Weltklimarat fordert schnelle Energiewende

"Es kostet uns die Welt, wenn wir nicht handeln"

Der Klimawandel kann gestoppt werden. Dafür muss aber weltweit der Ausstoß von Treibhausgasen drastisch reduziert werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Weltklimarat. Er fordert die Länder zu schnellem Handeln auf.

Unsere Erde ist bedroht (dpa)
Unsere Erde ist bedroht / ( dpa )

Die Erderwärmung lässt sich nach Ansicht des Weltklimarats durch eine weltweite Energiewende bremsen. Dafür sollte der Ausstoß von Treibhausgasen in den nächsten Jahrzehnten drastisch reduziert werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Weltklimarat (IPCC) in seinem am Sonntag in Berlin veröffentlichten Bericht. Das UN-Gremium rief die Staatengemeinschaft zu raschem Handeln auf. Nur so könnten die Kosten für den Umstieg minimiert und der Handlungsspielraum erhöht werden.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) erklärten gemeinsam zum neuen IPCC-Bericht, der Schlüssel für mehr Klimaschutz sei ein grundlegender Umbau der Energieversorgung. Notwendig sei eine "globale Energiewende", so die Ministerinnen.

Atomstrom nicht ausgeschlossen

Die IPCC-Experten verlangen grundsätzlich, dass die Länder weniger Kohle, Gas und Öl verbrennen und stattdessen mehr auf erneuerbare Energien setzen. Als alternative Energiequelle schließen die Experten auch Atomstrom nicht aus. Nur wenn die Treibhausgase bis 2050 um 40 bis 70 Prozent gegenüber 2010 reduziert werden, könne eine Erwärmung von mehr als zwei Grad Celsius verhindert werden, heißt es in dem neuen Sachstandsbericht. Nach Angaben des deutschen Klima-Experten und Mitautors Ottmar Edenhofer bedarf es dafür "ganz neuer und breit aufgestellter Technologien, aber auch Atomenergie".

Wendepunkt Fukushima

Kernkraftwerke könnten nach Meinung der Experten einen "zunehmenden Beitrag" für eine kohlenstoffarme Energieversorgung leisten. Dieser Weg berge jedoch auch Risiken, heißt es. An dem Bericht arbeiteten 235 sogenannte Leitautoren aus 58 Ländern. Sie rangen tagelang mit Regierungsvertretern um Formulierungen, was nicht zuletzt die Äußerungen zur Atomenergie erklärt. Deutschland hatte nach dem Unglück im japanischen Kernkraftwerk Fukushima 2011 seinen Atomausstieg beschlossen.

Abholzung der Wälder stoppen

Die Experten sehen ihre Erkenntnisse als Empfehlungen an die Politik, wie sie bei der Präsentation ihrer Ergebnisse immer wieder betonten. So sollte die Staatengemeinschaft den Anteil nicht-fossiler Energieträger an der Stromerzeugung bis 2050 auf mehr als 80 Prozent erhöhen. Zudem fordern sie, dass die Abholzung von Wäldern zumindest verlangsamt, bestenfalls gestoppt wird. Durch Aufforstung könnten Flächen dafür genutzt werden, Kohlendioxid aus der Luft zu ziehen.

Aber auch Biomasse und die in Deutschland umstrittene Gewinnung von Schiefergas sehen die Wissenschaftler als Weg zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes.

Energiewende nicht so teuer wie befürchtet

Bei allem drängen zur Eile: "Es kostet uns die Welt, wenn wir nicht handeln", gab der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, zu bedenken. Wenn die Staaten in den nächsten Jahren nicht handelten, würden die notwendigen Anstrengungen zwischen 2030 und 2050 umso größer. Ohnehin käme ein Umsteuern in der Energiepolitik nach Auffassung des UN-Gremiums weitaus weniger teuer als von der Wirtschaft befürchtet. Ein "ehrgeiziger Umstieg" würde bei einem globalen Wirtschaftswachstum von 1,6 bis 3 Prozent um lediglich 0,06 Prozentpunkte pro Jahr abschwächen, heißt es in dem Bericht.

Es ist noch nicht zu spät

Hilfsorganisationen und Umweltschützer interpretierten die Daten der Wissenschaftler auch als Aufforderungen an die Politik für ein schnelles Gegensteuern in der Klimapolitik. Es sei noch nicht zu spät, um einen katastrophalen Klimawandel zu verhindern, erklärte die Klima-Expertin von "Brot für die Welt", Sabine Minninger. Es müsse aber sofort gehandelt werden, unterstrich Sam Smith von der Naturschutzorganisation WWF. Die Bundesregierung müsse sich für ambitionierte EU-Klimaziele für die Zeit nach 2020 einsetzen, unterstrich Lutz Weischer von Germanwatch. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Treibhausgas-Einsparungen von 40 Prozent reichten nicht aus.

Die Hilfsorganisation CARE Deutschland-Luxemburg forderte die Bundesregierung auf, mehr Geld für internationale Klimaprojekte bereitzustellen. Zudem solle Deutschland aus der Finanzierung von Kohlekraftwerken in Entwicklungsländern aussteigen.


Quelle:
epd