Weiterer FARC-Anführer getötet - Experten: Uribe hat regionalen Frieden gefährdet

Kolumbien, Ecuador und Venezuela legen Streit bei

Kolumbien, Ecuador und Venezuela haben ihre schwere diplomatische Krise für beendet erklärt. Der Streit sei beigelegt, sagte der ecuadorianische Präsident Rafael Correa nach Medienberichten beim Gipfel der Rio-Gruppe am Freitagabend (Ortszeit) in Santo Domingo. Zuvor hatte sich der kolumbianische Staatschef Álvaro Uribe für den Angriff seiner Streitkräfte auf ein Camp der FARC-Guerilla in Ecuador entschuldigt, der vor einer Woche den Konflikt ausgelöst hatte. Correa, Uribe und Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der in der Krise Ecuador unterstützt hatte, gaben sich die Hand.

 (DR)

Während des Treffens in der Dominikanischen Republik nahm Uribe auch den Vorwurf zurück, Chávez unterstütze die «Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens» (FARC). Vor wenigen Tagen hatte der kolumbianische Präsident noch angekündigt, er werde seinen venezolanischen Amtskollegen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag als «Unterstützer von Völkermördern» anklagen.

Auch Chávez zeigte sich versöhnlich: «Lassen Sie uns das beenden», sagte er mit Blick auf die Feindseligkeiten der vergangenen Woche.
Während der Krise hatte Venezuela Truppen an der Grenze zu Kolumbien aufmarschieren lassen.

Correa mahnte jedoch auch, ein Händedruck werde die Konflikte in der Region nicht endgültig lösen. Das eigentliche Problem sei der seit Jahrzehnten währende kolumbianische Bürgerkrieg, in den Nachbarländer wie Ecuador und Venezuela hineingezogen würden.

Bei dem kolumbianischen Angriff auf das Rebellenlager in Ecuador am Samstag vergangener Woche waren der stellvertretende Anführer der FARC, Raúl Reyes, und weitere Aufständische getötet worden.
Inzwischen leitete die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) eine Untersuchung zu der diplomatischen Krise ein.

Unterdessen meldete die kolumbianische Regierung den Tod eines weiteren FARC-Kommandanten. Iván Ríos, Mitglied des siebenköpfigen Sekretariats der Rebellengruppe, sei von eigenen Leuten umgebracht worden. Ein Leibwächter von Ríos habe der Armee in der Provinz Caldas am Donnerstag eine abgeschnittene Hand des Kommandanten übergeben.
Die Rebellen in der Region, die vom kolumbianischen Heer umzingelt waren, wollten mit dem Mord den Angaben zufolge offenbar der Armee entgegenkommen und einen Angriff verhindern.

Nach dem Gipfel in Santo Domingo besuchte Chávez überraschend den früheren kubanischen Staatschef Fidel Castro in Havanna. Anschließend sagte er im kubanischen Staatsfernsehen, die Beilegung der Krise sei ein «großer Triumph» für Lateinamerika. Der einzige Verlierer nach der friedlichen Einigung zwischen Kolumbien, Ecuador und Venezuela seien die USA. Deren Versuch, «Lateinamerika zu destabilisieren», sei gescheitert. Die USA unterstützen Kolumbien im Kampf gegen die FARC.

Experten sprachen am Wochenende von schweren Fehlern, die der kolumbianische Präsident Uribe begangen habe und die zu der Krise geführt hätten. Uribes «kriegerische Strategie» habe sich als Gefahr für den regionalen Frieden erwiesen, sagte der in Mexiko lehrende deutsche Soziologe Heinz Dietrich örtlichen Medien.

Der nicaraguanische Soziologe Óscar René Vargas erklärte, die mit den USA verbündete kolumbianische Regierung habe versucht, die Linksregierungen in Ecuador und Venezuela zu destabilisieren.
Erreicht worden sei aber das Gegenteil. Uribe sei in Lateinamerika noch mehr isoliert als zuvor.