Weihnachten in Rom wird vor allem in der Kirche zelebriert

Geschenke erst im neuen Jahr

Weihnachten in Rom ist ein Familienfest, das sich vor allem in der Kirche abspielt, erzählt Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan. Über das römische Weihnachten und die Weihnachtsansprache des Papstes spricht er im domradio.de-Interview.

Christbaum auf dem Petersplatz / © Paul Haring (KNA)
Christbaum auf dem Petersplatz / © Paul Haring ( KNA )

domradio.de: Im Heiligen Land bekommt man von Weihnachten kaum etwas mit. Ich vermute, in Rom sieht das ein bisschen anders aus, oder?

Pater Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Ein kleines bisschen. Aber wenn man hier mit dem deutschen Blick durch die Straßen läuft, dann ist es auch nicht so richtig weihnachtlich. Das liegt natürlich am Wetter, aber auch daran, dass es hier wenig Tannenzweige und Kerzen gibt. 

domradio.de: Wettermäßig haben wir uns in Deutschland gut an Rom angeglichen. Besonders prächtig war dort immer schon der Tannenbaum auf dem Petersplatz. Das hat sich nicht geändert, oder?

Hagenkord: Nein, mittlerweile ist das eine Tradition. Diesmal gibt es einen Weihnachtsbaum aus der Oberpfalz. Es ist ein wunderschöner Baum, der geschmückt ist mit Schmuck, der extra von Kindern gebastelt wurde. Darunter ist eine Krippe aufgebaut. Das ist ein Riesenereignis. Da muss ganz Rom hin. Weihnachten ist nicht gültig, wenn man nicht wenigstens einmal mit der Familie an der Krippe auf dem Petersplatz war. Und auch Papst Franziskus kommt natürlich persönlich vorbei.

domradio.de: Wie feiert der Römer denn ansonsten Weihnachten? Ist das mit der deutschen Weihnachtskultur vergleichbar? Häufig wird ja kritisiert, dass es bei uns ein Konsumfest ist...

Hagenkord: Ein Konsumfest ist es hier auch. Wobei in Rom nicht Weihnachten selbst, sondern der 6. Januar, der Dreikönigstag, der Geschenketag ist. Dann bringt die Hexe Befana die Geschenke [laut italienischem Volksglauben, Anm.d.Red.]. Ansonsten ist das alles weniger kuschelig hier. Diese Krippenseligkeit, bei der man zusammensitzt und Weihnachtslieder singt, gibt es hier nicht. Das ist schon sehr viel mehr kirchlicher, man sitzt weniger zuhause. Man besucht die Großeltern, es ist schon ein großes Familienfest. Aber irgendwie weniger gemütlich, als wir das so kennen. Man erwartet in Rom natürlich auch keine weiße Weihnacht. Die Bilder, die wir so im Kopf haben, gibt es hier gar nicht.

domradio.de: Der Papst hat gestern seine Weihnachtsansprache gehalten. Wie im vergangenen Jahr hat er sich an seine Kurienmitarbeiter gewandt. Dieses Jahr waren seine Worte milder, kann man das so sagen?

Hagenkord: Die Worte waren milder. Im Prinzip hat er über dieselbe Sache gesprochen. Letztes Jahr waren es die 15 Kurienkrankheiten. Diesmal waren es Tugenden, die er benannt hat. Er spricht über Reformen, er will Reformen. Das hat er gestern noch einmal ganz deutlich gesagt. Er möchte, dass die Art und Weise, wie Kirche ist, sich ändert. Nicht, weil sie sich jetzt ändern muss, sondern weil sich ständig ändern muss. Dazu gibt er Rezepte, oder in seinen Worten "Antibiotikum" gegen die Krankheiten, die er letztes Jahr genannt hat. Er will schon sehr deutlich machen, wie er sich vorstellt, dass im Vatikan und in der Kirche agiert wird. Da hat er eine klare Liste gemacht. Die ist aber nicht weniger anstrengend, als die Liste der Krankheiten vom vergangenen Jahr.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR