"Das dürfen wir nicht hinnehmen", sagte er am Sonntag in seiner Predigt im Mainzer Dom: "Es kann nicht sein, dass wir Fassenacht feiern, schunkeln, uns umarmen und feiern, und uns daran gewöhnen, dass in unserer Gesellschaft Menschen verächtlich gemacht werden, dass Hass und Gewalt nicht nur die Sprache beherrschen, sondern zunehmend auch zur Tat werden."
Zum Beginn des Gottesdienstes für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht im vollbesetzen Dom sagte Kohlgraf. "Wir halten heute Morgen auch inne und bringen die Menschen vor Gott, die Opfer von Hass und Gewalt geworden sind, zuletzt in Hanau." Der Glaube an den einen Gott möge helfen, "uns wieder mehr als Brüder und Schwestern zu erfahren und so zu leben. Das müssen wir unseren Kindern mitgeben."
"Welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen?"
Die Gesellschaft brauche ein gemeinsames Wertefundament, ergänzte der Bischof: "Das aber kann man nicht verordnen, darum müssen wir ringen." Mit Blick auf die von der Initiative "Fridays for Future"gestellte Frage "Welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen?" plädierte Kohlgraf dafür, das Anliegen um die Frage zu erweitern: "Welche Kinder wollen wir dieser Welt hinterlassen?".
Wörtlich sagte der Bischof weiter: "Ich mache mir Sorgen darum, dass wir zunehmend Kinder ohne Glauben an Gott groß werden lassen, zumindest ohne Glauben an den Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, den wir als unser aller Vater bekennen. Eine Welt mit Menschen, für die Gott kein Thema mehr ist, will ich mir nicht vorstellen." Die Weitergabe des Glaubens sollte Christen keine Ruhe lassen: "Da geht es um mehr als um Werte. Es geht um ein Fundament, um eine gemeinsame Hoffnung, eine Liebe, die uns verbindet."
Kohlgraf ergänzte, dass er den Gottesdienst auch deshalb feiere, um zu bezeugen, dass es an den närrischen Tagen "nicht nur um die besinnungslose Ausgelassenheit gehen kann, sondern um die Feier des Menschseins als Schwestern und Brüder, als Kinder eines Vaters". Ausdrücklich dankte er den Einsatzkräften von Polizei und Rettungsdiensten für ihren Dienst in diesen Tagen.