Weltgesundheitsorganisation hat Malaria-Impfkampagne unterbrochen

"Eine Katastrophe für die Dritte Welt"

Die Finanzkrise wirke sich unmittelbar auf die Budgets der UN-Organisationen aus, sagte der Schweizer Buchautor und Menschenrechte-Politiker Jean Ziegler in der "Frankfurter Rundschau". "Die Weltgesundheitsorganisation hat die Malaria-Impfkampagne unterbrochen. Das ist eine Katastrophe für die Dritte Welt."

 (DR)

Die schrumpfenden Budgets der UN und anderer Hilfsorganisationen treffen die Menschen in den armen Regionen jetzt besonders hart. Die explodierenden Nahrungsmittelpreise hatten die Versorgung der Menschen in den Krisenregionen schon im Sommer massiv gefährdet. Durch die Finanzkrise wird die Situation jetzt noch einmal verschärft.

Blick über den Tellerrand nötig
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dafür geworben, in Zeiten der Finanzkrise die Entwicklungsländer nicht zu vergessen. Die Folgewirkungen der Turbulenzen auf dem Finanzmarkt und der gestiegenen Nahrungsmittelpreise auf die armen Länder seien noch gar nicht abzusehen, warnte Merkel am Dienstag bei einem Treffen mit Vertretern von mehr als 30 Nichtregierungsorganisationen im Kanzleramt. Miteinander müssten Regierung und Hilfsorganisationen auch in dieser Zeit für den Blick über den eigenen Tellerrand eintreten.

Nach UN-Angaben sind zur Zeit 920 Millionen Menschen unterernährt. 2007 waren es noch 854 Millionen Menschen. Seit der Nahrungsmittelkrise im Sommer 2008 leiden demnach acht Prozent mehr Menschen  an Hunger. Gegenüber der Frankfurter Rundschau macht Jean Ziegler für diese Entwicklung neben Biotreibstoffen und den westlichen Agrarsubventionen vor allem die Spekulanten an den Rohstoffbörsen verantwortlich.

Nahrungsmittel-Spekulanten bestrafen
«Die Spekulanten sollten jetzt vor ein Tribunal kommen, wie die Nazi-Verbrecher nach dem Krieg in Nürnberg angeklagt wurden», spitzte Ziegler seine Kritik in der «Frankfurter Rundschau» zu. «Mit Spekulationsgeschäften hätten Hedgefonds die Preise für Reis, Mais und Getreide hinaufgetrieben. »Das hat unter anderem dazu geführt, dass alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren verhungert«, so Ziegler, der bis Anfang des Jahres UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Nahrung tätig war.

Im März diesen Jahres wurde der 2002 emeritierte Soziologie Professor in den beratenden Ausschuss des UN- Menschenrechtsrats gewählt.