Baptistenkirche in Sutherland Springs / © Eric Gay (dpa)
Polizisten vor der Baptistenkirche in Sutherland Springs / © Eric Gay ( dpa )

domradio.de: Ein Blutbad in einer Kirche - da kommt bei vielen die Frage auf: Wie kann Gott so etwas zulassen? 

Dominikus Schwaderlapp (Kölner Weihbischof): So ein Blutbad ist grausam und unvorstellbar, egal, wo es geschieht. Da ist der Ort zweitrangig. Auch, wenn das jetzt anderswo geschehen wäre, wäre für mich genauso die Frage: Wie kann Gott das zulassen? Da kommen wir natürlich an eine Grenze. Ich kann es nicht beantworten. Ich kann nicht sagen, warum Gott das zugelassen hat.

Johannes Paul II. sagte mal ein Wort, das mir etwas geholfen hat, so etwas eher zu verstehen: "Gottes Allmacht findet seine Grenze vor der Freiheit des Menschen." Das heißt, er nimmt uns Menschen ernst, wenn wir lieben, wenn wir Gutes tun, wenn wir uns für ihn entscheiden, wenn wir uns füreinander entscheiden. Aber er nimmt uns auch dann ernst - sonst wäre es keine wirkliche Freiheit - wenn wir uns gegen ihn entscheiden, gegeneinander, wenn Böses dadurch geschieht. Das ist manchmal schwer auszuhalten - das Geheimnis des Respektes Gottes vor der Freiheit des Menschen. Wieso hat Gott einen Hitler zugelassen, einen Stalin - die Despoten dieser Welt und die Grausamkeiten, die dadurch entstanden sind?

domradio.de: Was geben Sie den Menschen, die Ihnen diese Frage stellen, als Hoffnung mit?

Schwaderlapp: Es gibt die Gerechtigkeit. Das heißt, es gibt auch ein Gericht. Die Welt mit ihren Ungerechtigkeiten ist nicht alles. Denn am Ende steht Gottes Gerechtigkeit. Und es gibt den Himmel, auf den wir hin unterwegs sind. Dass Opfer von ungerechter Gewalt auch einen Himmel erwarten können, der ein ungleich schöneres Leben ist, als das dieser Welt - das ist für mich die Hoffnung für alles Unverständliche, Ungerechte und Unheil in dieser Welt. Es gibt die himmlische Gerechtigkeit und auf die hin sind wir unterwegs.

domradio.de: Als Sie von der Tat gehört haben, welche Gedanken kamen da bei Ihnen persönlich hoch? 

Schwaderlapp: Das Gebet für die Opfer, die Frage, wieso hat Gott das Leid zugelassen. Meine Überzeugung ist, dass Gott bei den Leidenden ist, dass er sie auch in dieser Situation nicht allein lässt. Dass er ihnen hilft, mit der Situation zurechtzukommen, sie anzunehmen und zu ertragen. Wichtig ist das Gebet für die Opfer, dass Gott ihnen wirklich himmlische Gerechtigkeit schenke, aber auch das Gebet für den Täter. Denn Christus mahnt uns auch, für die zu beten, die uns verfolgen. Viele ganz unterschiedliche Gedanken gehen mir durch den Kopf. Es gibt so einige Fragen, die ich dem lieben Gott einmal stellen möchte, wenn ich ihn - so hoffe ich jedenfalls - im Himmel sehe. Und die Frage, wieso er ein solches Leid zulassen kann, ist eine solche Frage.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Glaubensfragen an Weihbischof Schwaderlapp / © Alexander Foxius (DR)
Glaubensfragen an Weihbischof Schwaderlapp / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR