Welttag gegen Kinderarbeit

Der Kindheit beraubt 

Zum Welttag gegen Kinderarbeit an diesem Sonntag fordern Hilfswerke, Kirchenvertreter und Politikerinnen die internationale Gemeinschaft auf, stärker gegen Kinderarbeit vorzugehen.

Kinderarbeit in einer Ziegelfabrik / © HTWE (shutterstock)
Kinderarbeit in einer Ziegelfabrik / © HTWE ( shutterstock )

"Das Handeln der Erwachsenen und die Entscheidungen der Politik werden auf dem Rücken der Kinder ausgetragen", sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick.

Erzbischof Ludwig Schick / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Ludwig Schick / © Harald Oppitz ( KNA )

Mädchen und Jungen würden unter anderem wegen zunehmender bewaffneter Konflikte und Naturkatastrophen "ihrer Kindheit beraubt".

Erzbischof Ludwig Schick

"Kinder sollten die Welt erkunden, spielen, lachen, toben, anstatt in jungen Jahren schon die schwere Last des Lebens auf ihren Schultern zu tragen."

Bei der Verwirklichung der Kinderrechte nach der UN-Kinderrechtskonvention könne es keine Kompromissbereitschaft geben, betonte Schick. "Kinder sollten die Welt erkunden, spielen, lachen, toben, anstatt in jungen Jahren schon die schwere Last des Lebens auf ihren Schultern zu tragen."

Ausbeutung wird größer

Rund 160 Millionen Jungen und Mädchen verrichten nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und des Kinderhilfswerks Unicef derzeit schwere Arbeit und werden ausgebeutet. Zudem würden sie wegen der steigenden Armut wieder vermehrt von ihren Familien zur Arbeit gezwungen. Bis zum Jahresende könnten weitere neun Millionen Kinder betroffen sein, warnte das UN-Kinderhilfswerk. 

Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" warnte vor einem Anstieg der Ausbeutung von Kindern insbesondere in Afrika. In Ländern wie Somalia und Kenia werde die Not für Familien durch anhaltende Dürren, Heuschreckenplagen, ausbleibende Weizenlieferungen und steigende Preise wegen des Ukraine-Krieges derzeit immer größer. Viele Eltern seien auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen, um die Familie zu ernähren. "Die Sternsinger" rufen zum Kauf ausschließlich fair gehandelter Produkte aus Afrika auf.

Die Menschenrechtsorganisation Terres des Hommes und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußerten konkrete Anforderungen an Unternehmen und Regierungen. So sollten sich Unternehmen gegen Kinderarbeit beim Abbau des Minerals Mica einsetzen, erklärte Terre des Hommes. In Indien schürften rund 30.000 Kinder das Mineral, das in der Auto-, Elektronik- und Kosmetikbranche weiterverarbeitet werde. Die indische Regierung müsse Arbeitsrechte und Mindestlöhne auch für diesen Sektor umsetzen und die Korruption bekämpfen.

Konsum hängt viel von Kindern ab

Am Samstag erklärte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD): "Unser Konsum darf nicht länger zur Ausbeutung von Kindern in ärmeren Ländern beitragen." 

Svenja Schulze, SPD / © Kay Nietfeld (dpa)
Svenja Schulze, SPD / © Kay Nietfeld ( dpa )

Das deutsche Lieferkettengesetz sei ein wichtiger Schritt gegen Kinderarbeit. Der nächste Schritt müsse aber bald auf europäischer Ebene folgen mit einem starken EU-Lieferkettengesetz.

"Wenn das Einkommen der Familie nicht zum Überleben reicht, werden Kinder zum Arbeiten gezwungen", beklagte die Ministerin: "Deswegen setzen wir uns für existenzsichernde Löhne und den Auf- und Ausbau sozialer Sicherungssysteme in unseren Partnerländern ein.

Denn das ist ein Schlüssel für nachhaltige Armutsbekämpfung und ein Weg zur Beendigung von ausbeuterischer Kinderarbeit."

 

 

Quelle:
KNA