Das Jahr ist noch nicht zu Ende und die Liste der Naturkatastrophen ist bereits lang: Die anhaltende Dürre in Ostafrika, das Erdbeben in Mexiko, Hurrikans, die über die Karibik und die USA hinwegfegten und nicht zuletzt die Stürme Herwart und Xavier, die auch hierzulande schwerste Schäden anrichteten, setzten der Weltbevölkerung zu. Doch es gibt gute Nachrichten, denn laut Weltrisikobericht 2017 sind die Menschen besser auf solche Naturgefahren wie Wirbelstürme oder Erdbeben vorbereitet als noch vor fünf Jahren.
Viele Ländern hätten aus früheren Katastrophen gelernt und die Prävention verbessert, erläuterte Geschäftsführer Peter Mucke am Donnerstag bei der Vorstellung des Berichts. Bereits zum siebten Mal hat das "Bündnis Entwicklung Hilft", dem unter anderem die beiden kirchlichen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt angehören, die weltweiten Risiken analysiert und verglichen.
Erstmals Bilanz der vergangenen Jahre
Bisher hatten die Ausgaben immer einen Schwerpunkt, untersuchten etwa den Zusammenhang von "Ernährungssicherheit" und Katastrophenrisiko oder beschäftigten sich mit dem Risikoraum "Stadt". Der neue Bericht bilanziert hingegen erstmals die vergangenen fünf Jahre. Dazu wurden die Weltrisikoindizes der Jahre 2012 bis 2016 ausgewertet.
Grund für die neuen Art des Berichts ist ein Wechsel des Kooperationspartner, wie die Bündnisvorsitzende Simone Pott von der Welthungerhilfe erläuterte. Wurde der Index bisher in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen in Bonn erstellt, übernimmt künftig das Bochumer Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht diese Aufgabe.
Daten zu Naturereignissen wurden im Bericht verarbeitet
Der Index berechnet sich aus der Wahrscheinlichkeit, mit der eine Region von extremen Naturereignissen heimgesucht wird und der Fähigkeit eines Land mit einer solchen Katastrophe umzugehen. Die Studienautoren berücksichtigten 28 Indikatoren wie medizinische Versorgung, Frühwarnsysteme oder Infrastruktur. Trotz dieser differenzierten Vorgehensweise sieht Mucke auch Grenzen: "Da wir mit Daten rechnen, können wir Faktoren wie die Wohnsituation der Menschen oder die Nachbarschaftshilfe nicht beachten."
Der im Südpazifik liegende Inselstaat Vanuatu führt den Index wie in den vergangenen Jahren weiter an. Bei ihm ist die Wahrscheinlichkeit für ein extremes Naturereignis besonders hoch. Hinzu kommt, dass das Land Schwierigkeiten hat, solche akuten Katastrophen zu bewältigen.
Insel- und Küstenstaaten mit hohem Risiko
Auch die Inselstaaten Tonga und die Philippinen stehen im Risikoindex weit oben. Fidschi, eigentlicher Konferenzleiter des am Montag in Bonn beginnenden Klimagipfels, liegt auf Rang 15, Deutschland auf Platz 146. Ein grundsätzlich sehr hohes Katastrophenrisiko haben dem Bericht zufolge Mittelamerika, West- und Zentralafrika sowie Südostasien und Ozeanien. In Europa ist dieses Risiko vergleichsweise sehr gering.
Besonders in Insel- und Küstenstaaten ist die Wahrscheinlichkeit eines extremen Naturereignisses hoch. Hier bedrohen Wirbelstürme, Überschwemmungen oder der ansteigende Meeresspiegel die Bewohner. Die Küstenregionen sind zudem dicht besiedelt. Deshalb sei in diesen Region ein Katastrophenschutz sehr wichtig, so die Studienautoren.
Mehr Naturkatastrophen erwartet
Afrikanischen Ländern fällt es hingegen schwer, mit solchen Gefährdungen umzugehen. In Liberia und Sambia ist das Risiko für eine Naturkatastrophe zwar gering. Kommt es aber etwa zu einem Erdbeben, sind die Folgen meist dramatisch, da etwa die medizinische Versorgung schlecht ist und die Menschen zu wenig Geld haben, erdbebensichere Häuser zu bauen.
Mucke geht davon aus, dass durch den Klimawandel das Risiko für Naturkatastrophen noch weiter steigt. Er warnte daher vor einem "falschen Optimismus". Extreme Wetterereignisse wie Stürme und Starkregen hätten auffallend zugenommen. Der Entwicklungsexperte erwartet, dass Klimaextreme wie langanhaltende Dürren in Zukunft häufiger vorkommen werden. Die internationale Gemeinschaft müsse sich verpflichten, die Folgen des Klimawandels einzudämmen.