Auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot nennt Jesus im Sonntagsevangelium das der Gottes- und Nächstenliebe. Über diese bekannte Stelle im Matthäusevangelium wurde schon oft gesprochen.
"Zum Glück ist eine Predigt keine Doktorarbeit", sagte Weihbischof Steinhäuser am 30. Sonntag im Jahreskreis zu Beginn der Homilie im Kölner Dom. Er warnte davor, dass man beim Thema Nächstenliebe sowohl als Zuhörer wie auch Prediger in eine Art Stand by-Funktion schalte, weil die Thematik schon so oft geredet wurde und man nur noch körperlich, aber nicht geistig anwesend ist.
Enzyklika als Basis
So griff der Weihbischof zu einem "Trick" und gab Ausschnitte aus der Enzyilika "Deus caritas est" von Papst Benedikt zu dem Thema wieder – aber in eigenen Worten als eine Art "Plagiat".
"In der Geschichte der Liebe, die uns die Bibel erzählt, geht Gott uns entgegen", so Steinhäuser: "Er wirbt um uns. Bis hin zum letzten Abendmahl, bis hin zu dem am Kreuz durchbohrten Herzen, bis hin zu den Erscheinungen des Auferstandenen"
Liebe wächst durch Liebe
Gott schreibe uns kein Gefühl vor, "das wir eh nicht herbeirufen können. Er liebt uns, lässt uns seine Liebe sehen und spüren. Und aus diesem Zuerst Gottes kann als Antwort auch in uns die Liebe aufkeimen."
Der Glaube an Gott ohne Nächstenliebe sei nur korrekt, aber die Gottesbeziehung vertrockne: "Papst Benedikt sagt wörtlich: 'Nur meine Bereitschaft, auf den Nächsten zuzugehen, ihm Liebe zu erweisen, macht mich auch fühlsam Gott gegenüber. Nur der Dienst am Nächsten öffnet mir die Augen dafür, was Gott für mich tut und wie er mich liebt.'"
Gottesliebe und Nächstenliebe untrennbar
Weiter sagte Steinhäuser im Kölner Dom: "Gottesliebe und Nächstenliebe sind untrennbar. Es ist immer ein Gebot. Beides aber lebt von der uns zuvorkommenden Liebe Gottes. Der uns zuerst geliebt hat."
Zum Ende der Predigt zitierte Steinhäuser die Dichterin Ricarda Huch. "'Liebe ist das Einzige, das wächst, wenn man es verschwendet.' Manchmal, meine Lieben, sollte man verschwenderisch sein", so der Kölner Weihbischof zum Abschluss.
Der Mädchenchor am Kölner Dom gestaltete das Pontifikalamt unter der Leitung von Cécilia Bazile und Oliver Sperling und sang "A Little Jazz Mass" von Bob Chilcott sowie "Da pacem Domine" von Charles Gounod. An der Domorgel war Winfried Bönig.