Weiter Streit in serbisch-orthodoxer Diözese Deutschlands

Belgrad schickt erneut Kontrolleure

Ein Bischof entlässt seinen Generalvikar, unter den Gläubigen rumort es, man streitet um Geld: die Leitung der serbisch-orthodoxen Kirche in Deutschland steht - zum wiederholten Mal - in der Kritik.

Autor/in:
Oliver Hinz
Kreuze auf einer griechisch-orthodoxen Kirche / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Kreuze auf einer griechisch-orthodoxen Kirche / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Die deutsche Diözese der serbisch-orthodoxen Kirche kommt nicht zur Ruhe. Ein Sprecher bestätigte in Hildesheim der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass das oberste Leitungsgremium der Kirche, die Synode in Belgrad, eine Prüfung aller strittigen Sachverhalte in der Diözese anordnen wolle. Die Synode werde dazu eine Kommission berufen.

Der in Hildesheim residierende Bischof von Deutschland, Sergije Karanovic, hatte am 7. März seinen wichtigsten Mitarbeiter, den langjährigen Generalvikar Milan Pejic, suspendiert. Damit spitzten sich die Querelen in der Diözese weiter zu. Nach KNA-Informationen wandten sich deshalb orthodoxe Christen an den serbischen Patriarchen Irinej in Belgrad.

Entwicklungen waren Thema in Synode

Sergije selbst sei vergangene Woche "auf eigene Initiative nach Belgrad gereist, um die Kirchenführung über die Entwicklung in der Diözese in Kenntnis zu setzen", sagte einer der engsten Mitarbeiter des Bischofs, Diakon Milutin Maric. Die Entwicklung in Deutschland habe der Bischof mit dem Patriarchen und Mitgliedern der Synode erörtert. Einzelheiten nannte Maric nicht.

Der 40 Jahre alte Bischof Sergije ist seit 2014 Bischof von rund einer halben Million serbisch-orthodoxen Christen in Deutschland. Als Abt machte er sich einst um den Ausbau des Klosters Rmanj in Bosnien-Herzegowina verdient. Über Erfahrung in der Leitung einer Diözese verfügte er jedoch nicht. Irinej (85) weihte Sergije erst wenige Wochen vor dessen Amtseinführung in Hildesheim zum Bischof.

An der Spitze der deutschen Diözese folgte er auf Bischof Konstantin Djokic (67), der im Dezember 2012 ohne Angabe von Gründen vom Führungsgremium der Kirche suspendiert worden war. Schon damals schickte Belgrad Kontrolleure nach Hildesheim. Trotz seines hohen Alters sprang vorübergehend das Kirchenoberhaupt aus Belgrad selbst als Administrator der Diözese ein.

"Erwiesener Verstoß gegen die kirchliche Ordnung"

Sergije hatte die Suspendierung des Generalvikars mit "erwiesenem Verstoß gegen die kirchliche Ordnung" begründet. Dessen ungeachtet soll Pejic weiter Gemeindepfarrer in Hannover bleiben. Gegner des Bischofs machen derweil Sergije für eine angebliche Finanzkrise der Diözese mitverantwortlich. Ein Sprecher wies den Vorwurf zurück. Die als eingetragener Verein organisierte Diözese unterliege den "strengen Auflagen des Finanzamtes bezüglich der Gemeinnützigkeit" und werde vom deutschen Staat und den Gremien der Diözese regelmäßig kontrolliert.

In serbisch-orthodoxen Kirchenkreisen war zuletzt von einem Zerwürfnis des Bischofs mit dem Diözesanrat die Rede. Der Bistumssprecher dementierte jedoch die Darstellung, dass der Bischof das oberste Laiengremium lahmgelegt habe: "Der Diözesanrat ist weder aufgelöst noch werden seine Sitzungen vom Bischof unterbunden."

Durchsuchung des Pfarrbüros

Mit einem der KNA vorliegenden Dekret hatte Sergije eine Durchsuchung des Pfarrbüros von Pejic in Hannover durchgesetzt: "Zu durchsuchen ist das komplette Archiv, der Computer und der E-Mail-Account der Kirchengemeinde in Hannover sowie die E-Mails der Kirchengemeinde und des Priesters, zwecks Überprüfung auf Missbrauch und zur Feststellung des Sachverhaltes bezüglich der unerhörten Ereignisse und der unangemessenen Kommentare in den Medien, gerichtet gegen die Kirche, den Bischof, gegen die Geistlichen und die Angestellten der Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland." Sollte jemand dem Dekret nicht Folge leisten, werde gegen den Betreffenden ein "kirchengerichtliches Verfahren" eingeleitet.

Der Streit erschwert schlimmstenfalls die Anerkennung der serbisch-orthodoxen Diözese als Körperschaft des öffentlichen Rechts durch die niedersächsische Landesregierung, um die man sich seit 19 Jahren bemüht. Diese brächte unter anderem das Recht mit sich, Kirchensteuer zu erheben. Für unnötige Irritationen sorgte bereits, dass der Bischof voriges Jahr bei der Kirchenspitze in Belgrad durchgesetzt hat, dass er den neuen Titel "Bischof von Frankfurt und ganz Deutschland" trägt und ebenso das Bistum "Frankfurt und ganz Deutschland" heißt. Ein tatsächlicher Umzug von Hildesheim nach Frankfurt wurde aber abgeblasen.


Quelle:
KNA